- Fleet
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Ein Fleet (auch Fleth sowie in vielen weiteren Schreibweisen vorkommend; von and. fliot, mnd. vlêt, vlît, nnd. Fleet, hd. Fließ zu fließen[1]) war die Bezeichnung eines natürlichen Wasserlaufs in den Elbmarschen, der in die Elbe oder einen ihrer Nebenflüsse mündete. Entsprechendes gilt für die Wesermarschen. Fleete in diesem Sinne sind durch die Bedeichung der Marschen im Mittelalter meist verschwunden oder wurden zumindest stark verändert; erhalten sind oft nur noch Ortsnamen wie Bors-, Wewels-, Beiden-, Bahren-, Dammfleth etc. Heute steht die norddeutsche Bezeichnung Fleet vor allem für die noch vorhandenen aber stark veränderten oder überhaupt erst künstlich angelegten Wasserverbindungen in Hamburg sowie in Bremen.
Inhaltsverzeichnis
Fleete in Hamburg
In Hamburg wurden die verschiedenen Schreibweisen wie Fleth, Flet oder Fleet erst 1946 vereinheitlicht; man entschied sich für die Schreibweise Fleet.
Die Hamburger Fleete sind zum Teil aus den Mündungsarmen von Alster und Bille in die Elbe hervorgegangen, die dann zur Entwässerung und als Stadtgräben zur Verteidigung genutzt wurden; zum anderen Teil wurden sie als weitere Überlaufgräben der später aufgestauten Alster angelegt. Schließlich dienten die Fleete zunehmend dem Warenverkehr.
Im Gegensatz zu einem künstlich angelegten Kanal wurde der Wasserstand in den Fleeten Hamburgs anfangs nicht durch Schleusen geregelt, sondern schwankte mit der Tide, wodurch es zu Schlickablagerungen kam, mit deren Beseitigung der Berufsstand der Fleetenkieker beauftragt wurde.
Die bekanntesten Fleete sind in Hamburgs Altstadt zu finden: die untereinander verbundenen Alsterfleete, die zugleich auch die historisch wechselnden Verbindungen zwischen der Alster und der Unterelbe darstellen.
Hier wurden die Häuser der reichen Kaufleute – meist Wohn-, Kontor- und Lagerhaus zugleich – mit der Rückfront zum Fleet und der Vorderfront zur Straße gebaut, oft beidseitig mit entsprechenden Hebevorrichtungen für Lasten. Die Ladungen (=transportierte Waren) der Seeschiffe wurden zunächst auf kleinere Schuten umgeschlagen und zur Zwischenlagerung bzw. weiteren Verarbeitung über die Fleete an den Bestimmungsort verbracht. Zum weiteren Versand gelangte die Ware später wieder auf dem Wasserwege oder mühsam über Land.
Die Wasserstraßen der Fleete bildeten somit für den Warentransport ein bedeutendes Verkehrsnetz. Sie dienten aber ebenso der Wasserentnahme, als auch zur Entsorgung von Fäkalien und Unrat, was eine entsprechende Geruchsentwicklung und Auswirkung auf die hygienischen Verhältnisse zur Folge hatten. Im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen wurden daher von den bis zu 29 Fleeten bereits im 19. Jahrhundert kleinere oder weniger nutzbare Fleete, insbesondere nach dem Hamburger Brand, zugeschüttet. Gleiches erfolgte auch nach dem Zweiten Weltkrieg zur Beseitigung der Trümmer der von Bomben zerstörten Häuser und im Rahmen von Straßenerweiterungen.
Die Fleete (und Kanäle im Bereich der Bille) sind gegenüber der Elbe nach den schlimmen Erfahrungen aus der Sturmflut 1962 zum Hochwasserschutz durch Schleusen absperrbar. Das Nikolaifleet, rückseitig von Grimm, Katharinenstraße, Cremon sowie der Deichstraße gelegen und noch unmittelbar mit der Elbe verbunden, fällt bei Ebbe meist trocken, lässt sich aber bei zu hoch auflaufender Flut schützen.
