Heinrich Erman

Heinrich Erman

Karl Heinrich Erman (* 15. Januar 1857 in Berlin; † 7. Mai 1940 in Münster (Westfalen)) war ein deutscher Jurist und Hochschullehrer mit dem Forschungsschwerpunkt im Römischen Recht.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Familie

Erman wurde 1857 als Sohn des Physikers und Professors an der Universität Berlin Georg Adolf Erman (1806–1877) in Berlin geboren. Seine Brüder waren der Bibliothekar Wilhelm Erman (1850–1932) und der Ägyptologe Adolf Erman (1854–1937). Sein Sohn war der Jurist und Begründer des gleichnamigen BGB-Kommentars Walter Erman (1904-1982). Er war mit der Enkelin Alexander Herzens verheiratet.

Erman konnte auf eine Ahnenreihe von Akademikern zurückblicken, sein Urgroßvater war der Historiker und protestantische Theologe Jean Pierre Erman (1735-1814), sein Großvater der Physiker und Hochschullehrer an der Universität Berlin Paul Erman (1764-1851).

Leben

Heinrich Erman wurde im Jahre 1883, ohne Habilitation unmittelbar nach seiner Promotion bei Heinrich Dernburg an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität zu Berlin) mit der Dissertationsarbeit zur römischen Rechtsgeschichte mit dem Titel "Zur Geschichte der römischen Quittungen und Solutionsakte", als Professor für römisches Recht an die schweizerische Université de Lausanne berufen. Dort hielt er seit dem Wintersemester 1883/84 Vorlesungen zunächst zum römischen Recht in französischer Sprache und ab dem Wintersemester 1886/87 an der sonst französischsprachigen Hochschule erstmals deutschsprachige Vorlesungen.

Nachdem 1896 in Deutschland das BGB verabschiedet worden war (in Kraft getreten am 1. Januar 1900), hielt Erman ab 1897 Vorlesungen zum neuen deutschen Zivilrecht in Lausanne. Als Erman Lausanne 1902 nach 19 Jahren verließ, wurde auf seinen Antrag an der Universität zu Lausanne ein deutschsprachiger Lehrstuhl für Deutsches Recht eingerichtet, der bis heute besteht. Im Sommersemester 1902 wurde Erman an die neu begründete Juristische Fakultät an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster berufen, an der er von 1908 bis 1909 Rektor und von 1909 bis 1910 Prorektor gewesen ist. Bis zu seiner Emeritierung 1925 beschäftigte er sich dort vornehmlich mit der Bodenreform der Weimarer Reichsverfassung und verfasste dazu mehrere Schriften. Seit 1920 gehörte Erman zum engeren Vorstand des Bundes Deutscher Bodenreformer. Ab 1924 war er stellvertretender Vorsitzender. Nach seiner Emeritierung übernahm Erman 1928 noch einmal die Vorlesungen für deutsches und römisches Recht an der Universität zu Lausanne und kehrte 1933 nach Münster zurück, wo er im Mai 1940 verstarb.

Werke

  • Zur Geschichte der römischen Quittungen und Solutionsakte. (Dissertation) mit einem Vorwort seines Doktorvaters Heinrich Dernburg. Berlin, Puttkammer & Mühlbrecht 1883
  • Das römische Recht, 1884 bis 1894. Leipzig, Hinrich 1895
  • Servus vicarius - l'esclave de l'esclave romain. (Nachdr. d. Ausg.) Lausanne, 1896
  • Die pompejanischen Wachstafeln. Weimar, Böhlau 1899
  • D. (44,2) 21 § 4 - mélanges Ch. Appleton; etudes de droit classique et Byzantin. Annales de l'Université de Lyon, S. 204 - 303. Lyon, Rey 1903
  • Erbbaurecht und Kleinwohnungsbau. Münster i. W., Obertüschen 1907
  • Zur Behandlung der Aktionen in den nachklassischen Rechtsbüchern. 1907
  • Von der Münsterschen zur Westfälischen Universität! Münster i. W., Obertüschen 1909
  • Pignus hypothecave. Paris, Rousseau 1912
  • Das neue Bodenrecht (Artikel 155 der Reichsverfassung) - Abhandlungen aus d. Siedlungsseminar d. Universität Münster. (Zeitschrift, hrsg. von Heinrich Erman)
  • Das Erbbaurecht in Frankfurt a. M. Rieth, Joseph. Frankfurt a. M., Blazek & Bergmann, 1916
  • Die Grundzüge für ein Kriegerheimstättengesetz. Berlin, Bodenreform, 1916, 3.-5. Tsd.
  • Volkssiedlung. Berlin SW. 48, Gebr. Mann, 1925
  • Das große Bekenntnis zur deutschen Bodenreform (Zu Adolf Damaschkes 60. Geburtstag). Frankfurt/Oder, Trowitzsch & Sohn, 1926
  • Das große Bekenntnisbuch der deutschen Bodenreform. Frankfurt/Oder, Trowitzsch & Sohn 1926
  • Erlebtes und Erstrebtes. 1927
  • Die Bodenreform in der Reichsverfassung. Berlin, Reimar Hobbing, 1930
  • Der deutsche Hilfsverein in Lausanne und sein Begründer Hermann Wiener. Lausanne, Frankfurter, 1931

Literatur

  • Bodo Pieroth (Hrsg.): Heinrich und Walter Erman: Dokumentation der Gedenkveranstaltung am 19. September 2004 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Münster. Münster 2005
  • Gratiae Fructus, Festschrift zu Ehren der Universität Lausanne anläßlich des 100 jährigen Bestehens des deutschen Rechtsunterrichts 1997, herausgegeben von der Société d’Étudiants Germania Lausanne (enthält u.a. einschlägige Beiträge ehemaliger Inhaber des Lausanner Lehrstuhls für deutsches Recht, Professoren Karl Heinz Neumayer, Ulrich Immenga und Fritz Sturm)
  • Max Kaser: In Memoriam Heinrich Erman. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (romanistische Abteilung) Nr. 61, S. 497-503. 1941

Weblinks


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