- Fernsicht
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Als Fernsicht bzw. gute Fernsicht wird eine freie, weitreichende Sicht in die Ferne bezeichnet, die meistens auch einen Überblick über die Struktur der Landschaft ermöglicht.
Inhaltsverzeichnis
Bedingungen für eine gute Fernsicht
Eine gute Fernsicht hat mehrere Voraussetzungen geografischer, meteorologischer und physiologischer Natur:
- Ein geeigneter Standort, beispielsweise auf einem hohen Gebäude (Stadt- oder Kirchturm, Aussichtswarte), auf einem Berggipfel oder einer markanten Geländestufe, etwa der Bergstation einer Seilbahn. Eine besonders weite Fernsicht bietet der Blick aus einem Verkehrsflugzeug (Fernsicht in ca. 12.000 m Flughöhe bis zu 300 km).
- Ein möglichst weiter Blickwinkel („freier Horizont“), der idealerweise zwischen 180° und 360° liegt, aber für einen visuellen Raumeindruck mindestens 20° betragen muss (etwa auf einem Steig zwischen Bäumen oder Felsen).
- Gute meteorologische Sichtbedingungen mit wenig Wasserdampf, Staub oder Dunst in der Erdatmosphäre.
- Gute und entspannte Augen, zu deren Wohlbefinden man bereits durch mehrfaches Blinzeln beitragen kann. Angestrengtes Starren in die Ferne bewirkt das Gegenteil.
Maximalwerte der Sichtweite
– zur Berechnung siehe Artikel Sichtweite –
Auf der Erde reicht eine gute Fernsicht meistens etwa 50 bis 100 km weit, doch können in der Nähe einer Großstadt schon 30 km außergewöhnlich erscheinen. Die weitestmögliche Sicht beträgt im Hochgebirge und günstigen Klimazonen (z. B. westliche Kordilleren) oder Wetterlagen (z. B. bei Föhn) etwa 150 bis 300 km. Je weniger Aerosole die Luft enthält, desto besser ist ihre Durchsichtigkeit, für deren Angabe es – z. B. in der Luftfahrt – spezielle Definitionen und Messinstrumente gibt.
Auch für die Nautik und Geodäsie ist eine gute Fernsicht vorteilhaft. Bei der Küsten- oder Sichtnavigation rechnet man mit einigen km bis 20 km, in welchem Bereich u. a. die Sichtweite der Leuchtfeuer liegt. Durch die meistens feuchte ozeanische Luft ist die Sichtweite geringer als am Kontinent. Mit einem Fernrohr wird die Sicht hingegen kaum besser als freiäugig, weil der Kontrast abnimmt. Dennoch sind bei großräumigen geodätischen Winkel- und Distanzmessungen Visurlängen von 30 bis 60 km möglich. Dafür sind gute Wetterbedingungen oder die Beleuchtung der Zielpunkte nötig, wofür z. B. Gauß das Heliotrop zur Spiegelung der Sonne erfunden hat.
Im Gebirge und am Rand von Industriegebieten herrscht oft knapp nach starkem Regen die beste Fernsicht, wenn die Luft z. B. bei Rückseitenwetter besonders staubfrei und kurzfristig trocken ist. Wirklich klare Luft ist meistens erst bei Überschreiten der Peplopause gegeben, einer etwa 2 km hohen Grenzschicht, unter der geringe Durchmischung herrscht. Die besten Sichtbedingungen auf die Erdoberfläche herrschen hingegen aus einer niedrigen Erdumlaufbahn.
Fernsicht aus dem Weltraum
Schon um 1960 zeigten die ersten Fotos aus dem Beginn der Raumfahrt, dass der steile (insbesondere vertikale) Blick durch die Erdatmosphäre klarer ist als ursprünglich erwartet (siehe Literatur unten). Immer wieder berichten selbst erfahrene Astronauten von ihrer Überraschung, welch feine Details sie aus den Raumschiffen erkennen können. Dazu trägt nach Ansicht einiger Raumfahrtmediziner auch die Änderung des optokinetischen Nystagmus (unbewusstes Augenzittern) in der Schwerelosigkeit bei.
Die weitestmögliche Fernsicht besteht im Blick auf den nächtlichen Sternhimmel. Fallweise zu sehende Sternschnuppen sind etwa 100 km entfernt, das (bei uns seltene) Polarlicht einige 1000 km, die Planeten mit vielen Millionen Kilometern noch 10 bis 100.000 mal weiter entfernt, und die nächsten Fixsterne mit 4½ - 10 Lichtjahre nochmals in millionen Mal weiterer Distanz. Das entfernteste, freiäugig sichtbare Objekt ist der Andromedanebel (astronomisch die Galaxie M31) in ca. 2,5 Mio. Lichtjahren Entfernung.
Literatur
- Bernhard Edmaier, Angelika Jung-Hüttl: Earthsong. 2. Auflage. Phaidon-Verlag, Berlin 2005.
- J. Bodechtel, H.-G. Gierloff-Emden: Weltraumbilder - die dritte Entdeckung der Erde. List-Verlag, München 1985.
- H. Schober: Das Sehen. Band 1. Fachbuchverlag Leipzig, 1957.
- Gottfried Gerstbach: Auge und Sehen - der lange Weg zu digitalem Erkennen. In: Sternenbote. Heft 2000/8, S. 160–180, Wien 2000.
- NASA, Office of Technology Utilazation: Exploring Space with a Camera. Washington D.C. 1968.
- Albert Ducrocq: Der Mensch im Weltall. Band 175/176, Rowohlts deutsche Enzyklopädie, Reinbek bei Hamburg 1963.
Siehe auch
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