Hochbunker Pallasstraße

Hochbunker Pallasstraße

Der Hochbunker Pallasstraße, auch als Sportpalast-Bunker bezeichnet, ist ein vierstöckiger Hochbunker in der Pallasstraße in Berlin-Schöneberg, dessen Rohbau im Zweiten Weltkrieg fertiggestellt wurde. Er ist nach Endausbau und Modernisierung in den 1980er-Jahren heute als Zivilschutzanlage nutzbar und wird als Lager für Notstandsware genutzt. Seit Mai 2002 wird der Bunker durch den Leistungskurs Geschichte der benachbarten Sophie-Scholl-Schule als ‚Ort der Erinnerung‘,[1] vom Kunstamt Tempelhof-Schöneberg und vom Verein Berliner Unterwelten als Veranstaltungsort genutzt. Der Verein kümmert sich im Auftrag des Berliner Senats um die technische Wartung des Gebäudes. Die Entwidmung als Zivilschutzanlage ist für Ende 2010 geplant.[2]

Das Gebäude liegt unweit der Potsdamer Straße und ist mit einem Flügel des auch als Sozialpalast bekannten Pallasseums überbaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Hochbunker Pallasstraße nördlich des Kleistparks

Der Bunker wurde 1943–1945 von Zwangsarbeitern unweit des Berliner Sportpalastes errichtet, die überwiegend aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten der Sowjetunion stammten. Er wurde nur im Rohbau fertiggestellt und sollte zum Fernmeldebunker für das in der nahegelegenen Winterfeldtstraße gelegene Fernmeldeamt 1 ausgebaut werden. Die Zwangsarbeiter waren, teilweise mitsamt ihren Familien, im angrenzenden Gebäudekomplex des Augusta-Gymnasiums untergebracht, in dem sich heute die Sophie-Scholl-Oberschule befindet.

1945/1946 gab es einige Sprengversuche durch US-Soldaten, die allerdings keine ernsthaften Schäden an dem Gebäude verursachten. Größere Sprengarbeiten hätten zu starke Schäden in der Bebauung der Umgebung verursacht. Die Außenwände des Gebäudes, insbesondere die Seite zur Potsdamer Straße, wurden seit den 1970er Jahren mehrfach mit Graffiti und Wandbildern versehen.

1977 wurde der Bunker mit dem auf Stelzen stehenden Teil des Pallasseums überbaut. Auf Wunsch der Westalliierten, die bis 1990 im angrenzenden Kontrollratsgebäude residierten, wurde der Bunker von 1986 bis 1989 ausgebaut. Neben vier Eingangsschleusen gibt es nun in allen fünf Etagen jeweils zwei Räume mit den Abmessungen von 35 × 7 Metern und einem Raum von 41 × 7 Metern. Mit einer Kapazität von 4809 Schutzplätzen ist der Bunker die größte Zivilschutzanlage in Berlin.[3]

Der Bunker war einer der Drehorte des 1987 entstandenen Films Der Himmel über Berlin von Wim Wenders.

2002 produzierte das ehemalige Plattenlabel Aggro Berlin das Video zum Sampler Aggro Ansage Nr. 2 (2002). Im Video zu Aggro Teil 2 wird ein Luftangriff auf Berlin dargestellt. Sido, Bushido, B-Tight und weitere Personen befinden sich im weiteren Verlauf in dem Hochbunker.

2009 fand im Bunker eine vom Kunstamt Tempelhof-Schöneberg veranstaltete Ausstellung einer Installation von Lilli Engel und Raffael Rheinsberg statt. Ergänzt wurde die Ausstellung durch eine Dokumentation zur Geschichte des Hochbunkers.[4]

Literatur

  • Erika von Hören: Der Bunker auf dem Schulhof – Geschichte in Beton. In: Kiez-Schöneberg 1/2009, Berlin 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. AG Geschichte / Kunst der Sophie-Scholl-Schule: „Früher ein Bunker – heute ein Ort der Erinnerung“ vom 31. Mai 2008 (abgerufen am 21. April 2009).
  2. „Leichensäcke für den Atomkrieg“. In Berliner Zeitung vom 27. Juli 2010
  3. Öffentliche Zivilschutzbauten in Berlin. Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr, 1998, abgerufen am 30. April 2009.
  4. Ausstellung Maikäfer flieg vom 2. September bis 25. Oktober 2009. Pressemitteilung des Kunstamtes Tempelhof-Schöneberg, Haus am Kleistpark von 2009.
    Dazu auch: Anna Pataczek: „Der Krieg ist nie vorbei“. In Der Tagesspiegel vom 1. September 2009.
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