Hermann Otto Pflaume

Hermann Otto Pflaume

Hermann Otto Pflaume (* 26. Januar 1830 in Aschersleben; † 4. August 1901 in Würzburg) war ein deutscher Architekt, der die längste Zeit seines Lebens in Köln lebte und arbeitete. Er war von 1880 bis 1901 Stadtrat in Köln sowie Vorstandsmitglied bzw. Aufsichtsratsmitglied mehrerer Unternehmen.

Leben

Centralbahnhof Köln, um 1893

Hermann Otto Pflaume entstammte einer in Aschersleben alteingesessenen Familie; unter den Familienangehörigen und Ahnen finden sich zahlreiche Amtmänner, Stadtrichter und Räte. Er selbst verließ seine Heimatstadt nach dem Besuch von Elementarschule und Gymnasium und trat 1850 in die Königliche Bauakademie in Berlin ein. Bereits während seiner Studienzeit, in deren Verlauf er auch als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst absolvierte, gelangte er an seinen ersten großen Bauauftrag. Dies war Kölns erster „Centralbahnhof“ (Entwurf 1856; Eröffnung 1859).

Im Jahr zuvor erhielt sein Entwurf zu einem neuen Königsschloss den zweiten Preis, weitere Auszeichnungen folgten. Die Berufung nach Köln erwies sich als Glücksfall für Pflaumes weitere Karriere. Sein Mentor seit diesen Tagen war Gustav von Mevissen, zugleich Präsident der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft. Dieser war die Führungspersönlichkeit des A. Schaaffhausen'schen Bankvereins, dessen Bankhausneubau (1859–1862) Pflaume nachhaltige Bekanntheit sicherte. 1857, im Jahr seiner Examinierung, reiste Pflaume erstmals nach Italien. Das Studium der dortigen Villen- und Palastarchitektur (z. B. in Florenz) prägte sein späteres Schaffen ebenso wie zahlreiche noch folgende Aufenthalte in Frankreich.

Trotz oder wegen seiner Tätigkeit als Königlich Preußischer Land- bzw. Garnisonbaumeister von 1862 bis 1872 in Düsseldorf und Köln entfaltet Pflaume in Köln und dessen Umland eine umfassende Privatbautätigkeit und wurde der führende Privatarchitekt. Die Heirat mit einer Kölnerin aus der höheren Bürgerschicht erwies sich hier sicher als von Vorteil. Familien wie die Fabrikanten Emil Pfeifer, Eugen Langen (Pfeifer & Langen), Andreae, von Diergardt (Schloss Morsbroich), Guilleaume (Felten & Guilleaume) oder Zanders, führende Bankiers wie von Stein (Bankhaus J. H. Stein), Mevissen und Koenigs, von Schnitzler und Deichmann, Kaufleute darunter Oelbermann, Wahlen, Ossendorff oder die Fa. Gebrüder Liebmann und Oehme bevorzugten seinen Stil.

Pflaume gestaltete in Köln ganze Straßenzüge und Viertel. So verdanken ihm Unter Sachsenhausen oder die Gereonstraße ebenso ihre Entwicklung wie der Kaiser-Wilhelm-Ring sein Gepräge. Das Kunstgewerbemuseum ist vielleicht die bedeutendste Hinterlassenschaft an „seine“ Heimatstadt Köln. Folgerichtig wurden Pflaume die ihm als Königlichen Baumeister möglichen Beförderungen, Titel und Auszeichnungen zuteil, so 1869 die Beförderung zum Bauinspektor und 1881 die Ernennung zum Baurat bzw. 1893 zum Geheimen Baurat.

Nach einem Kuraufenthalt in Bad Kissingen verstarb Hermann Otto Pflaume in Würzburg.

Wirkung

1904 erfolgte in dem aufstrebenden Kölner Stadtteil Braunsfeld zu seinen Ehren die Benennung einer Straße (Hermann-Pflaume-Straße). Die unweit einer Schinkel-, Raschdorff-, Friedrich-Schmidt- oder Vincenz-Statz-Straße liegende Straße, verbindet die Aachener Straße mit dem Stadtwald. Sein Neffe Hermann Eberhard Pflaume übernahm währenddessen sein Atelier, wenn auch nicht mehr in seiner früheren Größe und Bedeutung. Denn die Ära der Villen und Palais alter Prägung und Größe nahm ihr Ende, spätestens mit dem Ende der Wilhelminischen Zeit. So erfolgte in Anbetracht stark steigender Immobilienpreise aber auch veränderter Lebens- und Wirtschaftsformen bereits 1912 die Niederlegung des Deichmann-Palais in der Trankgasse und keine 20 Jahre später jene der Villa des Zuckerfabrikanten Valentin Pfeifer auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring (heutiges Allianzgebäude). Mit dem Untergang der deutschen Städte im Zweiten Weltkrieg war dann auch die überwiegende Zahl seiner Werke verloren. Lediglich einzelne überdauerten die Zeitläufe. Unter ihnen die Villa Zanders in Bergisch Gladbach, das Palais Langen in der Kölner von-Werth-Straße (heute Gerling; Fassade verändert), die Villa Colsman (Langenberg (Rheinland)) und einzelne Grabdenkmäler an der „Millionärsallee“ auf dem Melaten-Friedhof in Köln.

