Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS

Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS

Die Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e.V. (HIAG) wurde 1951 als „Traditionsverband“ in Deutschland begründet. Die Gründer und erste Vorsitzenden der HIAG waren unter anderen Otto Kumm, der letzte Kommandeur der Leibstandarte Adolf Hitler, Richard Schulze-Kossens, Adjutant Adolf Hitlers und zuletzt Kommandeur der SS-Junkerschule in Bad Tölz, Felix Steiner, SS-General des III. Germanischen SS-Panzerkorps, Paul Hausser, SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS. Nach seiner Begnadigung 1955 stieß auch Sepp Dietrich, Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS, zuletzt Oberbefehlshaber der 6. SS-Panzerarmee zur HIAG.

Traditionsträger „HIAG Ostsachsen“ im Rahmen des Ulrichsbergtreffens am Ulrichsberg 2003

Inhaltsverzeichnis

Verein

Die HIAG war zunächst dezentral organisiert, doch wurde diese Struktur noch in den 1950er Jahren aufgehoben. Das Ziel der „Hilfsgemeinschaft“ war die rechtliche Gleichstellung der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS mit den Soldaten der Wehrmacht und die Rehabilitierung der Soldaten der Waffen-SS. Die Vereinigung war tragendes Mitglied im „Verband deutscher Soldaten“ und übte einen großen Einfluss im Netzwerk der Soldaten- und Traditionsverbände aus. Bis heute bestehen Verbände aber weiterhin auf Landesebene und regionaler Ebene weiter.

Nachdem die Versorgungsrechte der ehemaligen SS-Angehörigen in den 1960er Jahren weitestgehend abgesichert waren, verlagerte die HIAG ihren Schwerpunkt auf publizistische Tätigkeiten.

Ab November 1951 erschien der Wiking-Ruf als Sprachrohr der HIAG. Ab 1956 wurde dieser von der ebenfalls monatlich erscheinenden Zeitschrift Der Freiwillige abgelöst. Sie erschien in einer Höchstauflage von 12.000 Exemplaren, 1992 waren es noch 8.000. Der Herausgeber war Erich Kern, langjähriger Schriftführer des CDU-Bundestagsabgeordneten Hans Wissebach. Die Zeitschrift erscheint noch heute im „Munin-Verlag“. Hauptinhalt dieser Publikation ist die Darstellung der Waffen-SS als normale kämpfende Truppe und Militärnostalgie; daneben finden sich auch geschichtsrevisionistische Artikel, die nicht allein die Geschichte der Waffen-SS betreffen.

Gedenktafel gefallener (Waffen-SS)-Soldaten am Ulrichsberg, Österreich, gewidmet von der „HIAG Minden“, aufgestellt 1984 von der Kameradschaft IV

Bis Mitte der 1960er Jahre saßen Interessensvertreter der HIAG in allen maßgeblichen Parteien und die HIAG war weithin anerkannt. So referierte 1954 Helmut Schmidt bei der HIAG zum Thema „Soldatentum und Sozialdemokratie“. 1978 verfügte die Organisation über 118 Orts- und Kreisverbände. Zeitweilig hatte sie 20.000-40.000 Mitglieder. Von den circa 250.000 Veteranen der Waffen-SS in der Bundesrepublik waren Schätzungen zufolge phasenweise bis zu 70.000 im HIAG-Bundesverband organisiert. Erst ab den 1980er Jahren beendeten mehrere Bundestagsabgeordnete ihre Tätigkeit für die HIAG, und die SPD fasste einen Unvereinbarkeitsbeschluss. In der Folge verlor die Organisation zunehmend an Einfluss. Über die verbliebenen regionalen Verbände ist sie aber nach wie vor in die Struktur der Soldaten- und Traditionsverbände eingebunden.

