Heinrich VI. (Schlesien)

Heinrich VI. (Schlesien)
Farbrekonstruktion des Hochgrabs Heinrichs VI. nach Albrecht Bräuer
Siegel Heinrichs VI.

Heinrich VI. (auch: Heinrich der Gute; * 18. März 1294; † 24. November 1335) war ab 1311 bis zu seinem Tode Herzog von Breslau.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Heinrich entstammte dem schlesischen Geschlecht der Piasten. Seine Eltern waren Herzog Heinrich V. († 1296) von Liegnitz und Breslau sowie Elisabeth († 1304), Tochter des Herzogs Boleslaw von Kalisch. Heinrich hatte folgende Geschwister:

1310 vermählte sich Heinrich mit Anna († 1327), Tochter des deutschen Königs Albrecht I., Witwe des 1308 verstorbenen Markgrafen Hermann von Brandenburg. Der Ehe mit Heinrich entstammten drei Töchter:

  • Elisabeth († 1328), heiratete 1322 Herzog Konrad I. von Oels († 1366)
  • Euphemia († nach 1383), heiratete vor 1325 Herzog Boleslaw I. von Falkenberg († ~ 1361–1365)
  • Margarethe († vermutlich 1379), Äbtissin des Breslauer Klarissenklosters

Leben

Nach dem frühen Tod seines Vaters 1296 wurde dessen Bruder Bolko I. zum Vormund über Heinrich und seine minderjährigen Geschwister bestellt. Da Bolko I. bereits 1301 verstarb, übernahm die Vormundschaft der böhmische König Wenzel II., dem damit ein weiterer Einfluss in Schlesien gelang.

Nach König Wenzels Tod 1305 übernahm Heinrichs älterer Bruder Boleslaw unter der Vormundschaft des Breslauer Bischofs Heinrich von Würben die Regierung seines Herzogtums zugleich für seine jüngeren Brüder. 1311 wurde das väterliche Erbe geteilt. Heinrich wurde Breslau zugewiesen, das nur noch aus den Kreisen Breslau und Neumarkt bestand. Boleslaw erhielt das Herzogtum Brieg-Grottkau, der jüngere Wladislaus erhielt Liegnitz. Da Breslau höher bewertet wurde, musste Heinrich zum Ausgleich an beide eine Geldsumme bezahlen. Schon bald gerieten Heinrich und Wladislaus in Streitigkeiten mit Boleslaw, der ständig versuchte, seine Macht auszudehnen und das Erbe seiner Brüder zu schmälern. Wladislaus musste ihm Liegnitz abtreten, und von Heinrich verlangte er einen Ländertausch, was dieser jedoch ablehnte.

Als treuer Anhänger der Habsburger unternahm Heinrich 1314 einen Feldzug bis an den Rhein, um den Thronanspruch seines Schwagers Friedrichs des Schönen zu verteidigen. Bei den Auseinandersetzungen um das Erbe des 1321 verstorbenen Oelser Herzogs Boleslaw von Glogau einigte sich Heinrich mit dessen Bruder Konrad I., mit dem er seine Tochter Elisabeth verheiratete. Mit dem Versprechen des Heimfalls an Konrad erhielt Heinrich Oels als Pfand sowie eine lebenslange Nutznießung für Prausnitz und Trachenberg. Wegen der Streitereien mit seinem Bruder Boleslaw hielt Heinrich dieses Versprechen jedoch nicht ein. Am 20. April 1324 übergab er sein Land als Lehen an den deutschen König Ludwig den Bayern, mit dem er sich kurz vorher versöhnte. Ludwig versprach ihm zwar die weibliche Erbfolge für Heinrichs Töchter und deren Mutter, schützte ihn jedoch nicht gegenüber den Ansprüchen von Heinrichs Bruder Boleslaw. Deshalb schloss Heinrich 1326 ein Bündnis mit dem Deutschen Ritterorden, das vor allem gegen den polnischen König Władysław I. Ellenlang gerichtet war. Auf Drängen der Stadt Breslau wandte er sich kurz danach jedoch an den böhmischen König Johann von Luxemburg, dem er am 6. April 1327 sein Herzogtum als Lehen übertrug. Gleichzeitig räumte er diesem das Erbrecht für den Fall ein, dass er (Heinrich) ohne männliche Leibeserben sterben sollte. König Johann reichte Heinrich sein Herzogtum unverzüglich zum lebenslangen Nießbrauch zurück und gewährte ihm aus Dankbarkeit zudem die lebenslange Nutznießung des Glatzer Landes.

