Herrenkrugpark

Herrenkrugpark

Der Herrenkrugpark ist ein städtischer Park der Stadt Magdeburg.

Herrenkrugpark

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Park liegt am östlichen Ufer der Elbe im Magdeburger Stadtteil Herrenkrug und erstreckt sich parallel zum Fluss in Nord/Süd-Richtung.

Der Park gehört zum Netzwerk Gartenträume Sachsen-Anhalt.

Geschichte

Das Gebiet des heutigen Herrenkrugparks war ursprünglich stark bewaldet und vom sich stetig verändernden Lauf der Elbe geprägt. Bereits in früher Zeit kam es zu starken Rodungen.

Das Gelände befand sich im Besitz der Stadt Magdeburg und wurde durch den Magistrat wirtschaftlich zur Beweidung, Heu- und Holzgewinnung genutzt. Aufgrund häufiger Diebstähle beschloss der Rat 1676 die Errichtung eines Wärterhauses. Das Haus wurde jedoch auch zu einem Wirtshaus und wurde vor allem von den auf der Landstraße Magdeburg - Burg Reisenden genutzt. Dieses Wirtshaus wurde Neuer Krug oder, da es sich im Besitz der Ratsherren befand, Herrenkrug genannt. Dieser Name blieb bis heute. Neben der Schankwirtschaft wurde auch Unterkunft angeboten. Weitere Aufgaben des jeweiligen Pächters waren die Betreuung einer Fähre, die Führung einer Meierei und die Führung der städtischen Liegenschaft.

1722 wurde eine Verpachtung gegen Höchstgebot vorgenommen. Die bewirtschaftete Fläche nahm stark zu. Ende des 18. Jahrhunderts wurden 12,5 Morgen Ackerland, 360 Morgen Wiesen und 300 Morgen Forst (Eichen und Rüstern) mit 3 Feuerstellen bewirtschaftet.

Um 1780 begann man mit der Anpflanzung eines Akazienhaines. Es wurden auch erste Alleen aus Linden und Pappeln angelegt. Bei den Pappeln handelte es sich um kanadische Pappeln und sechs Reihen italienische Pyramidenpappeln. Einige der gepflanzten Linden stehen noch heute.

Von 1791 bis 1803 hatte der Oberamtmann Steinkopf aus Klein Ottersleben das Gelände gepachtet und wirtschaftete sehr erfolgreich. Zu seiner Zeit befanden sich dort 865 bewirtschaftete Obstbäume.

Nach 1808 herrschte Krieg. Das alte Wirtshaus verfiel und wurde 1813 auf Befehl des französischen Gouverneurs der französisch besetzten Stadt Magdeburg abgerissen. An dessen Stelle entsteht das Schützenhaus der Pfälzer Kolonie. Zwischen 1807 und 1814 waren wieder umfangreiche Rodungen erfolgt, die dem Gelände sehr geschadet hatten, der Stadtkasse jedoch 17.000 Reichstaler einbrachten. Der Hain und die Lindenallee waren jedoch nicht betroffen.

Ab 1815 gab es Pläne durch den Stadtbaumeister Harte im Herrenkrug einen englischen Park anzulegen, wobei jedoch auch ein großer Obstbaumbestand vorgesehen war.

Der Magdeburger Oberbürgermeister August Wilhelm Francke beauftragte im Januar 1818 Regierungsrat Clemens mit dem Entwurf einer Parkanlage, der dann bereits ab Frühjahr 1818 umgesetzt wurde. Der Herrenkrug entwickelte sich zum Ausflugsziel mit Schankwirtschaft und Konzerten. Holzgewinnung, Gemüse- und Obstanbau hatten jedoch innerhalb des Parks auch weiterhin eine große Bedeutung. Der Ausbau des Parks dauert bis 1824. Neben Pappeln wurden vor allem auch Birken, Espen und Eichen gepflanzt. Es wurden auch Bewässerungsgräben angelegt, die durch Schöpfräder mit Elbwasser und mittels Windrad mit Brunnenwasser versorgt wurden.

