Hugo Obermaier

Hugo Obermaier
Hugo Obermaier in Pamplona, 1924

Hugo Obermaier (* 29. Januar 1877 in Regensburg; † 12. November 1946 in Freiburg, Schweiz) war ein bedeutender Prähistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Hugo Obermaier verbrachte seine Jugend und Schulzeit in Regensburg, wo er anschließend Theologie und Geschichte studierte. 1900 wurde er zum Weltpriester geweiht, beantragte jedoch nach kurzer Zeit die Beurlaubung von seinen Ämtern, um sich einem Studium der Altertumswissenschaften widmen zu können. Diese wurde gewährt, und er studierte anschließend von 1901-1904 in Wien die Fächer Prähistorische Archäologie, Physische Geographie, Geologie, Paläontologie, Ethnologie, Deutsche Philologie und Anatomie. Zu seinen Lehrern zählten in dieser Zeit unter anderem Rudolf Hoernes, Albrecht Penck und Josef Szombathy. 1904 wurde er mit einer Arbeit über "Die Verbreitung des Menschen während des Eiszeitalters in Mitteleuropa" promoviert. Nur vier Jahre später habilitierte er sich und wurde 1909 trotz des Widerstandes von Albrecht Penck Privatdozent in Wien.

1911 nahm er eine Professorenstelle am neu gegründeten Institut de Paléontologie Humaine in Paris an, die er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges besetzte. Während dieser Zeit unternahm er zahlreiche Forschungsreisen zu bekannten archäologischen Fundplätzen in Europa, wie zum Beispiel in die Höhle von El Castillo und die Cueva de La Pasiega. Langjährige Freundschaften begannen mit dem gleich alten französischen Paläolithforscher Henri Breuil[1], sowie mit den deutschen Prähistorikern Ferdinand Birkner und Paul Wernert. Während eines Spanienaufenthaltes im Jahre 1914 entschloss er sich zunächst am Museo Nacional de Ciencias Naturales in Madrid zu arbeiten und wurde 1922 auf einen eigens für ihn umgewidmeten Lehrstuhl an der Universität Complutense Madrid berufen. Wissenschaftliche, persönliche und politische Gründe veranlassten ihn, in Anbetracht des heraufziehenden Dritten Reichs im November 1932 auf den einen Monat zuvor erfolgten Ruf an den vakanten Berliner Lehrstuhl Max Eberts zu verzichten. 1924 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Seit 1927 war er Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Infolge des Spanischen Bürgerkrieges, dessen Beginn im Juli 1936 mit einem Aufenthalt Obermaiers in Oslo zusammenfiel, musste er aufgrund politischer Schwierigkeiten und fachlicher Rivalitäten seinen Lehrstuhl aufgeben. Im Jahre 1939 verließ er Spanien für immer, um eine Professorenstelle in Freiburg (Schweiz) anzunehmen. Dort verstarb er nach mehr als einjähriger schwerer Krankheit im örtlichen Theologenkonvikt.

Hugo-Obermaier-Gesellschaft

Die wissenschaftlichen Verdienste Hugo Obermaiers liegen in der Altsteinzeitforschung. Um sein Andenken zu ehren und gleichzeitig die wissenschaftliche Untersuchung des Paläolithikums zu fördern, wurde am 23. Juni 1951 anlässlich einer Festwoche an der Universität Regensburg von Archäologen, Geologen, Paläontologen und Anthropologen die Hugo Obermaier-Gesellschaft gegründet. Im Jahre 1956 erhielt sie den Zusatz „für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit“.[2]

Publikationen

(Auswahl, chronologisch gereiht)

  • (zusammen mit Franz Xaver Kießling): Das Plateaulehm-Paläolithikum des nordöstlichen Waldviertels von Niederösterreich. Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 41, 1911, S. 51ff.
  • Der Mensch der Vorzeit. Allgemeine Verlags-GmbH Berlin, München & Wien, 1912.
  • El Hombre fosil. Colegio Universitario de Ediciones Istmo Madrid, 1916 (Neuauflage als Faksimile 1985)
  • (zusammen mit Leo Frobenius): Hadschra Maktuba. Urzeitliche Felsbilder Kleinafrikas. 1. Lieferung (von 6). Kurt Wolff Pantheon-Verlag für Kunstwissenschaft Florenz, Pantheon und München, 1925
  • (zusammen mit Carl Walter Heiss): Iberische Prunk-Keramik vom Elche-Archena-Typus. 1929
  • (zusammen mit Herbert Kühn): Buschmannkunst. Felsmalereien aus Südafrika. Nach den Aufnahmen von Reinhard Maak bearbeitet. Kurt Wolff Pantheon-Verlag für Kunstwissenschaft Florenz, Pantheon und München, 1930
  • (zusammen mit Joseph Bernhart): Sinn der Geschichte. Eine Geschichtstheologie. Herder Freiburg i. Br., 1931.

Literatur über Hugo Obermaier

  • Christian Züchner: Hugo Obermaier (1877-1946). Dokumente seines Lebens und Wirkens im Archiv der Hugo Obermaier-Gesellschaft zu Erlangen. Madrider Mitteilungen 36, 1995, S. 48-59
  • Moure Romanillo, A. (ed.): "El hombre fósil" 80 años después. Volumen conmemorativo del 50 aniversario de la muerte de Hugo Obermaier. Universidad de Cantabria, Santander 1996, S. 325-343
  • Christian Züchner: Hugo Obermaier (Regensburg 1877 - Fribourg 1946). Leben und Wirken eines bedeutenden Prähistorikers. Quartär 47/48, 1997, S. 7-28
  • Christian Züchner: Hugo Obermaier, Regensburg 1877 – Fribourg 1946. In: R. T. Hosfield, F. F. Weban-Smith, M. I. Pope (eds.) 2009: Great Prehistorians: 150 Years of Palaeolithic Research, 1859-2009 = Lithics. Journal of the Lithic Studies Society 30, 2009, S. 143-152

Einzelnachweise

  1. Henri Breuil, Hugo Obermaier: Les premiers travaux de l'Institut de Paléontologie Humaine. L'Anthropologie 23, 1912, S. 1–27
  2. Christian Züchner: Fünfzig Jahre Hugo Obermaier-Gesellschaft für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit. Geschichte und Ziele der Gesellschaft. Quartär 53/54, 2006, S. 9-20

Weblinks


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