Herzogtum Normandie

Herzogtum Normandie
Lage der Normandie in Europa
Historische Flagge der Normandie
Flagge des Mouvement normand (Normannische Bewegung) mit dem Kreuz des Nordens
Der Klosterberg Mont-Saint-Michel
Le Havre – Brücke über die Seine
Normannische Kuh unter Apfelbäumen
Die Bucht von Etretat

Die Normandie ist eine Region im Norden Frankreichs. Zur Normandie gehören das untere Seinegebiet (Haute-Normandie) nördlich von Paris und das Land in Richtung Westen (Basse-Normandie) mit der Halbinsel Cotentin. Zur Haute-Normandie gehören die französischen Départements von Seine-Maritime und Eure, Basse-Normandie besteht aus den Départements Orne, Calvados und Manche.

Eine besondere touristische Attraktion ist der sagenumwobene Mont-Saint-Michel.

In der Normandie leben 3,5 Millionen Menschen. Die größten Städte sind Rouen (385.000 Einwohner einschließlich Vororten), Le Havre (247.000 Einwohner), Caen (200.000 Einwohner) und Cherbourg (89.000 Einwohner). Früher war Rouen die Hauptstadt der ganzen Provinz, heute ist sie noch Hauptstadt der Haute-Normandie; die Hauptstadt der Basse-Normandie ist Caen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zwischen 58 und 51 v. Chr. eroberte Cäsar die Region und nannte das Gebiet Lugdunensis secunda. Als erste Städte entstanden Constantia, Augusta und Rotomagnus. Im 5. Jahrhundert wanderten die Franken ein und der Merowinger Chlodwig gründete in Rouen einen Bischofssitz. Im 7. und 8. Jahrhundert kam es zu Klostergründungen in Jumièges, St. Quen und Wandrille. 709 gründete der Bischof von Avranches das Kloster auf dem Mont-Saint-Michel. Im Jahre 841 wurde Rouen von den Normannen gebrandschatzt. Im Jahre 911 betraute Karl der Einfältige den Normannen Rollo mit dem Herzogtum.

Zu ihrem heutigen Namen kam die Normandie im Mittelalter als Heimstatt der Normannen, die sich als Volksstamm aus einheimischen „französischen“ Bewohnern und hinzugekommenen Wikingern gebildet hatte. Sie wurden der Stamm, der zuletzt England erfolgreich eroberte. Nach Ausweis der Sprach- und Ortsnamenforschung stammte die Mehrzahl der ansässig gewordenen Wikinger aus Dänemark, ein kleinerer Teil aus Norwegen. Die Geschichte des Herzogtums Normandie begann, als der vermutlich aus Norwegen stammende Wikingeranführer Rollo (Gånge Rolf), der das Gebiet der Seine um Paris verwüstet hatte, im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte vom westfränkischen König Karl dem Einfältigen die Normandie als Lehen zugesprochen bekam (911). Er wurde so in den westfränkischen „Staat“ eingebunden, sollte die Normandie gegen weitere Überfälle von außen kommender Wikinger verteidigen (seine Aufmerksamkeit vom Binnenland zur Küste verlegen).

Rollos Nachfahre Wilhelm, Herzog der Normandie, gelang 1066 die Eroberung Englands, was ihm den Beinamen „der Eroberer“ einbrachte. Er ließ sich dort zum König krönen. Die Normandie war bis 1087, von 1106 bis 1144 und von 1154 bis 1204 ein Teil Englands. Während des Hundertjährigen Krieges (1337–1453) war sie von 1346 bis 1360 und nochmal von 1415 bis 1450 von englischen Truppen besetzt – während des Zweiten Weltkrieges auch von der deutschen Wehrmacht. Die Küste der Haute Normandie diente den West-Alliierten als Landungszone für ihre groß angelegte und lang geplante Invasion des westeuropäischen Festlandes. Die folgende blutige Schlacht, auch bekannt als Operation Overlord, begann am 6. Juni 1944 mit 6.400 Landungsfahrzeugen und wird heute noch D-Day genannt. Vor allem Caen litt sehr unter den Kämpfen, die bis zur Befreiung von Le Havre am 12. September andauerten.

Herzöge der Normandie

Rolloniden

Haus Blois

Anjou-Plantagenet

1204 eroberte Frankreich den kontinentalen Teil der Normandie zurück. Die normannischen Inseln blieben bis heute unter der Herrschaft der Könige von England, die in dieser Funktion auch weiterhin den Titel Herzog der Normandie tragen. Unter den Valois wurde der Festlandteil des Herzogtums Normandie mehrmals dem Thronerben oder einem der Söhne des Königs zugesprochen.