Im Park beschäftigte man sich auch mit der Züchtung von Gehölzen. Bis heute ist ein 1820 gezüchteter Zierapfel Malus x Magdeburgensis erhalten, gezüchtet aus Malus dasyphylla und Malus spectabilis.

1824 gab Peter Joseph Lenné Oberbürgermeister Francke bereits erste Empfehlungen für die weitere Gestaltung des Parks. 1829 erhielt Lennè einen entsprechenden Auftrag. 1829/1830 erfolgten Arbeiten nach Lennés Vorgaben. Es wurden im südwestlichen Teil des Parks Durchblicke zu markanten Punkten (Magdeburger Dom, Klosterbergegarten sowie drei Kirchen) geschaffen.

Im Nordteil des Parks wurde ein Birkenwäldchen angelegt. Lennés Vorgaben für diesen Bereich wurden jedoch im Wesentlichen nicht umgesetzt.

1836/1837 erfolgte zum Schutz vor den Hochwassern der Elbe eine Eindeichung des Geländes.

Ab 1839 nahm Rudolf Schoch maßgeblich Einfluss auf die Gestaltung des Parks, wobei er wiederum Auslichtungen durchführen ließ.

1843/1844 wurde das Schützenhaus der Pfälzer Kolonie abgerissen und durch ein vom Stadtbaumeister Friedrich Wilhelm Wolff entworfenes klassizistisches Gesellschaftshaus ersetzt, welches zum zentralen Gebäudekomplex des Parkes wurde. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude, obwohl es im 2. Weltkrieg unzerstört geblieben war, abgerissen.

In den Jahren von 1849 bis 1863 verschwanden die letzten Pappelalleen. Neben neuen Kirschplantagen im Süden, veranlasste Wolff 1860 die erneute Wiederherrichtung der Domallee (Blickachse zum Magdeburger Dom).

1862 trat Paul Niemeyer auf Empfehlung Lennés die Stelle als für die Parks der Stadt zuständigen Inspektors an. Er ließ die Wegeführung im Park verändern und nahm starke Veränderungen an den Gehölzen vor. 1866 erfolgte die Errichtung des Borussia-Denkmals.

1874 wurde im südwestlichen Teil des Parks vom Lehrer und Botaniker Christoph Wilhelm Ebeling ein botanischer Schulgarten gegründet, der ab 1877 an 24 Schulen Pflanzen lieferte. 1904 wurde dem 1902 verstorbenen Ebeling im Herrenkrugpark ein Denkmal gesetzt. Ein botanischer Schulgarten bestand im Park, ab 1902 an neuer Stelle, bis 1946. Anschließend wurde dieses Gebiet militärisch genutzt. Heute ist das Gebiet wieder zugänglich. Es fallen dort ungewöhnliche nicht einheimische Pflanzen auf.

1886 wurde zur besseren Anbindung des Parks eine Straßenbahnlinie (Dampfstraßenbahn) eröffnet. Die Dampfstraßenbahn wurde 1900 durch die elektrische Straßenbahn abgelöst. 1887 wurde das Parkrestaurant erbaut, welches 1903/1904 nochmals erweitert werden musste.

Ab 1890 war Johann Gottlieb Schoch als Gartendirektor tätig. Schoch plante die Einbeziehung des benachbarten Waldgebietes Biederitzer Busch als Stadtwald in die Anlage. Die Maßnahmen zur Umsetzung der Idee blieben jedoch seinem Nachfolger Wilhelm Lincke vorbehalten, der ab 1903 ein umfangreiches Wegesystem in den Bereichen außerhalb der Parkanlage (Wiesenpark) anlegen ließ. Erst 1926 war der Wiesenpark fertig gestellt. Das Vorhaben der Anlegung eines südlich gelegen Wildparks kam über Planungen nicht hinaus.

