Alte Post (Hamburg)

Alte Post (Hamburg)
Zwei Generationen Fernmeldewesen: Alte Post und dahinter der Heinrich-Hertz-Fernsehturm. Rechts vorn die Alsterarkaden

Die Alte Post in Hamburg ist ein 1847 vollendetes Gebäude an der nach ihr benannten Poststraße in der Hamburger Innenstadt. Es entstand nach dem Großen Brand von 1842 nach Plänen von Alexis de Chateauneuf aus dem Bedürfnis, mehrere der in der Stadt vertretenen Postanstalten in einem Haus zusammenzufassen. Es ist der größte Verwaltungsbau, der nach dem Stadtbrand entstand, gilt als eines der herausragenden Beispiele der sogenannten Hamburger Nachbrandarchitektur und ist eines der ältesten Postgebäude vor Gründung der einheitlichen Reichspost in Deutschland.

Das denkmalgeschützte Gebäude zwischen der Straße Große Bleichen und dem Bleichenfleet enthielt nach vollständigem Umbau 1971 eine Ladenpassage, die die Umwandlung dieses Teils der Neustadt zu einem Passagen-Viertel einleitete. Es wird derzeit erneut zu einem Bürohaus mit Läden umgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Ansicht von den Poststraße/ Große Bleichen

Der Bau erfolgte von 1845 bis 1847 nach Entwürfen des Architekten Alexis de Chateauneuf, der maßgeblich am Wiederaufbau der Stadt mitwirkte (Alsterarkaden) und als Baumaterial zum Teil auch den bodenständigen Backstein favorisierte. So wurde die Fassade mit unverputzten Ziegelsteinflächen unter Verwendung von gotisierenden Sandsteinelementen im zeitgenössischen Rundbogenstil erbaut. Als Vorbild für den italienisch anmutenden Bau gilt auch der Stil der italienischen Renaissance (je nach Quelle werden Palazzo-Bauten der Regionen Florenz, Venedig oder der Toskana als Vorbilder zitiert).

Charakteristisch ist der hohe Uhrturm, auf dessen Spitze ein optischer Telegraf (mittels Flügeln/Semaphor) den Endpunkt für eine Nachrichtenverbindung bis zur Elbmündung, dem zu Hamburg gehörenden Cuxhaven, bildete. Das heutige Aussehen erhielt der Turm jedoch erst, nachdem er sich für diesen Zweck als zu niedrig erwiesen hatte. Daraufhin wurde dem Turm mit einem Oktogon-förmigen Baukörper ein weiteres Segment aufgesetzt. Vorbild des eleganten, aber regional untypischen 40 Meter hohen Turmes, ist der Belfried von Brügge. Am 23. Juli 1848 nahm der neue Endpunkt, der Hamburger optischen Telegraphenlinie seinen Betrieb auf. Sie wurde jedoch im Jahr darauf wieder eingestellt, nachdem seit dem 15. Oktober 1848 ein elektrischer Telegraf (Morsetelegrafie) auf der für Hamburg wichtigen Verbindung nach Cuxhaven (Meldung von einlaufenden Schiffen) eingesetzt wurde.

Geschichte

Am 2. Januar 1848 wurde in dem Gebäude die Hamburgische Stadtpost (Freistädtisches Postamt der Hamburger Staatspost) eröffnet. Ebenso waren darin das Fürstlich Thurn und Taxis'sche Oberpostamt, das Königlich Hannoversche Oberpostamt und die Königlich Schwedische Post mit ihren Dienststellen untergebracht. Ihre Wappen und Embleme befinden sich noch heute an den Portalen der jeweiligen Eingänge. Weitere in Hamburg vertretene Postanstalten hatten ihren Sitz in anderen Gebäuden.

Mit der Gründung des Norddeutschen Postbezirks 1868 wurde die hamburgische Post dem Norddeutschen Bundes-Oberpostamt übertragen, das seinen Sitz im Gebäude der Stadtpost erhielt und in dem nach Einführung der einheitlichen Reichspost auch die kaiserliche Oberpostdirektion untergebracht war. 1887 zog diese mit der Telegraphendirektion in die neue Oberpostdirektion am Stephansplatz um. Das alte Postgebäude wurde darauf wieder von der Freien und Hansestadt übernommen und von der Hamburger Verwaltung und als Archiv genutzt.

Das Bleichenfleet mit dem Turm der Alten Post

1924 zog das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), das zuvor über mehrere Standorte verteilt war, in das Haus. Im gleichen Jahr wurde die alte Post, als eines der ersten staatseigenen Gebäude der Stadt, unter Denkmalschutz gestellt.

Es überstand den Zweiten Weltkrieg ohne große Schäden, jedoch wurden bei der Sturmflut 1962 die Magazinräume des HWWA bis zu 1,60 Meter unter Wasser gesetzt, wodurch ein Teil des Archivs zerstört wurde. 1965 zog das HWWA schließlich aus. Zugleich hatte sich der bauliche Zustand verschlechtert. Um den Bau nicht abreißen zu müssen, einigte sich die Stadt auf eine vollständige Renovierung.

Zwischen 1968 und 1971 erfolgte für 8 Millionen Mark der Umbau mit Entkernung des Inneren und unter Beibehaltung der alten Fassade nach Plänen von Baudirektor H. D. Gropp und Ursula Kresse. Die ursprünglichen vier Geschosse wurden zu sechs Stockwerken ausgebaut. Es enthielt nun eine Ladenpassage, eine Tiefgarage und in den oberen Stockwerken 3000 Quadratmeter Bürofläche, die auch von Senat und Bürgerschaft genutzt wurden. Es folgten mehrfache Neugestaltungen der Ladenpassage (so 1988) und im Jahr 1998 für 2 Millionen Mark eine Grundinstandsetzung bei der auch das alte Mauerwerk saniert wurde.

Nach Auskernung (Mai 2010)

Ende 2008 schlossen die letzten Läden in der Alte Post Passage. Das Gebäude wurde 2010 erneut entkernt und soll um zwei Staffelgeschosse aufgestockt werden. Die Fertigstellung ist für Ende 2011 geplant.

Poststraße

Die Poststraße verbindet den Rathausmarkt mit den Hohen Bleichen/ABC-Straße, bzw. über die abzweigende Gerhofstraße mit dem Gänsemarkt. Zwischen den Straßen Hohe Bleichen und den kreuzenden Große Bleichen hieß sie ursprünglich Königsstraße. Ihre schmale Verlängerung, die Kleine Königsstraße endete am Bleichenfleet.

Nach dem großen Stadtbrand wurde die Poststraße, parallel zum Jungfernstieg neu angelegt und führte nun über das Bleichenfleet mit der Postbrücke zum Neuen Wall. Von der dortigen Kreuzung führt die Schleusenbrücke zum Rathausmarkt, die als Verbindung ebenfalls erst nach dem Brand entstand. Der Name Poststraße wurde später auf die gesamte Königsstraße übertragen.

Weblinks

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