Heinold Fast

Heinold Fast

Heinold Fast (* am 17. März 1929 in Emden) ist ein mennonitischer Theologe, emeritierter Pastor und Forscher auf dem Gebiet der reformatorischen Täuferbewegung und der mennonitischen Geschichte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heinold Fast entstammt einer mennonitischen Familie, deren Vorfahren väterlicherseits ursprünglich in einer deutschen Mennonitenkolonie in der Ukraine ansässig waren. Die mütterlichen Vorfahren waren ebenfalls Mennoniten und stammten aus Worms. Sein Vater war der Volksschullehrer und Pastor Lic. theol. Abraham Fast, seine Mutter Luise Händiges. Während eines Besuchs seiner Eltern in Worms brach der Erste Weltkrieg aus. Fasts Vater wurde für kurze Zeit interniert und bewarb sich nach seiner Freilassung auf die vakante Pastorenstelle der Mennonitengemeinde Emden. 1918 wurde er dort in den Predigtdienst eingeführt. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Betreuung der Mennonitengemeinden in Leer, Norden und Gronau.

Seine Kindheit verbrachte Heinold Fast in Emden. Zu Anfang seiner Jugendzeit verlegten seine Eltern den Wohnsitz nach Leer. Hier absolvierte Fast seine gymnasiale Ausbildung mit dem Abitur und entschied sich für das Studium der Evangelischen Theologie. Sein Ausbildungsweg führte ihn zunächst in die Vereinigten Staaten und anschließend an die Universitäten Göttingen und Heidelberg. Hier schloss er 1957 sein Studium mit einer Dissertation zum Thema Heinrich Bullinger und die Täufer ab.

Frisch promoviert, übernahm er das Pastorenamt seines Vaters. Neben der örtlichen Gemeindearbeit wirkte er über 25 Jahre in der Leitung der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden. Insgesamt zwölf Jahre war er deren Vorsitzender. Auch auf internationaler Ebene war Heinold Fast tätig. Er war Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz (CFK), an deren I. Allchristlicher Friedensversammlung er 1961 in Prag teilnahm. Von 1972 bis 1978 gehörte er zum Präsidium der Mennonitischen Weltkonferenz. Ein weiterer Schwerpunkt seiner pastoralen Arbeit lag in der Betreuung mennonitischer Theologiestudenten, für die er u. a. jährliche Tagungen veranstaltete.[1] Ehrenamtlich wirkte Heinold Fast viele Jahre als Leiter der bedeutenden evangelisch-reformierten Johannes a Lasco Bibliothek in Emden.

Nach 35 Dienstjahren ging Fast 1992 in den Ruhestand. Er lebt in Berum / Ostfriesland.

Bedeutung

Weit über den Kreis seiner mennonitischen Gemeinschaft hinaus wurde Heinold Fast durch seine Forschungsarbeit auf dem Gebiet der frühen Täuferbewegung bekannt. Sein 1962 in Bremen erschienenes Buch Der linke Flügel der Reformation gilt in diesem Bereich als einführendes Standardwerk. Hier einige seiner Werke in Auswahl:

Täufergeschichte

  • Quellen zur Geschichte der Täufer, Bd. 17: Briefe und Schriften oberdeutscher Täufer 1527 - 1555, Gütersloh 2007
  • (Hrsg.) Quellen zur Geschichte der Täufer in der Schweiz, Bd. 2: Ostschweiz, Zürich 1973
  • Hans Krüsis Büchlein über Glauben und Taufe, - In: Zwingliana, Bd. XI, Heft 7, 1962
  • Der linke Flügel der Reformation. Glaubenszeugnisse der Täufer, Spiritualisten, Schwärmer und Antitrinitarier (Klassiker des Protestantismus, Bd. 4), Bremen, 1962
  • Die Sonderstellung der Täufer in St. Gallen und Appenzell - In: Zwingliana, Bd. XI, Heft 4, 1960, Nr. 2
  • Heinrich Bullinger und die Täufer. Ein Beitrag zur Historiographie und Theologie im 16. Jahrhundert (Dissertation), Weierhof (Pfalz), 1959

Mennonitische Geschichte

  • Konfessionsprofil und Toleranz in Ostfriesland in mennonitischer Sicht 1795 - 1957 - In: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte, Bd. 96 (1998), S.89-96
  • Die Mennoniten und die Gründung von Neustadtgödens - In: Mennonitische Geschichtsblätter, Bd. 52 (1995), S.85-100
  • Artikel Die Mennoniten- In: Evangelisches Kirchenlexikon, Bd 3, 1990, S. 358-361
  • Eine Stimme aus den historischen Friedenskirchen - In: Beiträge zu einer Friedenstheologie, Maxdorf 1982.
  • Die Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden 1886 - 1961, Weierhof (Pfalz), 1961

Sonstiges

  • Und bist's auch nicht. Wilhelmine Siefkes oder: ein Beitrag zum Volkstrauertag und zum Ewigkeitssonntag- In: Mennonitische Blätter, Hamburg, 1975

Literatur

Einzelnachweise

  1. Artikel zur Emeritierung Heinold Fasts in der Ostfriesen-Zeitung vom 28. März 1992.

Weblinks


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