Zu dieser Zeit war der Herrenkrugpark ein Arboretum. Über die vergangenen Jahrzehnte waren fremde Hölzer gesammelt worden. Im Jahr 1900 befanden sich im Park 616 Laubgehölz- und 66 Nadelgehölzarten.

Parkhotel und Biergarten im Herrenkrugpark

1907 wurde direkt östlich des Parks die Pferderennbahn des Magdeburger Rennvereins in Betrieb genommen. Bereits seit 1838 hatten zuvor auf der dortigen Wiese Pferderennen stattgefunden.

Im 2. Weltkrieg hatte der Park, auch durch Luftangriffe, gelitten. Unter dem Betriebsdirektor des städtischen Grünanlagenbetriebs Helmut Lorenz kamen Park und Rennbahn in der DDR wieder in einen gepflegten Zustand. Das Parkrestaurant und die Gebäude verfielen jedoch. Der Wiesenpark und die nähere Umgebung wurde zum Militärgelände der sowjetischen Streitkräfte.

Nach dem Ende der DDR wurden die Gebäude saniert und die militärischen Flächen geräumt und für die Parkbesucher wieder nutzbar gemacht.

Inventar des Parks

Die Borussia

In Erinnerung an die Befreiung Magdeburgs von französischer Fremdherrschaft wurde 1864 ein Borussia-Denkmal gestiftet und 1866 aufgestellt. Die Kosten (1547 Taler) stammten aus dem Hundesteueraufkommen. Auf einem Sockel mit der Inschrift Zum Gedächtnis der Befreiung Magdeburgs von der Fremdherrschaft am 24. Mai 1814. Gestiftet 1864. Errichtet 1866 stand eine Frauengestalt mit Adler auf dem Kopf, Siegerkranz in der einen und Speer in der anderen Hand. Ursprünglich war nur ein Adler auf der Säule vorgesehen. Der Grundstein für das Denkmal wurde am 24. Mai 1864, 50 Jahre nach dem Einrücken preußischer Truppen in Magdeburg, gelegt. Zum Ende des 2. Weltkriegs wurde die Statue Opfer von Schießübungen. Der Sockel befindet sich heute noch an seinem Platz. Etwa zeitgleich war die Statue der Flora aufgestellt worden. Diese ist jedoch verschwunden.

Ebeling-Gedenkstein

Der Ebeling-Gedenkstein

Für den Lehrer und Botaniker Christoph Wilhelm Ebeling, der im Herrenkrugpark 1874 einen botanischen Schulgarten begründet hatte, wurde 1904 dieser Gedenkstein mit der Inschrift Ebeling 1829 - 1902 errichtet. 1991 erfolgte eine Restaurierung.

Der Graf-von-Schwerin-Gedenkstein

Am 9. August 1934 ehrten die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft ihren 1934 verstorben Präsidenten Dr. Fritz Graf von Schwerin mit diesem Gedenkstein.

Die Kugelsonnenuhr

Kugelsonnenuhr

Friedrich Wilhelm Wolff [1] ließ zum Ende seiner Amtszeit als Stadtbaumeister am Schnittpunkt der Domallee und des Deichs eine Kugelsonnenuhr aufstellen. Diese trägt als Inschriften:

Auf diesem wüst gelegenen Lande der vormaligen Meyerei Herrenkrug ward im Jahre 1818 auf Veranlassung des OB Francke mit Bewilligung des Gemeinderaths, zur Erholung und Erheiterung für die Bewohner Magdeburgs dieser Park angelegt. Unter der Aufsicht und Leitung der Garten-Deputation ist dieser Park seit dem Jahre 1818 ausgeführt, erweitert und gepflegt von dem Stadtbaumeister Wolff mit den Kunstgärtnern Minding und Erich. Dieses Denkmal ist gesetzt von dem St.B. Wolff beim Ablauf seiner 56jährigen Dienstzeit im Jahre 1861. C. Schönberg fecit.

1989 erfolgte eine Restaurierung der Kugelsonnenuhr.