Bei der Auflösung des HIAG- Bundesdachverbandes 1992 waren diesem zwölf Landesverbände, zwölf Truppen- und zahlreiche Kreiskameradschaften angegliedert. Dem letzten Bundesvorstand gehörten 1992 Hubert Meyer, August Hoffmann und Johann Felde an. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Bundesführung „Beobachtungsobjekt“ des Bundesamtes für Verfassungsschutz und es wurden gezielt Informationen im Sinne der §§ 3, 4 des Bundesverfassungsschutzgesetzes gesammelt und ausgewertet.

Einige Landesverbände und regionale Kameradschaften der HIAG sowie die 1993 gegründete „Kriegsgräberstiftung Wenn alle Brüder schweigen“ werden weiter geführt. Diese Stiftung mit Sitz in Stuttgart wird von dem Vorsitzenden August Hoffmann, dem stellvertretenden Vorsitzenden Heinz Berner und dem Schatzmeister Werner Bitzer geleitet. Ihre Aufgabe ist nach eigenem Bekunden in erster Linie, „Soldatengräber im In- und Ausland -- besonders unserer Truppe -- zu suchen, zu sichern und die Grabanlagen dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mitzuteilen“.

Ehemalige Verbindung zur Kameradschaft IV

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Die HIAG arbeitete auch eng mit der österreichischenKameradschaft IV“ zusammen. Am Vorabend des Ulrichsbergtreffen 1995 veranstalteten und besuchten etliche Mitglieder der HIAG ein inoffizielles europaweites Waffen-SS Treffen in Krumpendorf (Kärnten), bei dem neben ehemaligen Mitgliedern der Waffen-SS aus ganz Europa auch bekannte Personen aus dem rechten Spektrum wie etwa Florentine Rost van Tonningen und Gudrun Burwitz, die Tochter von Heinrich Himmler, zu Gast waren. Bei einer Aufsehen erregenden Rede sprach der ehemalige FPÖ-Landeshauptmann Jörg Haider 1995 den anwesenden Waffen-SS-Soldaten seinen Dank aus.

„Dass es in dieser regen Zeit, wo es noch anständige Menschen gibt, die einen Charakter haben und die auch bei größtem Gegenwind zu ihrer Überzeugung stehen und ihrer Überzeugung bis heute treu geblieben sind. […] Wir geben Geld für Terroristen, für gewalttätige Zeitungen, für arbeitsscheues Gesindel, und wir haben kein Geld für anständige Menschen.“

Jörg Haider, 30. September 1995 in Krumpendorf gegenüber der HIAG und Veteranen der Waffen-SS und Wehrmacht anlässlich der Ulrichsbergfeiern.[1]

1995 geriet Sören Kam in die Schlagzeilen, als er in Kärnten beim Ulrichsbergtreffen der Veteranen der Waffen-SS in Krumpendorf teilnahm. Bei dieser jährlich stattfindenden Versammlung, an der Haider sprach, wurde Kam gefilmt.

Am Ulrichsberg steht eine Tafel der „HIAG Minden“ mit folgender Inschrift: Des Soldaten Ehre ist seine Treue/ Im ehrenden Gedenken an alle gefallenen u. vermissten Kameraden unserer Truppe/Gewidmet in Dankbarkeit der Garnisonstadt Klagenfurt. Da die Polizeidirektion in Klagenfurt den Schriftzug HIAG beeinspruchte, wurde die Tafel ohne Schriftzug des Verbandes angefertigt. [2]

Literatur

  • Bert-Oliver Manig: Die Politik der Ehre. Die Rehabilitierung der Berufssoldaten in der frühen Bundesrepublik, Wallstein Verlag, Göttingen 2004, ISBN 3-89244-658-X

Weblinks

  • Verband der Unbelehrbaren? von Karsten Wilke, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld

Einzelnachweise

  1. Ruth Wodak, Anton Pelinka, The Haider Phenomenon in Austria, Transaction Publishers 2002, ISBN 0765808838, S. 211
  2. Walter Fanta, Valentin Sima (Hg.): „Stehst mitten drin im Land“. Das europäische Kameradentreffen auf dem Kärntner Ulrichsberg von den Anfängen bis heute; Klagenfurt: S 199.

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