Hugo Hickmann

Hugo Hickmann
Hugo Hickmann (links) 1949

Hugo Hickmann (* 3. September 1877 in Meißen; † 30. Mai 1955 in Langebrück) war ein deutscher Politiker (DVP, CDU) in der Weimarer Republik und der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines evangelischen Pfarrers studierte von 1899 bis 1903 Theologie in Leipzig. Nach seiner Promotion trat er in den höheren Schuldienst als Gymnasialprofessor ein. Hickmann blieb zeitlebens ledig. Auf kirchlicher Ebene war Hickmann äußerst aktiv. So wurde er 1926 Vizepräses der evangelisch-lutherischen Landessynode Sachsens. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er von seinen kirchlichen und politischen Ämtern enthoben und als Gymnasialprofessor in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Kritik am NS-Regime äußerte er jedoch weiterhin als Domherr in Meißen oder als Ausschussvorsitzender der Deutschen Bibelgesellschaft. Dies trug ihm ein Rede- und Versammlungsverbot ein.

Politik

Politisch engagierte sich Hickmann ab 1919. In diesem Jahr trat er der DVP bei, für die er 1922 als Abgeordneter in den sächsischen Landtag einzog. Hickmann gehörte dem Landesparlament bis 1933 an, dabei ab 1926 als dessen Vizepräsident. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Hickmann aus all seinen politischen Ämtern enthoben. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Hickmann 1945 zu den Mitbegründern der CDU in Sachsen, deren Vorsitz er dann auch übernahm. Ab Dezember 1945 war er Mitglied in der Führungsspitze der Christdemokraten in der Sowjetischen Besatzungszone, darunter von 1947 bis 1948 als kommissarischer Vorsitzender. Von 1948 bis 1950 amtierte Hickmann als stellvertretender Vorsitzender der Ost-CDU. 1946 wurde er in den sächsischen Landtag gewählt, dessen Vizepräsident er erneut bis Februar 1950 blieb. Ab Oktober 1949 war er überdies Abgeordneter der provisorischen Volkskammer.

Durch seine kritische Haltung gegenüber der SED machte sich Hickmann jedoch Feinde. Eine Rede Hickmanns vor dem sächsischen Landesvorstand am 6. Januar 1950 verschärfte die gegen ihn laufenden Angriffe. Er stellte hier die führende Rolle der SED in Frage, verteidigte die private Wirtschaft und warnte eindringlich vor einer Trennung der DDR von Westdeutschland.[1] Zudem forderte er die vollständige Eigenständigkeit von Parteien und äußerte seine Zufriedenheit, dass wenigstens der westliche deutsche Staat unter Führung von Konrad Adenauer ein christlicher Staat sei.[2] Als eine Folge stürmten am 23. Januar 1950 SED-Gruppen in Dresden mit Parolen wie "Hängt sie auf, die Sau!" die Landesgeschäftsstelle der CDU und forderten Hickmanns Rücktritt.[3] Angesichts des massiven Drucks, auch innerhalb der CDU, trat Hickmann am 30. Januar 1950 von seinen Parteiämtern zurücktrat. Im Sommer desselben Jahres erfolgte der Parteiausschluss. Offiziell war er fortan nur noch Vorsitzender der sächsischen Hauptbibelgesellschaft, galt jedoch bis zu seinem Tod als wichtigster Verbindungsmann der Exil-CDU in Sachsen.

Einzelnachweise

  1. Ralf Thomas Baus, "Die Gründung der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands in Sachsen 1945", in: Historisch-Politische-Mitteilungen, 2 (1995), S. 83 - 117.
  2. Ralf Thomas Baus, Die Christlich-Demokratische Union Deutschlands in der sowjetisch besetzten Zone 1945 bis 1948. Gründung, Programm, Politik (Düsseldorf: 2001).
  3. Michael Richter, Die Ost-CDU 1948-1952. Zwischen Widerstand und Gleichschaltung (Düsseldorf: 1991).

Weblinks


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