Helene von Bülow

Helene von Bülow
Helene von Bülow

Helene (Elisabeth Fredericke Henriette) von Bülow (* 14. Januar 1816 in Camin; † 17. November 1890 in Ludwigslust) war eine der Stifterinnen und erste Oberin des Diakonissen-Mutterhauses Stift Bethlehem in Ludwigslust.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit

Helene von Bülow wurde als Tochter des Gutsbesitzers Bernhard Joachim von Bülow und dessen Ehefrau Elise, geborene von der Lühe geboren. Sie hatte zwölf Geschwister. Helene verlebte eine unbeschwerte Kindheit. Die Mutter sorgte sich, unterstützt von Gouvernanten und Hausangestellten, um die Kinder, der Vater, der als streng, fleißig und fromm galt, führte das Gut Camin. Die Kinder wurden zu einer gesunden und bescheidenen Lebensführung angehalten. Die Eltern sorgten für eine umfassende Schulbildung: Helene wurde gemeinsam mit einer Schwester unterrichtet und nahm auch am für Mädchen nicht üblichen Mathematikunterricht der Brüder teil. Als 13-Jährige besuchte sie ein Mädchenpensionat in Ratzeburg. Nach ihrer Schulausbildung wollte Helene von Bülow nicht den gewohnten Lebensweg einer Tochter aus „gutem Hause“ einschlagen, der eine standesgemäße Heirat und Versorgung durch den Ehemann bedeutet hätte. Sie trug sich mit dem Gedanken, Erzieherin zu werden, verwarf diesen jedoch, da es für eine begüterte adlige Frau nicht standesgemäß gewesen wäre. Helene von Bülow war introvertiert, sehr an religiösen Dingen interessiert und lehnte die üblichen Vergnügungen der adligen Gesellschaft innerlich ab, folgte diesen nur der Höflichkeit wegen, Heiratsanträge wies sie zurück.

Ausbildung

Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter mit ihren Kindern nach Ludwigslust. Hier wurde Helene von Bülow im „Armen- und Krankenbesuchskreis“ des Frauenvereins tätig, der von dem Theologen Theodor Kliefoth gegründet worden war. Während dieser Arbeit wurde in ihr der Wunsch geweckt, ihr Leben ganz der religiösen karitativen Tätigkeit zu widmen. Ihre Freundin Marianne von Rantzau berichtete ihr von der Arbeit des Erweckungstheologen Theodor Fliedner, der 1836 in Kaiserswerth bei Düsseldorf ein Diakonissen-Mutterhaus zur Ausbildung evangelischer Krankenpflegerinnen und „Kleinkinderlehrerinnen“ gegründet hatte. Trotz ihres Alters von 30 Jahren musste die Mutter die Erlaubnis erteilen, diese Schule besuchen zu dürfen.

In ihrer Ausbildung in Kaiserswerth durchlief Helene von Bülow einen „Klein-Kinderschul-Cursus“, die „Knabenstation“ und eine Zeit als Probepflegerin im Krankenhaus. Zur Ausbildung gehörten ebenfalls gemeinsame Besuche mit der Gemeindediakonisse bei Armen und Kranken der Stadt und in der Umgebung, wobei hierbei keine Unterschiede der Religionsangehörigkeit der Besuchten gemacht wurden. Die Ausbildung dauerte ein Jahr. Zwischen Helene von Bülow und dem Ehepaar Fliedner entstand eine freundschaftliche Beziehung, die über ihre Ausbildungszeit hinaus Bestand hatte. Nach ihrer Ausbildung engagierte sich Helene von Bülow im Vorstand der Ludwigsluster Kleinkinderschule. Ihre Bemühungen, das schlecht ausgestattete Hospital der Stadt zu verbessern, schlugen fehl. 1847 besuchte sie das im Aufbau befindliche Berliner Zentral-Diakonissenhaus Bethanien, dessen Oberin Marianne von Rantzau (1811-1855) war. Der ebenfalls anwesende Theodor Fliedner gab den Rat, mit einem kleinen Kinderhospital zu beginnen und die weitere Entwicklung abzuwarten.

