- Lühe (Adelsgeschlecht)
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Lühe ist der Name eines alten nordostdeutschen Adelsgeschlechts. Die Herren von der Lühe gehören zum mecklenburgischen Uradel. Zweige der Familie bestehen bis heute.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Herkunft
Die Vorfahren der Familie kamen vermutlich ursprünglich aus Niedersachsen und gelangten im Gefolge von Heinrich dem Löwen nach Mecklenburg. Sie hatten den Auftrag, Bauern aus Niedersachsen und Westfalen anzusiedeln.[1]
Erstmals urkundlich erwähnt wird das Geschlecht mit Heinrich de Lü im Jahre 1230.[2] Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Heinrich von der Lühe, der ab 1366 in Urkunden erscheint.[3]
Der älteste Stammsitz der Lühes war Kölzow, heute ein Ortsteil der Gemeinde Dettmannsdorf bei Ribnitz-Damgarten im Landkreis Vorpommern-Rügen. Sie errichteten eine Wehrturmanlage mit Ringgraben auf einer Insel. Die dortige neben dem Gutshof erbaute Feldsteinkirche Kölzow gehört zu den ältesten Kirchenbauten in Mecklenburg-Vorpommern. Der 1233 geweihte Chorraum ist romanischen Ursprungs. Bei Sanierungsarbeiten 1987 wurden eindrucksvolle Freskenbilder aus dieser Zeit wiederentdeckt und freigelegt. Sie zeigen die Wahl einer Prinzessin und sind die frühesten Familienbilder der von der Lühe.[1]
Ausbreitung und Persönlichkeiten
Nach Kneschke waren auch die 1301 erschienenen Heinricus und Otto de Lü Familienmitglieder. 1523 gehörten die Herren von der Lühe zu den Mitunterzeichnern der Union der Mecklenburgischen Ritterschaft. Im 16. Jahrhundert wurden Angehörige der Familie auch in Braunschweig sesshaft. Georg von der Lühe begleitete 1530 den Herzog von Braunschweig auf dem Reichstag zu Augsburg. Heinrich von der Lühe, herzoglich braunschweiger Rat, wurde 1570 wegen der Konkordienformel vom braunschweiger Hof zu Kurfürst August von Sachsen entsendet.[4]
Joachim von der Lühe war zunächst herzoglich mecklenburgischer Oberst und später Hofmarschall und Geheimrat. Er starb 1588 unverheiratet. Heinrich († 1591) wurde Stiftshauptmann zu Halberstadt und Paschen von der Lühe Präsident des Landgerichts zu Sternberg und Klosterhauptmann des Klosters Dobbertin. Er starb 1653 ohne Nachkommenschaft. Dietrich von der Lühe († 1673) war erst herzoglich güstrowscher Prinzenhofmeister und später Geheimrat und Präsident aller Kollegien. Er hinterließ aus zwei Ehen vier Söhne. Sohn Jacob Friedrich von der Lühe wurde königlich dänischer Generalleutnant und ab 1730 Kommandant des Leibregiments der Königin. Einer seiner Brüder war königlich dänischer Oberlanddrost. Curt Heinrich von der Lühe, kurbraunschweiger Oberappelationsgerichtsrat, wurde 1738 fürstlich ostfriesischer Geheimrat.[4]
Zahlreiche, während des 18. Jahrhunderts in königlich dänischen Diensten stehende Angehörige, erhielten dänische Adelsnaturalisationen. So am 15. Februar 1776 der königlich dänische Kammerherr, Geheime Konferenzrat und Oberpräsident von Kopenhagen Volrad Augustin von der Lühe. Ebenso Andreas Augustin von der Lühe, königlich dänischer Major der Infanterie, am 7. März 1776, sowie dessen Bruder Julius Didrik von der Lühe, königlich dänischer Premierleutnant am 22. Mai 1776. Der königlich dänische Kammerjunker Friedrich Carl Aemilius von der Lühe erhielt am 25. Juni 1777 die dänische Adelsnaturalisation und im gleichen Jahr Augustin von der Lühe sowie dessen Bruder Hans Otto, der spätere königlich württembergische Justizminister.[3]
Als Offiziere in kurbrandenburgischen bzw. königlich preußischen Diensten standen unter anderem Friedrich Matthias von der Lühe († 1792) als Rittmeister und Eckars von der Lühe starb 1843 als Hauptmann. Dessen gleichnamiger Sohn war Leutnant im 21. Infanterieregiment.
Ein Geschlechtsverband wurde 1886 gegründet.
