Alpenföhn

Alpenföhn
Das Föhnfenster nördlich der Alpen von Freising aus gesehen

Der Alpenföhn ist der lokale Föhn des Alpenraumes. Er kann hier zu starken Stürmen mit Spitzengeschwindigkeiten von 150 km/h führen, weshalb er oft beträchtliche Schäden an Gebäuden und Wäldern anrichtet.

Inhaltsverzeichnis

Föhn im Norden der Alpen

Blick auf das bayerische Alpenvorland bei ausgeprägtem Südföhn. Aufgenommen ca. 20 km östlich von Regensburg, bei einer Sichtweite von rund 200 Kilometern. Das Donautal bildet eine natürliche Grenze für den Alpenföhn.

Ein erheblicher Anteil an Föhntagen weist südlich des Alpenkammes keinen Niederschlag auf, so dass die thermodynamische Föhntheorie im Falle des Alpenföhns nicht als Erklärung für die Erwärmung dienen kann. Die Föhnerscheinung auf der Alpennordseite kann dann jedoch dadurch erklärt werden, dass die Luft, die in den Nordalpentälern als Föhn spürbar ist, nicht vom Alpensüdfuß, sondern aus größerer Höhe stammt, wobei die darunter liegende luvseitige Luft stabil geschichtet ist und am Übersteigen des Hindernisses gehindert wird. Durch die tief eingeschnittenen Pässe gelangt dabei ein Teil dieser relativ kühlen blockierten luvseitigen Luft als seichter Föhn nach Norden. In der Schweiz wird hingegen nur von Föhn gesprochen, wenn ein deutlich warmer Fallwind gemeint ist, welcher durch die zusätzliche Kondensationswärme (thermische Energie) beim Ausregnen auf der Alpensüdseite (Alpennordseite bei Nordföhn) entsteht. Seichte Südwindlagen, welche beispielsweise den Saharastaub in die Alpen bringen, werden nicht als Föhnlagen bezeichnet.

Auf der Alpennordseite ist der Föhn auf Grund der geringen Luftfeuchtigkeit mit einer sehr guten Fernsicht verbunden, im Winter und Frühjahr begünstigt er wegen der höheren Temperaturen die Schneeschmelze.

Das Gebiet, in dem sich der Föhn in Bayern und Oberschwaben auswirkt, kann man ziemlich genau mit dem Verlauf der Donau begrenzen. Im Süden ist eine Grenzziehung schwieriger: Am Gebirgsrand zum Beispiel im Inntal kann es durch den Föhn an einem Wintertag bis zu 25 Grad Celsius Temperaturunterschied geben (Brannenburg am Inn, 29. Nov 2000 23 Uhr: 22 Grad, 30. Nov 2000, 6 Uhr: −3 Grad)

Auf der Lee-Seite des Gebirges gerät die strömende Luft in Schwingungen. Diese Leewellen werden bei ausreichender Luftfeuchtigkeit durch die Bildung von charakteristischen Wolken, den Föhnlinsen (Altocumulus lenticularis, kurz Ac lent), sichtbar. In den Leewellen können Segelflugzeuge auf über 10.000 m steigen.

Föhn im Süden der Alpen

Genauso kann es bei umgekehrten Druckverhältnissen den Nordföhn auf der Südseite der Alpen geben. Dabei sind die Auswirkungen entsprechend umgekehrt: Bewölkung mit Regen im Norden, Föhnfenster mit eventuell erhöhten Temperaturen im Süden. Im Gegensatz zum Föhn nördlich der Alpen kann sich der Nordföhn aber oft auch als relativ kalter Sturm zeigen.

Synoptische Typen des Alpenföhns

Gipfel der Hörndlwand am 21. Februar 2004. Eine extreme Föhnwetterlage mit Windspitzen bis zu 150 km/h in Verbindung mit einem schweren Sturm in Nordafrika sorgt für einen durch Wüstensand rotgefärbten Himmel in den Alpen.

Föhn kann in zyklonaler oder antizyklonaler Ausprägung auftreten. Beim zyklonalen Typ ist auch ein Regenereignis auf der Luvseite zu beobachten. Eine notwendige Bedingung für die Auslösung von zyklonalem Alpensüdföhn ist der Vorbeizug eines Tiefdruckgebietes auf west-östlicher Bahn nördlich der Alpen. Dieses saugt in den unteren Schichten Luft aus seiner Umgebung, also auch über die Alpen hinweg, an, wobei es dann zu Föhn kommen kann. Ähnliche Großwetterlagen liegen bei Föhnbeobachtungen in allen Erdteilen vor.

Der Südföhn entsteht so oftmals im Vorfeld einer Kaltfront, die sich aus Westen den Alpen nähert. Wenn hinter der Front selbst hochreichende Kaltluft über Westeuropa hinweg weit genug nach Süden ausbricht, entsteht auf der Vorderseite dieses „Kaltlufttroges“ zur Kompensation vielfach eine nach Norden gerichtete Strömung, die relativ milde, aber auch recht feuchte Luft vom Mittelmeer zu den Alpen führt.

Besondere Phänomene

Der Südföhn weht nicht konsequent aus Süd. Je nach Luftdruck bzw. Höhenströmung reicht die Windrichtung auf den Alpengipfeln von Südost bis Südwest, in den Alpentälern gibt die Talrichtung zumeist auch die Windrichtung vor. Als besonderes Phänomen bei südöstlichem Südföhn gibt es den Guggi-Föhn. Hierbei weht der Wind aus südöstlicher Richtung von der Jungfrau ins Tal Richtung Lauberhorn und erreicht dort nicht selten Orkanstärke.

Prädestinierte Schweizer Alpentäler sind das Reusstal im Kanton Uri, das Haslital im Kanton Bern und das Rheintal bei Chur im Kanton Graubünden.

Literatur

  • F. Fliri: Die Niederschlagsverteilung in den Alpen an Tagen mit starkem Südföhn in Innsbruck und in Altdorf. In: Wetter und Leben 35/1983, S. 154–162
  • K. Frey: Der „Jahrhundertföhn“ vom 8. November 1982. Eine synoptische Betrachtung. In: Meteorologische Rundschau 37 (1984), S. 209–220
  • J.Hann: Der Föhn in den österreichischen Alpen. In: Zeit. Öster. Ges. Met. 2 (19), Wien 1867, S. 433–445
  • M. Kuhn (Hrsg.): Föhnstudien. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1989
  • J. Vergeiner: South foehn studies and a new foehn classification scheme in the Wipp and Inn valley. Dissertation. University of Innsbruck, 2004

Weblinks


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