Horch P3

Horch P3
P3
P3-Geländefahrzeug der DDR-Grenztruppen
Montage 1962/63: VEB Kooperationszentrale Automobilbau Karl-Marx-Stadt
Montage 1963-65: VEB Industriewerke Ludwigsfelde
Montage 1965/66: VEB Automobilwerke Ludwigsfelde
Produktionszeitraum: 1962–1966
Vorgängermodell: Horch P2,
Horch P2M
Nachfolgemodell:

Für den P3 gab es keinen Nachfolger. Es wurden nach diesem in der DDR keine geländegängigen Pkw mehr in Serie produziert. Eine kleineres Fahrzeug, der sogenannte Kleinkübel IFA K900 blieb nur eine Ideenskizze.

Restaurierter P3

Der P3 ist ein geländegängiges Kraftfahrzeug (Geländewagen), das in der DDR für den militärischen Einsatz in der NVA und in den Grenztruppen der DDR hergestellt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die seit 1990 oft zu findenden Bezeichnungen „Horch P3“ oder „Sachsenring P3“ rühren daher, dass der Motor des Fahrzeugs im VEB Horch bzw. später Sachsenring in Zwickau produziert wurde. Es handelt sich um einen 6-Zylinder-Ottomotor, den Ingenieure des während des Zweiten Weltkriegs untergangenen Wandererwerkes in Chemnitz, anknüpfend an die 6-Zylindermotoren ihrer alten Firma in den 50er Jahren für die Verwendung im P2M neu konstruiert haben. In abgewandelter Form (mit Ölwanne und mit veränderter Nockenwelle) fand sich dieses Aggregat auch im Sachsenring P 240 wieder. Das Zwickauer Horch- bzw. Sachsenring-Werk produzierte später auch den Motor des P3. Dieser war eine Weiterentwicklung des P2M-Motors, jetzt mit einem Aluminiumgehäuse und einer auf 75 PS gesteigerten Leistung. Alle P3-Motoren tragen deshalb von ihrem Hersteller die Bezeichnung „Sachsenring“ auf dem Typschild.

Der P3 entstand Ende der 50er Jahre nach dem Produktionsstop des P2M wie dieser als eine komplette Neukonstruktion. Anders als oft angenommen, knüpften beide Fahrzeugtypen nicht an bekannte Konstruktionen an, die vor 1945 in Sachsen gebaut worden waren, wie z. B. die vom Heereswaffenamt Mitte der 30er Jahre konstruierten und von verschiedenen Hersteller produzierten Einheits-Pkw der Wehrmacht (Stoewer, BMW, Horch, Opel, Ford). Der P3 wurde von einem speziell mit militärischen Entwicklungen betrauten Konstruktionsbüro – das KEW (Kraftfahrzeug-Entwicklungswerk) im sächsischen Hohenstein-Ernstthal – projektiert.

Nach langem Suchen wurde als erster Montagebetrieb für den P3 das „Objekt 37“ – eine Art Tarnbezeichnung für einen Kfz-Reparaturbetrieb der SDAG Wismut – für den Beginn der Serienproduktion gewonnen. Der Betrieb lag auf dem historischen Standort der durch Krieg und Demontage untergegangenen Wandererwerke in Chemnitz-Siegmar. Offiziell wurde in der Literatur und auf den Kfz-Typenschildern „VEB Kooperationszentrale Automobilbau Karl-Marx-Stadt“ angegeben, ein Verbund, der im Wesentlichen dafür geschaffen worden war, die Anstrengungen zum Bau des P3 zu organisieren und zu koordinieren, da der Wagen aufgrund seiner Komplexität nicht in das Produktionsprofil eines einzelnen Herstellers in der DDR passte. Insofern war auch das „Objekt 37“ ein Provisorium. Für die Produktion der erforderlichen Stückzahlen wurde alsbald das Industriewerk Ludwigsfelde auserkoren. Damit hatte der P3 im Laufe seiner Produktionszeit zwei Hersteller, denen zahlreiche Betriebe die benötigten Baugruppen zulieferten. Mitte der sechziger Jahre setzten die ostdeutschen Vertreter der RGW-internen Entscheidung, in der DDR keine Geländewagen mehr zu bauen, keinen Widerstand entgegen. Das bedeutete das Produktionsende für den P3. Weiterhin benötigte Geländewagen wurden von der NVA aus der Sowjetunion bezogen, wie GAZ und UAZ.

Technik

  • Länge / Breite / Höhe: 3,71 m / 1,95 m / 1,95 m
  • Leermasse: 1860 kg
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 2560 kg
  • Motor:
    • 6-Zylinder-Ottomotor Hubraum 2,4 l (2407 cm³), Aluminiumgehäuse, Trockensumpfschmierung
    • Leistung 55 kW (75 PS)
    • Verbrauch: ca. 24 l/100 km
    • Höchstgeschwindigkeit: 95 km/h
  • Kraftübertragung:
    • Zwei-Scheiben-Trockenkupplung
    • 4-Gang-Schaltgetriebe, synchronisiert
    • Verteilergetriebe/Geländeuntersetzung
    • wahlweise
      • Hinterradantrieb über Kardanwelle (4×2) bzw.
      • Allradantrieb (4×4) über zuschaltbaren Vorderradantrieb
    • Differentialsperre 100 % vorn und hinten mechanisch zuschaltbar
  • Aufbau:
    • Kastenrahmen, offene Karosserie aus Stahlblech, Spriegelgestell, Planenverdeck, abklappbare Windschutzscheibe, meist als Dreitürer, nur ca. zwei Dutzend als Viertürer mit Cabrioverdeck für Führungspersonal
  • Fahrgestell:
    • Einzelradaufhängung, vorne Doppel-Querlenker, hinten Schräglenker, längsliegende Drehstäbe, Teleskopstoßdämpfer, Zentralschmierung
  • Sitzplätze: 5 bis 7 (3-türig)

Es wurden ca. 3000 P3 gebaut.

Einsatz

Der Geländewagen P3 war überwiegend für den militärischen Einsatz bestimmt. Er wurde jedoch auch von der Feuerwehr, der Zivilverteidigung, in der Land- und Forstwirtschaft, sowie im Vermessungswesen der DDR eingesetzt. Nach ihrer Aussonderung gelangten auch Fahrzeuge in private Hände. Die Grenztruppen der DDR nutzen den P3 bis Ende der 1980er Jahre und auch die NVA hatte die Fahrzeuge vorwiegend als sogenannte Mob-Reserve bis zum Ende der DDR im Bestand.

Weblinks und Quellen

 Commons: Horch P3 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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