Das Alsterfleet und das mit diesem verbundene Herrengrabenfleet, wird wegen der Schiffbarkeit ständig auf einem Mindestwasserstand durch die Alsterschleusen gehalten. Dies ist die Schaartorschleuse Beim Alten Waisenhaus (unter der Schaartorbrücke) und die Rathausschleuse am Reesendamm/Rathausmarkt (unter der Schleusenbrücke). Das Herrengrabenfleet und das Bleichenfleet einerseits sowie das Alsterfleet andererseits schließen die sogenannte Fleetinsel ein, zudem verläuft hier auch die Grenze zwischen den Stadtteilen Altstadt und Neustadt.
Zugeschüttete Fleete
Sofern nicht anders vermerkt wurden die nachfolgend bezeichneten Fleete/Kanäle nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschüttet. Die Benennung der Fleete erfolgte in der Regel nach den anliegenden Straßen (da frühere amtliche Bezeichnung fehlen, kommen auch unterschiedliche Namen vor oder fehlen ganz).
- Hamburg Altstadt und Neustadt
- Klosterfleet (nach dem Brand 1842 zugeschüttet. Verlief südlich in Länge des Alten Walls. Vom Mönkedammfleet bis in die Kleine Alster am Johanniskloster auf dem heutigen Rathausmarkt)
- Gerberstraßenfleet (nach 1842 zugeschüttet. Verlief südlich der auf der Fleetseite unbebauten Gerberstraße, auf der heute Börse und Rathaus stehen, vom Mönkedammfleet - nördlich der Mühlenbrücke bis zum Plan am Johanniskloster - vor dem heutigen Rathaus - bzw. vordem weiter zum ehemals größeren Becken der kleinen Alster)
- Fleet zwischen Mönkedamm- und Klosterfleet (nach 1842 zugeschüttet. Verbindungsfleet westlich hinter dem Adolphsplatz)
- Rödingsmarktfleet (1842 teilweise und 1886 ganz zugeschüttet. Verlief in der Mitte der heutigen Straße Rödingsmarkt unter dem heutigen Hochbahn-Viadukt vom Graskeller/Großer Burstah mit Schleuse zum Mönkedammfleet Richtung Süden endete an der Schleuse zum Binnenhafen am Kajen/Beim alten Waisenhaus)
- Deichstraßenfleet (führte vom Binnenhafen zwischen Rödingsmarkt und Deichstraße bis zur Görttwiete an der Rückseite zum Großen Burstah. Dort ist heute die Straße Steintwietenhof mit einem erhaltenen Speicher. Der ehemalige Fleetverlauf ist zudem an der Rückseite der Altbauten zwischen Steintwiete und Willy-Brandt-Straße erkennbar)
- Bäckerstraßenfleet (östlich verlängert durchs Reichenstraßenfleet)
- Reichenstraßenfleet (mündete mit Abknickung südlich ins Brauerstraßenfleet)
- Um 1866 zur Verbreiterung der Großen und Kleinen Reichenstraße zugeschüttet
- Gröningerstraßenfleet und östliche Verlängerung Brauerstraßenfleet (bis Hopfensack)
- Mit dem Bau der Ost-West-Straße (heute am Rödingsmarkt unterteilt in Ludwig-Erhard-Straße und Willy-Brandt-Straße) nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die ineinander übergehenden Fleete zugeschüttet. Ebenso wie die Grönigerstraße verschwand auch die Brauerstraße selbst
- Klingbergfleet (ehem. östliche Verlängerung des Brauerstraßenfleets)
- Das Fleet westlich des Meßbergs an der Straße Klingberg war Teil der Wasserverbindungen zwischen der Alster und dem Oberhafen. Im Mittelalter wurde die Mündung als Öffnung in der Stadtbefestigung durch den „Winserbaum“ gesichert. Nach 1850 nutzten vor allem Bauern aus den Vier- und Marschlanden das Fleet als Zufahrt zum Markt am Meßberg.