Da sich Heinrich wie die meisten schlesischen Herzöge gegen die Erhebung des Peterspfennigs als Pro-Kopf-Steuer wandte, war er 1319–1321 exkommuniziert und sein Land mit dem Interdikt belegt.

Heinrich wurde während seiner Herrschaft großzügig von der Stadt Breslau unterstützt, der er eine Reihe von Privilegien gewährte. Drei Monate vor seinem Tod wurde der Vertrag von Trentschin abgeschlossen, mit dem der polnische König feierlich auf jeden Anspruch Polens auf Schlesien verzichtete. Demzufolge ging Heinrichs Herzogtum ohne jeden Widerspruch in den Besitz der Krone Böhmen über. Heinrich starb als letzter piastischer Herzog von Breslau. Sein Leichnam wurde im dortigen Klarissenkloster bestattet.

Verweise

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich I. (Schlesien) — Heinrich I. (auch: Heinrich I. von Schlesien; Heinrich I. von Polen; Heinrich der Bärtige, polnisch: Henryk I Brodaty; * um 1165 in Glogau; † 19. März 1238 in Crossen an der Oder) war 1201–1238 Herzog von Schlesien und 1232–1238 Herzog von Polen …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich IV. (Schlesien) — Heinrich von Breslau (Codex Manesse, 14. Jahrhundert) Heinrich IV. (auch: Heinrich der Gerechte, polnisch Henryk IV Probus; * um 1256; † 23. Juni 1290) war ab 1270 Herzog von Breslau. Ab 1288 Herzog in Krakau und somit (als Heinrich III.)… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich II. (Schlesien) — Farbrekonstruktion des Hochgrabs Heinrichs II. in der Vinzenzkirche zu Breslau Heinrich II., (auch: Heinrich der Fromme; Heinrich von Schlesien; polnisch: Henryk II Pobożny; * 1196/1207; † 9. April 1241) war Herzog von Schlesien, Herzog von Polen …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich III. (Schlesien) — Heinrich III., genannt der Weiße (polnisch Henryk III. Biały; * 1227/1230; † 3. Dezember 1266) entstammte der Dynastie der Schlesischen Piasten. Von 1248 bis zu seinem Tod war er Herzog von Schlesien–Breslau. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich V. (Schlesien) — Heinrich V. (* um 1248; † 22. Februar 1296) war 1274–1278 Herzog von Jauer, ab 1278 Herzog von Liegnitz und ab 1290 Herzog von Breslau. Herkunft und Familie Heinrich entstammte der schlesischen Linie der Piasten. Seine Eltern waren Herzog… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich VIII. (Schlesien) — Heinrich VIII. von Schlesien Liegnitz Brieg, genannt mit der Schramme (* 1344; † 11. Juli 1399), war der ältestes Sohn der Herzogs Ludwig I. von Schlesien Liegnitz Brieg, dem er nach seinem Tod 1390 im Herzogsamt folgte. Seit 1360 ist er in den… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich IV. (Polen) — Heinrich von Breslau (Codex Manesse, 14. Jahrhundert) Heinrich IV. (auch: Heinrich der Gerechte, polnisch Henryk IV Probus; * um 1256; † 23. Juni 1290) war ab 1270 Herzog in Schlesien Breslau. Ab 1288 Herzog in Krakau und somit (als Heinrich… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich VI — Heinrich hießen folgende Herrscher: Inhaltsverzeichnis 1 Heinrich 1.1 Heinrich I. 1.2 Heinrich II. 1.3 Heinrich III. 1.4 Heinrich IV. 1.5 …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich von Breslau — ist der Name folgender Personen: Heinrich III. (Schlesien) (1227/1230–1266), Herzog von Schlesien–Breslau Heinrich IV. (Schlesien) ( 1256–1290), Herzog in Krakau, Seniorherzog von Polen Heinrich V. (Schlesien) ( 1248–1296), Herzog von Breslau… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich IV. — Heinrich IV. ist der Name mehrerer europäischer Herrscher: Heinrich IV. (HRR), römisch deutscher Kaiser (1084–1106) Heinrich IV. (England), König (1399–1413) Heinrich IV. (Kastilien), König (1425–1474) Heinrich IV. (Frankreich), König (1589–1610) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”