Kapetinger

Zwischen 1418 und 1450 war die Normandie tatsächlich in der Hand der englischen Könige Heinrich V. und Heinrich VI..

  • 1465–1469: Karl von Valois, Herzog von Berry (1461), letzter tatsächlicher Herzog der Normandie (1465), jüngster Bruder Ludwigs XI., erhält die Normandie von diesem als Apanage.

1469 kam das Herzogtum durch Tausch gegen die Guyenne an König Ludwig XI.

Archäologie in der Normandie

In neuen Publikationen über die megalithischen Ursprünge, die in Nordwestfrankreich zuerst erfolgten, findet innerhalb der französischen Archäologie eine Debatte statt. Die „Pariser Schule“ stellt den Einfluss der Bandkeramik über die Kulturen von La Hoguette und Cerny heraus, während die „atlantische Schule“, die Betonung auf Entwicklungen entlang der atlantischen Fassade, mit ihren beeindruckenden Warengruppen in den Vordergrund stellt. In einem Alternativmodell werden abermals Formen der Interaktion zwischen Leuten der Jungsteinzeit und dem Mesolithikum in verschiedenen Regionen betont.

Die erste archäologische Ausgrabung in Frankreich fand bereits im Jahre 1685 in Cocherel im Département Eure in der Normandie statt. Erste Veröffentlichungen mit archäologischen Themen aus der Region stammen von Charles Alexis Adrien Duhérissier de Gerville (1769 - 1853) (aus Gerville-la-Forêt), der im Jahre 1818 den Begriff "Romanik" einführte.

Als Vater der normannischen Archäologie gilt Arcisse de Caumont (1801 - 1873). Er gründete im Jahre 1823, die Société Linnéenne de Normandie (die nach Carl von Linné benannte französische Gesellschaft für Archäologie) und 1833, eine Gesellschaft zur Erhaltung von Denkmälern. Ein Gymnasium und eine Straße in seiner Heimatstadt Caen tragen seinen Namen und in Bayeux wurde ihm ein Denkmal gesetzt.

Ein weiterer Vertreter der normannischen Archäologie war Jean Désiré Benedikt Cochet, (1812 - 1870) (bekannt als L’Abbe Cochet). Er war gemeinsam mit dem Amateurarchäologen Jacques Boucher de Perthes ein Begründer der wissenschaftlichen Archäologie in Frankreich.

Der in Valognes (Département Manche) geborene Léopold Victor Delisle (1826 - 1910) war ein Handschriftenforscher und Historiker, der als Leiter der Nationalbibliothek deren Bestand enorm erweiterte und Themen aus der Normandie aufgriff. Léon Coutil (1856 - 1943) beschäftigte sich in „Les Casques Proto-Etrusques, Etrusques et Gaulois“, mit gallischen und etruskischen Themen.

Michel de Boüard (1909–1989) war Historiker und Mittelalterarchäologe, sowie Dekan der philosophischen Fakultät in Caen.

Literatur

  • Mark Patton: Neolithisation and megalithic origins in North-Western France: A regional interaction model In : Oxford Journal of Archaeology 13 (3) 1994 S. 279–293
  • D. Strauch: Normannen. In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 21 (Berlin 2002) S. 365–381.
  • Dominique Auzias: Normandie, Nouvelles Éditions Université, 2005, ISBN 2-7469-1263-5
  • Michel de Boüard: Histoire de la Normandie, Privat, Toulouse, 2001, ISBN 2-7089-1707-2
  • Serge Gleizes: Christian Sarramon, Philippe Delerm, L’art de vivre en Normandie, Flammarion, 2004, ISBN 2-08-201254-9
  • Charles Brisson, René Herval, A Lepilleur: Légendes et récits de Normandie, Ancre de Marine, 2004. 120 p, ISBN 2-84141-188-5
  • V. Carpentier, E. Chesquiére & C. Marcigny: Archéologie en Normandie Edition Quest-France 2007 Rennes. ISBN 978-2-7373-4164-9
  • Arcisse de Caumont (1801-1873), érudit normand et fondateur de l'archéologie française, (Mémoires de la Société des antiquaires de Normandie, t. XL), 2004, 515 p., 158 ill. (ISBN 295105582X)

Weblinks


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