Huáscar (Panzerschiff)

Huáscar (Panzerschiff)
Naval Jack of Peru.svgCN Jack
Buque de Torre Huascar.jpg
Die Huáscar unter peruanischer Flagge
Schiffsdaten
Kiellegung: 4. August, 1864
Stapellauf: 7. Oktober, 1865
Indienststellung: 8. November 1866
Bauwerft: Laird & Brothers Birkenhead
Besatzung: 200 Mann
Technische Daten
Wasserverdrängung: 1.745,28 t
Länge: 59,43 m
Breite: 10,66 m
Tiefgang: 4,57 m
Höchstgeschwindigkeit: 12,27 Knoten
Bewaffnung:
  • zwei 25,4-cm-Armstrong-Kanonen
  • zwei 12-cm-Armstrong-Kanonen auf Drehachsen
  • eine 12-Pfünder-Kanone

Die Huáscar ist ein Panzerschiff (Turmschiff), das 1865 in Großbritannien für Peru gebaut wurde und heute als Museumsschiff in chilenischem Besitz ist. Benannt wurde sie nach Huáscar (auf Quechua Waskar), dem Stiefbruder des Inkakönigs Atahualpa. Während des Salpeterkrieges war die Huáscar das größte Kriegsschiff der peruanischen Marine und wurde im Oktober 1879 von der chilenischen Marine erbeutet.

Die Huáscar wird häufig als Monitor bezeichnet, weil sie wie die USS Monitor nur einen Drehturm hat.

Inhaltsverzeichnis

Technische Daten

Das Gewicht der Huáscar beträgt 1130 Tonnen, die Maschine hat 1500 PS und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 12,3 Knoten.

Die Bewaffnung bestand aus zwei 25,4-cm-Armstrong-Kanonen, zwei 12-cm-Armstrong-Kanonen auf Drehachsen und einer 12-Pfünder-Kanone. Die Mannschaft bestand aus 200 Mann.

Geschichte

Bau und Überführung nach Peru

Am 12. August 1864 bestellte Kapitän zur See José María Salcedo, ein chilenischer Seeoffizier, der im Auftrag der peruanischen Regierung handelte, bei der Werft Laird & Brothers in Birkenhead (Großbritannien) ein Panzerschiff für den Seekrieg gegen Spanien. Der Preis belief sich auf 71.000 Pfund Sterling (ohne Geschütze). Die Maschinen- und Kesselanlagen stammten von der Firma Penn & Sons, während die Geschützbewaffnung von Armstrong & Co. geliefert wurde.

Konstrukteur des Schiffes war Cowper Phipps Coles, ein Kapitän der britischen Marine, der als Erfinder des gepanzerten Drehturms gilt und dessen Entwürfe auf den Erfahrungen beruhten, die er im Krimkrieg bei der Belagerung von Sewastopol gesammelt hatte. Die wenige Jahre später nach einem ähnlichen Bauplan wie die Huáscar, aber auf Druck der britischen Admiralität zweitürmig gebaute HMS Captain, sank aufgrund des Übergewichts der Türme auf der Jungfernfahrt im September 1870 vor Kap Finisterre. Dabei kamen fast 500 Menschen ums Leben, darunter der Erbauer.

Der Stapellauf der Huáscar fand am 7. Oktober 1865 statt, die Auslieferung erfolgte im Dezember 1865. Am 20. Januar 1866 lief das Schiff unter dem Kommando Salcedos nach Peru aus. Bei ihrer Ankunft waren die Kriegshandlungen gegen Spanien allerdings schon beendet.

Die Meuterei auf der Huáscar

Nach einem erfolglosen Putschversuch des peruanischen Politikers und späteren Präsidenten (1879–1880) Nicolás de Piérola Villena wurde die Huáscar am 6. Mai 1877 von einer Gruppe Putschisten unter der Führung des Korvettenkapitäns Manuel María Carrasco gekapert und kreuzte fast einen Monat lang als Meuterschiff vor der peruanischen Küste. Piérola selbst wurde Mitte Mai mit einer Anzahl Anhänger ebenfalls an Bord genommen. Am 28. Mai 1877 wurde das Rebellenschiff von der peruanischen Flotte, an der Spitze die nagelneue gepanzerte Fregatte Independencia unter dem Kommando von Kapitän Juan Guillermo More Ruiz, bei Kap Pichalo gestellt, konnte aber entkommen. Am 29. Mai stoppte der damalige Kommandeur der britischen Pazifikflotte, Konteradmiral De Horsey, das Schiff mit einem Schuss vor den Bug und forderte den Kapitän zur Übergabe auf. In dem anschließenden Seegefecht in der Pacocha-Bucht bei Pisagua setzten die Briten zum ersten Mal in der Seekriegsgeschichte einen Whitehead-Torpedo ein, der sein Ziel aber verfehlte. Die Huáscar konnte wiederum fast unbeschädigt entkommen, was großes Aufsehen in der internationalen Presse erregte und allgemein als Blamage der Royal Navy kolportiert wurde. Die britischen Maschinisten, die sich als Gefangene auf dem Panzerschiff befanden, weil sie sich der Meuterei nicht anschließen wollten (weshalb das Schiff nur gesegelt und nicht mit Maschinenkraft fortbewegt werden konnte), wurden nun aber von Bord gelassen. Zwei Tage später ergab sich die meuternde Besatzung nach einem vergeblichen Versuch, die restliche Flotte zur Beteiligung an dem Aufstand zu bewegen, in Iquique den peruanischen Behörden.

