- Hermann Korte (Soziologe)
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Hermann Anders Korte (* 1937) ist ein deutscher Soziologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Korte wurde in den Jahren 1958 bis 1963 zum Sozialarbeiter ausgebildet, danach studierte er Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Sozio-Ethnologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Nach dem Diplomexamen 1967 wurde er Assistent von Helmut Schelsky, danach zunächst Mitarbeiter beim Aufbau der Verwaltung und Bauplanung für die entstehende Universität Bielefeld. 1969 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld (bis 1974). 1970 Promotion: "Multifunktionaler Städtebau und politische Öffentlichkeit". Von 1970 bis 1972 arbeitete Korte an verschiedenen städtebaulichen Projekten und Gutachten mit, seine Berufung in den Beirat für Raumordnung für die Dauer der 7. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages erfolgte 1973. In der Zeit von 1973 bis 1974 hatte er die Vorbereitung und Leitung der Studiengruppe „Sozialplanung“ am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Uni Bielefeld.
Ab 1974 lehrte Korte an der Ruhr-Universität Bochum Soziologie mit dem Schwerpunkt „Stadt- und Regionalsoziologie“. Insbesondere in seiner Bochumer Zeit koordinierte er empirische Forschungsprojekte zu Migrationsfragen; enge Zusammenarbeit mit Hartmut Esser und Hans-Dieter Schwind (Kriminologe). 1994 wurde Korte ordentlicher Professor für Soziologie an der Universität Hamburg und dort 2000 emeritiert.
Korte ist Mitglied des Vorstandes der Norbert-Elias-Stiftung in Amsterdam, der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und des P.E.N.-Zentrums Deutschland.
Werk
Korte hat drei Forschungs- und Lehrbereiche, die er schwerpunktmäßig bearbeitet:
Insbesondere seit seiner Bochumer Zeit arbeitete er in der ’’Stadt- und Regionalsoziologie’’ und der „Migrationsforschung“, in Hamburg widmete er sich der „Allgemeinen Soziologie“. Ergebnisse der Forschung und Lehre schlugen sich in zahlreichen Veröffentlichungen nieder.
Daneben widmete er sich intensiv dem Werk von Norbert Elias, dem er freundschaftlich verbunden war und hatte am Bekanntwerden Elias' und seinem Werk in Deutschland wesentlichen Anteil. Dieses setzte er dann in seiner Hamburger Zeit fort. Hier entstanden auch zahlreiche einflussreiche Werke zur allgemeinen Soziologie.
Korte stimmt Elias weitestgehend zu, wenn dieser mit der „lange gehegten Vorstellung bricht, es gebe ‚die Gesellschaft’ und daneben das ‚selbständige Individuum’. Dieses steht einerseits im scharfen Kontrast zur Frankfurter Schule (Kritische Theorie), die an der Autonomie des Individuums festhält, und bejaht anderseits Durkheims Thesen (das Individuum als Produkt der Gesellschaft, sozialer Tatbestand). Korte sieht in Elias aber auch jemanden, der die Hoffnung, verändernd in den Lauf der Geschichte einzugreifen, nicht aufgibt.
Das Verhältnis von „sozialer Statik“ zu „sozialer Dynamik“ beschäftigte ihn Zeit seines Lebens. Diese bei Auguste Comte entlehnten Begriffe stehen für Ihn einerseits für die sozialen Zwänge (Herrschaft, Unterordnung, Tradition etc. = soziale Statik) andererseits für das individuelle streben nach Glück, geistige Entwicklung und Vernunft ( = soziale Dynamik). Letzteres versuchte er in der Frage nachzugehen, wie Soziologen/innen dazu beitragen können, dass Gesellschaften sich auf Dauer ein friedliches Zusammenleben ermöglichen.
Kortes Wirken erstreckt sich auch auf die Erneuerung der Universitäten in Deutschland; so forderte er in einem Aufsatz für „DIE ZEIT“ 1995 einen „permanenten Erneuerungsprozess“ der Universitäten. Dieses Engagement setzte er in seinen Ämtern als Prorektor, Dekan und Institutsdirektor weiter fort.
Methode
Korte vertrat eine in der geisteswissenschaftlichen Tradition stehende „narrative Soziologie“ ("narratology" im Englischen, oder "narratologie" im Französischen - siehe Erzähltheorie), verbunden mit Skepsis gegenüber den Ergebnissen der empirischen Sozialforschung. Methodisch wurde er insbesondere durch Norbert Elias und Hans Paul Bahrdt beeinflusst. Max Weber fand breiten Raum in seinen Darstellungen.
Publikationen (Auswahl)
- Soziologie der Stadt. Entwicklung und Perspektiven, in derselbe (Hrsg.): Soziologie der Stadt, 1972
- Soziale Infrastruktur-Planung : Vortrag, gehalten im 82. Kurs d. Inst. "Städtebau und Soziologie" vom 23. bis 27. Mai 1976
- Sozio-ökonomische Bedingungen und Perspektiven der gegenwärtigen Phase städtischer Modernisierung, in: Altbaumodernisierung, Bd. 7 der Reihe „Expandierende Märkte“, Hamburg 1977, S.7-38
- Guestworkers Question or Immigration Issue? Social Sciences and Public Debate in the FRG, in: Bade, K.J. (Hg), Labour and Migration in the 19th- and 20th -Century Europe, Leamington/Warwickshire 1987, S. 161-186
- mit Bernhard Schäfers, Einführungskurs Soziologie, 4 Bde., 1993ff (Dieses Werk gibt eine erste Information zu 1. Hauptbegriffe der Soziologie, 2. Geschichte der Soziologie, 3. Soziologische Theorien der Gegenwart, 4. Spezielle Soziologien)
- Eine Gesellschaft im Aufbruch: die Bundesrepublik Deutschland in den sechziger Jahren, 1987
- Über Norbert Elias : das Werden eines Menschenwissenschaftlers, 1988, 1997
- Zwischen Provinz und Metropole: Essays von der Nützlichkeit der Soziologie, 1990
- (Hrsg.): Gesellschaftliche Prozesse und individuelle Praxis : Bochumer Vorlesungen zu Norbert Elias Zivilisationstheorie, 1990
- Soziologie, 2004
- Statik und Prozess : Essays, 2005
- mit Gleichmann, Peter/ Johan Goudsblom (Hrsg.): Macht und Zivilisation. Materialien zu Norbert Elias' Zivilisationstheorie II, 1984ff
- mit Gleichmann, Peter; Goudsblom, Johan (Hrsg.): Human Figurations. Essays for / Aufsätze für Norbert Elias, 1977
- mit Gleichmann, Peter; Goudsblom, Johan (Hrsg.) (1979): Materialien zu Norbert Elias’ Zivilisationstheorie. Frankfurt/M. 1979ff
- Gabriele Klein und Annette Treibel (Hg.): Skepsis und Engagement. Festschrift für Hermann Korte, Hamburg 2000. Dort auch eine (fast) vollständige Literaturliste
Weblinks
- Literatur von und über Hermann Korte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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