Stift Bethlehem

Stift Bethlehem, Stiftskirche

Sofort nach ihrer Rückkehr aus Berlin erwarb Helene von Bülow eine kleine Büdnerei im damaligen Ludwigsluster Vorort Kleinow, um ein Kinderhospital einzurichten. Hier wurden die Kinder der ärmeren Bevölkerung, auch aus der Umgebung der Stadt, von einem Ludwigsluster Arzt behandelt. Manche Kinder wurden über einen langen Zeitraum behandelt und betreut. Den Großteil der entstehenden Kosten für Unterbringung, Verpflegung und Kleidung übernahm Helene von Bülow aus ihrem Privatvermögen. Sie plante bald eine Vergrößerung des Hauses, um auch die bis dahin medizinisch vernachlässigten Frauen unterbringen zu können und eine Erweiterung und Ausbau zur Diakonissenanstalt. Unterstützt wurde sie in ihren Plänen vom Großherzog Friedrich Franz II. und seiner Ehefrau. Durch die finanzielle Hilfe des Großherzogs und Großherzogin konnte am 9. Juli 1850 die Grundsteinlegung eines neuen Hauses stattfinden, das am 3. November 1851, in Anwesenheit der „Allerhöchsten Herrschaften aus Schwerin“ eingeweiht wurde. Auf den Wunsch Helene von Bülows, die am Weihnachtsmorgen 1841 nach dem Tod eines Bruders endgültig zu Gott gefunden hatte, wurde der Name Stift Bethlehem gewählt. Am Einweihungstag wurde Helene von Bülow als Oberin bestätigt und kirchlich in ihr Amt eingeführt. Sie übergab ihren Besitz der Stiftung, was in einem Schenkungsvertrag mit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche festgehalten wurde. In diesem Vertrag wurde außerdem festgeschrieben, dass die Oberin das Recht hatte, ihre Nachfolgerin zu bestimmen und der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin als Oberbischof durch seinen Oberkirchenrat die Oberin, wenn sie sich als ungeeignet erwies, entlassen konnte.

Die Ausbildung von Schwestern und Pflegerinnen wurde ab 1860 durch einen Pastor begleitet. Den Einsatz eines Stiftsgeistlichen hatte Helene von Bülow seit längerer Zeit vom Oberkirchenrat gefordert. Bald konnte das Stift Diakonissen in andere Orte Mecklenburgs entsenden. Oft baten die Kinderhospitäler, Krankenhäuser und Heime die Oberin, sie möge Schwestern bereitstellen. Um die in Frage kommenden Anstalten zu besuchen, musste Helene von Bülow oft im Land herumreisen und sie berichtete sehr kritisch von den vorgefundenen Missständen in den Krankenhäusern von Schwerin, Wismar oder Rostock.

Trotz ihrer umfangreichen Leitungstätigkeit machte Helene von Bülow jeden Morgen und jeden Abend einen Rundgang durch das Haus, besuchte dabei die Krankensäle und interessierte sich für das Befinden der Patienten, machte ihnen Mut oder tröstete sie. Sie hatte es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht, die Sterbenden zu begleiten und war bei allen Begräbnisfeiern anwesend.

Helene von Bülow starb am 17. November 1890. Zu der am 21. November stattgefundenen Trauerfeier versammelten sich neben ihrer Familie und der Schwesternschaft viele politische und kirchliche Würdenträger. Die Ludwigsluster Bevölkerung nahm großen Anteil am Tod der Stifterin.

Ehrungen

In Ludwigslust wurde eine Straße nach Helene von Bülow benannt. Das Altersheim in ihrem Geburtsort Camin trägt ebenfalls ihren Namen.

Werke

  • Davidlieder, Ludwigslust 1901
  • Gestern, heute und in Ewigkeit, Ludwigslust 1901

Literatur

  • Johannes Krabbe: Helene von Bülow : ein Lebensbild der Begründerin und ersten Oberin des Diakonissenhauses Bethlehem in Ludwigslust. Ludwigslust: Stift Bethlehem 1930
  • Manfred Berger: Helene von Bülow (1816-1890) - Leben und Wirken der Stifterin und ersten Oberin des Diakonissenmutterhauses „Stift Bethlehem“ in Ludwigslust, in: Zeitgeschichte regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern 2004/H. 2, S. 53-62

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