Besitzungen
Der Stammsitz Kölzow war noch bis 1768 in Familienbesitz und ging dann an die Familie von Prollius auf Stubbendorf. 1925 erwarb es Prinz Friedrich Sigismund von Preußen, der es bis 1945 behielt. 1997 wurde es von den Lühes erneut übernommen und ist seit dem Jahre 2000 in deren Besitz. Nach einer gründlichen Sanierung erhielt die Familie im September 2009, in Anerkennung der Verdienste um den Erhalt kulturellen Erbes, die Denkmalplakette des Landes Mecklenburg-Vorpommern.[1]
Weitere frühe Besitzungen in Mecklenburg waren seit 1433 Panzow und 1450 Marlow und Sülten. Im 16. Jahrhundert konnten Güter in Braunschweig erworben werden, später auch in Pommern. Dort waren Angehörige zu Stöwen, Marsow, Hechthausen, Sellnow, Sorge, Zarnefanz, Birkholz, Grüneberg und Kanzig besitzlich.
Während des 19. Jahrhunderts war in Mecklenburg ein Major von der Lühe zu Redderstorf begütert und ein Herr von der Lühe auf Schabow. In Pommern besaßen Angehörige der Familie Mitte des 19. Jahrhunderts die Güter Naffin und Zarnefanz im ehemaligen Landkreis Belgard und Grochnow im Landkreis Sternberg. Friedrich Carl Johann von der Lühe war Herr auf Stöwen im Landkreis Dramburg.
Wappen
Das Wappen zeigt in Silber eine aufsteigende fünfmal gezinnte blaue Spitze. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken eine wachsende goldgekleidete und goldgekrönte Jungfrau mit offenem goldenen Haar, mit beiden Händen einen goldenen Ring mit Stein vor sich haltend.[3]
Spätere Abbildungen zeigen auch einen Mauergiebel mit Burgtor.
Namensträger
- Joachim von der Lühe auf Püttelkow (1526-1588), mecklenburgischer Hofmarschall bei Herzog Ulrich, Klosterhauptmann von 1572 bis 1588 im Kloster Dobbertin
- Paschen von der Lühe auf Thelkow (1592-1653), Präsident des mecklenburgischen Hof- und Landgerichts, Klosterhauptmann von 1635 bis 1653 im Kloster Dobbertin
- Adolph Andreas von der Lühe (* 1695 in Schulenberg in Mecklenburg; † 1750), dänischer Kammerherr und Stiftsamtmann[5]
- Andreas Augustin von der Lühe (* 1677; † 1730 in Rendsburg), deutscher Offizier in dänischen Diensten[6]
- Anna Catharina von Passow (geb. von der Lühe * 1731; † 1757), dänische Schauspielerin und Autorin
- Friedrich Carl Emil von der Lühe (* 1751; † 1801 in Wien), dänischer Kammerherr und Amtmann[7]
- Gideon von der Lühe (* 1704; † 1755), dänischer Kammerherr und Amtmann[8]
- Hans Otto von der Lühe (* 1762; † 1836), württembergischer Beamter und Politiker
- Hartnack Otto von der Lühe (* um 1692; † 1749 in Husum), dänischer Amtmann[9]
- Joachim Christoph von der Lühe (* 1696 in Schulenberg; † 1756 in Hadersleben), dänischer Amtmann[10]
- Joachim Friedrich Ernst von der Lühe, deutscher Jurist, Hauptmann und Erzieher
- Margrethe von der Lühe (* 1741; † 1826 in Kopenhagen), dänische Oberhofmeisterin[11]
- Volrad August von der Lühe (* 1705; † 1778); Oberpräsident in Kopenhagen, Geheimer Konferenzrat, Ordenssekretär und Direktor des Königlichen Theaters[12]
Einzelnachweise
- ↑ a b c www.schloss-koelzow.de
- ↑ Original im Staatsarchiv Schwerin bzw. Mecklenburgisches Urkundenbuch
- ↑ a b c Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VIII, Band 113 der Gesamtreihe, Seite 100-101,
- ↑ a b Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 6, Seite 40-41
- ↑ da:Adolph Andreas von der Lühe
- ↑ da:Andreas Augustin von der Lühe
- ↑ da:Frederik Carl Emil von der Lühe
- ↑ da:Gideon von der Lühe
- ↑ da:Hartnack Otto von der Lühe
- ↑ da:Joachim Christoph von der Lühe
- ↑ da:Margrethe von der Lühe
- ↑ da:Volrad August von der Lühe
Literatur
- Dansk biografisk leksikon, Digitales Facsimile der ersten Auflage beim Projekt Runeberg
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 6. Friedrich Voigt's Buchhandlung, Leipzig 1865, Seite 40–41. (Digitalisat)
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Supplement - Band 1, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1839, Seite 319. (Digitalisat)
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VIII, Band 113 der Gesamtreihe, Seite 100-101; C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1997, ISSN 0435-2408
Weblinks
Commons: Lühe family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur über Lühe (Adelsgeschlecht) in der Landesbibliographie MV
- Familie von der Lühe in www.gutshaeuser.de
- Wappen derer von Lühe (hier als Luhe) in Johann Siebmachers Wappenbuch (um 1605)
Kategorien:- Deutsches Adelsgeschlecht
- Mecklenburgisches Adelsgeschlecht
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