Gemeinsam mit Julius Carl Raschdorff gilt Pflaume zwar als der Begründer der Neurenaissance französischer Prägung im Rheinland, baukünstlerisch war er aber wohl der bedeutendere, weil in Stil und der Ausprägung „seiner“ Architektur treuer und strenger. Seine Meinung und Ansicht genoss in Köln hohes Ansehen. „Edel und vornehm in der Kunst, das war er auch im Leben“ (Zitat 1901). Pflaumes Œuvre umfasst neben der Beteiligung an 14 Aktiengesellschaften und der Mitgliedschaft in mindestens acht Vereinen bekanntermaßen über 200 Villen, Stadt-, Wohn- und Geschäftshäuser, Grabdenkmäler und Wettbewerbsentwürfe. Der auch freundschaftlich verbundene Bildhauer Wilhelm Albermann war Pflaume hierbei seit Mitte der 1860er Jahre künstlerischer Wegbegleiter und schuf Plastiken zu zahlreichen Villen und mehreren Grabdenkmälern, denen Entwürfe Pflaumes zugrunde lagen.

Literatur

  • Köln und seine Bauten. Köln 1888.
  • Iris Benner: Kölner Denkmäler 1871–1918. Aspekte bürgerlicher Kultur zwischen Kunst und Politik. Köln 2003.
  • Ralf Gier: St. Claren - Ein Obstgut inmitten der Stadt. In: Am Römerturm. Zwei Jahrtausende eines Kölner Stadtviertels. Köln 2006, ISBN 3-927396-99-0, S. 137ff.
  • Hiltrud Kier: Die Kölner Neustadt. Düsseldorf 1978.
  • Hermann J. Mahlberg: Der Architekt Hermann Otto Pflaume. In: Schloß Morsbroich in Leverkusen. Vom Rittersitz zum Avantgarde-Museum. Wuppertal 1995, S. 108ff.
  • Werner Schmidt: Der Bildhauer Wilhelm Albermann. Leben und Werk. Köln 2001.
  • Wolfgang Vomm: Die Musenvilla. In: Bürgerburg + Musenvilla. Zugänge zu historischen Herrschaftsbauten in Bergisch Gladbach. Bergisch Gladbach 2006, S.151ff.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hermann Eberhard Pflaume — (* 6. März 1869 in Aschersleben; † 11. Dezember 1921 in Köln) war ein deutscher Architekt, der freiberuflich in Köln tätig war. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Ausbildung 2 Werk 2.1 in Köln …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Pflaume — Hermann Otto Pflaume (* 26. Januar 1830 in Aschersleben; † 4. August 1901 in Würzburg) war ein deutscher Architekt, der die längste Zeit seines Lebens in Köln lebte und arbeitete. Er war von 1880 bis 1901 Stadtrat in Köln sowie Vorstandsmitglied… …   Deutsch Wikipedia

  • Pflaume (Begriffsklärung) — Pflaume bezeichnet eine Pflanzenart der Rosengewächse, siehe Pflaume das Bild Die Pflaume von Édouard Manet das Markenzeichen der Firma Ford umgangssprachlich die Vulva den Familiennamen folgender Personen: Gustav Pflaume, deutscher Architekt… …   Deutsch Wikipedia

  • Kai Pflaume — (2007) Kai Pflaume (* 27. Mai 1967 in Halle an der Saale) ist ein deutscher Fernsehmoderator. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Pf — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Alter Ehrenfelder Friedhof — Der Melaten Friedhof ist der Zentralfriedhof von Köln und befindet sich im Stadtteil Lindenthal des gleichnamigen Stadtbezirks. Er wird südlich begrenzt durch die Aachener Straße, im Osten durch die Piusstraße, westlich stellen die Oskar Jäger… …   Deutsch Wikipedia

  • Melatenfriedhof — Der Melaten Friedhof ist der Zentralfriedhof von Köln und befindet sich im Stadtteil Lindenthal des gleichnamigen Stadtbezirks. Er wird südlich begrenzt durch die Aachener Straße, im Osten durch die Piusstraße, westlich stellen die Oskar Jäger… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter der Stadt Köln — Die Liste enthält zunächst Persönlichkeiten, die in Köln geboren sind. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach dem Geburtsjahr. Im Anschluss folgt eine Liste von Persönlichkeiten, die in irgendeiner Weise mit Köln in Verbindung stehen, jedoch… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Aschersleben — Diese Liste enthält Persönlichkeiten der Stadt Aschersleben in Sachsen Anhalt. Inhaltsverzeichnis 1 Persönlichkeiten 1.1 Söhne und Töchter der Stadt 1.2 Ehrenbürger 1.3 …   Deutsch Wikipedia

  • Melaten-Friedhof — Die ursprüngliche Kapelle soll 1245 vom Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden geweiht worden sein. Heutiges Patronat Hl. Johannes und der Hl. Maria Magdalena Der Melaten Friedhof ist der Zentralfriedhof von Köln. Er liegt an der nördlichen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”