Heinrich I. (Schlesien)

Heinrich I. (Schlesien)

Heinrich I. (auch: Heinrich I. von Schlesien; Heinrich I. von Polen; Heinrich der Bärtige, polnisch: Henryk I Brodaty; * um 1165 in Glogau; † 19. März 1238 in Crossen an der Oder) war 1201–1238 Herzog von Schlesien und 1232–1238 Herzog von Polen.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Heinrich entstammte der schlesischen Linie der Dynastie der Piasten. Seine Eltern waren Bolesław I. „der Lange“ von Schlesien und Adelheid, Tochter des Pfalzgrafen Berengar von Sulzbach. Heinrich hatte drei Brüder und zwei Schwestern., u. a.:

1186 vermählte sich Heinrich mit Hedwig, Tochter des Andechser Grafen Berthold IV. Der Ehe entstammten vier Söhne und drei Töchter, u. a.

  • Heinrich II. († 1241), Herzog von Schlesien
  • Konrad († 1235/37)
  • Gertrud, verlobt mit dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, nach dessen Tod wurde sie Äbtissin von Trebnitz.

Biographie

Nach dem Tode seines Vaters 1201 erbte Heinrich dessen Besitzungen als Alleinerbe. Schon 1202 eroberte sein Onkel Mieszko I. das Gebiet von Oppeln. Mit einem Vergleich vom 22. November d. J. musste ihm Heinrich das Oppelner Land abtreten und gleichzeitig einwilligen, dass zukünftig das gegenseitige Erbrecht zwischen den beiden schlesischen Herzogslinien nicht mehr gelten sollte. Damit trennten sich die Linien in das

Zwischen 1201 und 1206 gewann Heinrich, anscheinend auf friedlichem Wege, einen Teil Großpolens mit Kalisch und erlangte im nächsten Jahrzehnt das Land Lebus. 1222–1223 kämpfte er mit Herzog Konrad I. von Masowien gegen die heidnischen Pruzzen. Er stand in gutem Einvernehmen mit dem Deutschen Ritterorden und soll sich für die Verleihung des Kulmer Landes an diesen eingesetzt haben. Vermutlich wegen eines Konflikts zwischen den Adelsfamilien Grzyfita und Odrowąż zog er 1225 mit einem Heer vor Krakau.

Nach dem Tod des polnischen Herzogs Leszek I. „der Weiße“ 1227 gelang es Heinrich, Krakau mit Kleinpolen und Sandomir sowie Großpolen bis zur Warthe zu gewinnen und somit große Teile Polens in seiner Hand zu vereinigen. Im Zuge der Kämpfe um Großpolen und den Streit um den Krakauer Thron wurde Heinrich 1229 von Konrad von Mazowien während einer kirchlichen Feier in Spytkowice gefangen genommen und auf die Burg Plotzk in Masowien entführt. Durch Vermittlung der Herzogin Hedwig wurde er freigelassen, musste jedoch auf Krakau verzichten. Ab 1230 führte er die Regentschaft in Oppeln, da ihm die Vormundschaft über die unmündigen Söhne des Herzogs Kasimir I. übertragen wurde.

Nach dem Tod Wladislaws III., der 1229 von Konrad I. von Masowien aus Krakau vertrieben worden war, erbte Heinrich 1231 Großpolen und übernahm 1232 die Regentschaft über Krakau. Damit wurde er Princeps von Polen, dessen Wiedervereinigung er anstrebte, wodurch er wiederum in einen Konflikt mit Herzog Konrad I. von Masowien geriet.

Heinrich förderte die deutsche Besiedlung des Landes, die bereits von seinem Vater begonnen wurde, und die zu einer immer stärkeren Lösung Schlesiens von Polen führte. Er veranlasste umfangreiche Rodungsarbeiten und gründete die Städte Goldberg, Neumarkt sowie Löwenberg. Die kolonisatorische Tätigkeit des Leubuser Klosters wurde von ihm unterstützt und bereits vorhandene slawische Siedlungen teilweise zu deutschem Recht umgesetzt.

Vermutlich unter dem Einfluss seiner Frau Hedwig, die später heilig gesprochenen wurde, gründete er das Kloster der Zisterzienserinnen in Trebnitz und genehmigte die Gründung und Besiedlung des Klosters Heinrichau mit Zisterziensern. Obwohl er selbst tief religiös war, wurde er 1237 exkommuniziert, da er die kirchlichen Forderungen nach Immunität ablehnte. Mit dem Bistum Breslau geriet er in Auseinandersetzungen wegen der Zehntleistungen der deutschen Neusiedler.

Nach seinem Tod wurde er in der Klosterkirche von Trebnitz beigesetzt.

Verweise

Literatur


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