Bankhaus J. H. Stein

Bankhaus J. H. Stein

Das Bankhaus J. H. Stein wurde 1790 in Köln gegründet, betrieb ursprünglich Kommissionsgeschäfte mit Leder, Eisenwaren, Kolonialwaren, Wein und Porzellan, wechselte jedoch zum Bankgeschäft.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründer des Bankhauses war Johann Heinrich Stein (1773-1820), der zuvor eine kaufmännische Lehre bei "Daniel & Karl Herf", die Speditions-, Kommissions-, Wechsel- und Bankgeschäfte in Bad Kreuznach betrieben, absolviert hatte. Nach dem Tod des Vaters 1783 wurde das väterliche Kolonialwarengeschäft mit angegliederter Tabakfabrik aufgelöst. Im Jahre 1790 kommt es dann in Köln zur Gründung eines kombinierten Handels- und Bankhauses "J.H. Stein". Am 16. Juni 1799 heiratet Johann Heinrich Stein dann Katharina Maria Peill, eine Arzttochter aus vermögendem Hause aus Stolberg. Dadurch gelangten auch hohe Guthaben der Arztfamilie zum Bankhaus. Das am 1. Januar 1801 beginnende Hauptbuch der Stammfirma J.H.Stein listete 500 Kunden auf. Das Eigenkapital des Stammhauses stieg im Zeitraum von 1802-1820 von 10.000 auf 200.000 Taler.[1] Eine Fokussierung auf das Bankgeschäft (Sortenumtausch, Wechseldiskontierung, Kreditvergabe) kann ab 1814 beobachtet werden. 1818 zählte J.H. Stein zu den Mitbegründern der "Rheinischen Assekuranz-Gesellschaft". Einen Monat nach dem frühen Tod von J.H. Stein am 18. Juni 1820 wurde die Geschäftsführung provisorisch bis zum 31. Dezember 1825 vom langjährigen Mitarbeiter Clemens Schmits (Sic; kein Schreibfehler) und nach dessen Ausscheiden als Teilhaber 1822 von dem Schwiegersohn Steins Karl Eduard Schnitzler bis 1864 übernommen. Die Witwe Stein blieb Haupt-Inhaberin aufgrund ihres Kapitalanteils. Schnitzler hatte 1821 Steins Tochter Wilhelmine geheiratet. Als Heinrich Stein Junior 1829 Katharina Adelaide Herstatt heiratet, wird der Sohn des Gründers als Teilhaber in die Firma aufgenommen, sein Bruder Carl Stein folgt als Teilhaber 1834 nach.

Familiäre Verpflechtungen

Nachfolgefragen wurden bei Kölner Bankhäusern sehr oft durch Überkreuzverwandtschaften gelöst. So waren die Bankhäuser J.H.Stein und Herstatt gar durch doppelte verwandtschaftliche Beziehungen miteinander verbunden. Neben der Heirat von Johann Heinrich Stein Junior 1829 mit Katharina Adelaide Herstatt wurde 1830 die verwandtschaftliche Verbindung zum Hause Herstatt durch die Heirat von Amalie Stein, der Schwester von J.H. Stein jun., und Johann David Herstatt Jun. erweitert. Seit 1821 bestand die Ehe zwischen Eduard Schnitzler, der die Tochter von J.H. Stein Senior geheiratet hatte und so als Teilhaber in das Bankhaus aufgenommen wurde. Die seit 1818 bestehenden geschäftlichen Beziehungen der Bankhäuser A. Schaaffhausen, J.H.Stein und Herstatt wurden durch die Überkreuzheiraten der Familien Schaaffhausen, Deichmann, Schnitzler, Stein und Herstatt auf eine neue Grundlage gestellt. Am 15. Oktober 1821, am 29. Geburtstag Schnitzlers, wurde der Lebensbund mit der am 17. März 1800 in Köln geborenen ältesten Tochter Johann Heinrich Steins, Wilhelmine, geschlossen.

Weiterentwicklung

1904 fand die Umwandlung von der offenen Handelsgesellschaft in eine Kommanditgesellschaft statt. Kurt Freiherr von Schröder (1889–1966) war als Schwiegersohn Richard von Schnitzlers von 1921 bis 1945 Teilhaber der Bank, die engen Kontakt zu den Industriellen an Rhein und Ruhr pflegte. Die Bank zählte zu den Hausbanken von Bayer und der I.G. Farben. Im Ausland wurde das Bankhaus durch die J. Henry Schröder Bank vertreten, mit der der Bankierssohn von Schröder verwandtschaftlich verbunden war. Von Schröder verwaltete auch persönlich das Sonderkonto S des Freundeskreises der Wirtschaft, später Freundeskreis Reichsführer-SS genannt. Am 4. Januar 1933 fand in diesem Bankhaus eine Geheimbesprechung statt, in der Adolf Hitler, Franz von Papen (Zentrumspartei) und er selbst aus Sorge vor dem Bolschewismus Vorbereitungen für eine Regierungsübernahme vereinbarten (siehe Treffen Papen mit Hitler im Haus des Bankiers Schröder).[2] Heinrich Himmler und Rudolf Heß warteten während des Gesprächs im Nebenzimmer.

Ende des Bankhauses J.H. Stein

1978 trat die Hannover Rückversicherungs AG als Kommanditist ein, 1985 übernahm die Banque Indosuez die Anteile. Im Januar 1987 erfolgte die Fusion der Kreditinstitute Marcard & Co und J. H. Stein zu Marcard, Stein & Co, seit Juli 1998 als Tochter der Großbank M. M. Warburg & CO geführt.

Einzelnachweise

  1. Chronik Familie von Stein
  2. "Kölner Stadtanzeiger" über die Details zu diesem Treffen

Weblinks

Literatur

  • Christian Eckert, "J. H. Stein 1790-1940. Werden und Wachsen eines Kölner Bankhauses in 150 Jahren",Köln, 1940.

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