- Mit dem Bau der Ost-West-Straße wurde dies Fleet ebenfalls zugeschüttet
- Steckelhörnfleet teilweise, Querverbindung zwischen Nikolaifleet und Zollkanal und weiter zur Speicherstadt
- Katharinenstraßenfleet (1946 zugeschüttet, eine „halbe“ Brücke bildet heute den Abschluss)
- Außerhalb der Innenstadt
- Hohe Schaar Fleet (auf einer Karte von 1650 als „Smalenfleet“ bezeichnet) auf der Karte von 1702 noch verzeichnet, mündete gegenüber dem Köhlfleet in den Köhlbrand, verlief etwa im Bereich der heutigen Rethe – und nur die Hohe Schaar Straße erinnert noch an diesen Namen
- Moorfleet (ein ehem. Elbeseitenarm, heute nur noch als Stadtteilname in Erinnerung)
Noch vorhandene Fleete
- Alsterfleet, früher nur bis zum Graskeller und weiter als Admiralitätstraßenfleet
- Neuerwallfleet, Abzweig davon, Durchfahrt zum:
- Bleichenfleet
- Herrengrabenfleet
- Mönkedammfleet
- parallel dazu verläuft der Abschnitt der „Ring“-Linie U3 mit dem stärksten Gefälle (siehe Foto)
- Nikolaifleet
- Dovenfleet, ursprünglich Verbindung vom Oberhafen zum Zollkanal, später darin aufgegangen
- Kehrwiederfleet (Speicherstadt)
- Brooksfleet, östliche Verlängerung davon
- Kleinfleet, Abzweig zum Zollkanal, gegenüber dem ehemaligen Steckelhörnfleet
- Wandrahmsfleet, Abzweig vom Kleinfleet
- St. Annenfleet, parallel dazu, verlängert das Brooksfleet östlich
- Holländischer Brookfleet, weitere Verlängerung bis zur Vereinigung mit dem Wandrahmsfleet
- Wandrahmsfleet und Holländischer Brookfleet (ehemals beide noch im Freihafen) mündeten – vor dem Bau der Oberbaumbrücke nach dem Zweiten Weltkrieg – gemeinsam bei der Poggenmühle in die Sülze (bereits außerhalb des Freihafens), die zum einen direkt sowie über den Ericusgraben beim Teerhof die Zufahrt zum Oberhafen darstellte und zum anderen (wieder im Freihafenbereich) über die so genannte Sülzedurchfahrt mit dem Brooktorhafen verbunden war
- Mühlenfleet, ehem. Elbeseitenarm, heute der Waltershofer Hafen – nordöstlich vom Eurogate Container Terminal Hamburg (CTH) und südwestlich vom ältesten Hamburger Container Terminal Burchardkai (CTB)
- Köhlfleet, ebenfalls ehem. Elbeseitenarm parallel dazu, bildet das Ostufer von Finkenwerder und bietet heute die alleinige Zufahrt zum Dradenauhafen. Die ehemalige Verbindung zum Köhlbrand wurde zugeschüttet, wodurch Waltershof zur Halbinsel wurde
- Finkenwerder Fleet, südlich der Straße Schotstek, als Wasserweg unbedeutend
- (Hohenwischer) Schleusenfleet, auch bekannt als Mahlbusen Hohenwisch, von Moorburg kommend, mündet in die Alte Süderelbe
Ferner bestehen im Stadtteil Allermöhe bzw. Neuallermöhe etliche Fleete. Siehe: → Entwässerung durch Fleete in Neuallermöhe
Fleetenkieker
Fleetenkieker nannte man die Männer, die ab 1555 im Auftrag der Düpe-Kommission („Düpe“, plattdt.: die (Wasser-)Tiefe) dafür Sorge zu tragen hatten, dass den Frachtkähnen und Schuten der Stadt eine ausreichende Wassertiefe zur Verfügung stand. Zu deren Aufgaben gehörte auch die Beseitigung von Unrat aus den Fleeten. Später ging diese Bezeichnung auf alle Personen über, die die Fleete und ihre Ufer nach verwertbarem Abfall durchsuchten. Seit 1994 hält der Verein „De Fleetenkieker – Verein für Umwelt- und Gewässerschutz e.V.“ die Hamburger Kanäle von Unrat frei.
Fleete in Bremen
Auch in Bremen gibt es mehrere, teils kleinere „Fleet“ genannte Wasserläufe. Sie stellen meist die Hauptentwässerungsgräben ihrer jeweiligen Entwässerungssysteme dar.[2] Siehe auch die Liste der Gewässer in Bremen.
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein, 2. Aufl., Neumünster 1992, S. 251.
- ↑ Vgl. Claus-Peter Hutter (Hrsg.): Quellen, Bäche, Flüsse und andere Fließgewässer, Stuttgart/Wien 1996, S. 40.
Weblinks
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