Der Löwe

1845 wurde eine gusseiserne Löwenplastik aufgestellt. Mit der Plastik wurde der Oberbürgermeister Francke geehrt, der in besonderem Maße für den Herrenkrugpark gewirkt hatte. Gestiftet wurde der Löwe von dem Magdeburger Buchdrucker Friedrich August Heinrich Faber [2]. Neben den Initialen des Stifters trägt die Plastik die Widmung:

Dank ihm, der aus dem Kleinen das Große,
der aus dem Schönen das Schönere schuf.
Dank ihm, der Erz und Stein überdauert,
der sich vom Enkel zum Enkel vererbt.
Ihm tönt aus Luft und Wald das Lied der Freude.
Ihm schmückt sich rings die Flur mit ihrem Feyerkleide.

Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde der Löwe von sowjetischen Soldaten entwendet, bereits kurze Zeit später aber wieder am alten Platz aufgestellt. 1989 erfolgte eine Restaurierung der Plastik.

Die Sandsteinbank FÜR FAULE

Die Bank stammt aus dem Jahr 1819 und trägt die Inschrift FÜR FAULE. Hierbei handelt es sich um ein Akrostichon mit der Bedeutung "Für unglückliche Ruhe, Für Alte Und Leidende Erholung".

Die Sonnenuhr

Der Sockel der Sonnenuhr stammt von 1818 und soll ursprünglich vergoldet gewesen sein. 1991 wurde von der Bildhauerin Martina Seffers ein neues Zifferblatt angefertigt. Es trägt jedoch weiterhin die alte Aufschrift Zähle nur die heiteren Stunden.

Gehölzsammlung

Die Parkanlage stellt zugleich eine Gehölzsammlung dar. Unter anderem befinden sich im Herrenkrugpark folgende Gehölze:

Bergahorn, Blutahorn, Blutbeerahorn, Eschenahorn, Feldahorn, Französischer Ahorn, Pontischer Ahorn, Rottraubiger Ahorn, Schneeballblättriger Ahorn, Silberahorn, Spitzahorn, Streifenahorn, Tatarischer Steppenahorn, Weinahorn, Zuckerahorn, Amberbaum, Amur-Korkbaum, Baum-Hasel, Bitternuß, Blutbuche, Gemeine Eibe, Iberische Eiche, Eiblättrige Esche, Goldesche, Färbereiche,Gemeine Esche, Esskastanie, Flatterulme, Gelbholz, Geweihbaum, Ginkgo, Götterbaum, Graupappel, Sandbirke, Hängebuche, Hainbuche, Holzbirne, Japanische Lärche, Abendländischer Lebensbaum, Magnolie, Gurken-Magnolie, Breitblättrige Mehlbeere, Echte Mehlbeere, Schwedische Mehlbeere, Österreichische Schwarzkiefer, Platane, Pyramideneiche, Robinie, Kleinblättrige Robinie, Rotbuche, Roteiche, Balkan-Rosskastanie, Rote Rosskastanie, Sachalin-Kirsche, Scharlacheiche, Scheeglöckschenbaum, Schnurbaum, Schwarznuss, Silberlinde, Silber-Pappel, Sommerlinde, Stieleiche, Traubeneiche, Traubenkirsche, Tulpenbaum, Urweltmammutbaum, Vogel-Kirsche, Gefülltblühende Vogelkirsche, Chinesischer Wacholder, Walnuss, Weymouthskiefer, Zerreiche, Zierapfel (Malus x magdeburgensis), Zirbe, Zuckerbirke, Nordamerikanischer Zürgelbaum

Literatur

  • Robert Hesse: Die Parkanlagen der Stadt Magdeburg. 1907, Magdeburg
  • Gisela Hoke: Herrenkrug: die Entwicklung eines Magdeburger Landschaftsparks. 1991

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Friedrich Wilhelm Wolff, Magdeburger Biographisches Lexikon
  2. Friedrich August Heinrich Faber, Magdeburger Biographisches Lexikon

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