Die Huáscar unter peruanischer Flagge im Salpeterkrieg

Kurz nach dem Ausbruch des Salpeterkrieges gegen Chile nahm die Huáscar am 21. Mai 1879 unter dem Kommando des peruanischen Admirals Miguel Grau Seminario an den Seegefechten von Iquique und Punta Gruesa teil. Hierbei rammte und versenkte sie die chilenische Korvette Esmeralda unter Fregattenkapitän Arturo Prat, der selbst bei einem missglückten Enterversuch an Deck der Huáscar fiel. Die Chilenen mussten daraufhin die Seeblockade des damals noch peruanischen Hafens Iquique beenden und sich mit ihren Schiffen nach Valparaíso zurückziehen. In der Folgezeit konnte die Huáscar der chilenischen Flotte immer wieder entkommen und störte mehr als viereinhalb Monate lang sehr effektiv die chilenischen Versorgungslinien. Der Beschuss zahlreicher chilenischer Häfen und besonders die Erbeutung des Transportschiffes Rímac am 23. Juli 1879, das mit 300 Soldaten, Pferden, Munition und militärischer Ausrüstung nach Antofagasta unterwegs war, sorgten in der Öffentlichkeit für große Erregung und führten zum Rücktritt des Oberkommandierenden der chilenischen Kriegsflotte, Konteradmiral Juan Williams Rebolledo.

Durch die Aktionen der Huáscar sahen sich die Chilenen im Fortgang ihrer Landoperationen so sehr gestört, dass sie die Invasion Perus immer wieder aufschieben mussten und alles daransetzten, das feindliche Flaggschiff auszuschalten. Schließlich wurde die Huáscar von sechs Kriegsschiffen unter dem Befehl des neuen chilenischen Flottenkommandeurs, Kapitän zur See Galvarino Riveros Cárdenas, am 8. Oktober 1879 gestellt und im Seegefecht von Angamos, bei dem auch Admiral Grau fiel, von den Chilenen manövrierunfähig geschossen und anschließend geentert und erbeutet. Nachdem unmittelbar vor der Enterung fast alle peruanischen Offiziere gefallen waren, übernahm der Signaloffizier, Oberleutnant zur See Pedro Gárezon Thomas, als Letzter das Kommando und gab dem leitenden Bordingenieur Samuel Mc Mahon den Befehl, die Schotten zu öffnen, um die Huáscar auf Grund zu setzen. Da die Versenkung aufgrund von technischen Problemen, die auf Beschädigungen durch den Beschuss zurückzuführen waren, nicht glückte, fiel das Schiff jedoch in Feindeshand und die überlebende Mannschaft geriet in Gefangenschaft. Die Huáscar wurde schwer beschädigt nach Valparaíso geschleppt.

Die Huáscar unter chilenischer Flagge

Nach ihrer Eroberung und der Reparatur im Hafen von Valparaíso wurde die Huáscar im weiteren Verlauf des Krieges von den Chilenen gegen Peru eingesetzt und nahm an verschiedenen Operationen teil. Sie fuhr zunächst unter dem Kommando des schwedischstämmigen Kapitäns Manuel Thomson, der die Blockade des Hafens von Arica leitete und am 27. Februar 1880 im Artilleriegefecht mit der Manco Cápac vor den Befestigungen von Arica fiel. Anschließend wurde das Schiff von dem chilenischen Konteradmiral Carlos Condell de la Haza kommandiert.

Mit Arturo Prat, Admiral Grau und Thomson sind im Verlauf des Salpeterkrieges somit insgesamt drei führende Kommandeure an Bord der Huáscar gefallen.

Im chilenischen Bürgerkrieg von 1891 nahm die Huáscar mit der übrigen chilenischen Flotte, die sich am 7. Januar unter dem Marinekapitän Jorge Montt Álvarez auf der Seite des Kongresses gegen den Präsidenten José Manuel Balmaceda erhoben hatte, an den Operationen gegen die regierungstreuen Truppen teil. Am 23. Januar wirkte das Kriegsschiff an der Besetzung von Taltal im Norden Chiles durch die Kongresstruppen mit und verhinderte am 12. Februar die Ausschiffung von Präsidialtruppen im Bergwerkshafen in der Bucht von Patillos nahe Iquique. Danach wurde sie für den Küstenschutz und als Begleitschiff für Truppentransporte eingesetzt.

Die Huáscar blieb für die chilenische Kriegsmarine im Einsatz, bis sie 1897 nach einer Kesselexplosion außer Dienst gestellt wurde. Aufgrund ihrer historischen Bedeutung wurde sie 1934 als Traditionsschiff restauriert. Heute ist das symbolträchtige Kriegsschiff im chilenischen Hafen von Talcahuano zu besichtigen.

Den auf das dramatische Erdbeben vom 27. Februar 2010 folgenden Tsunami, der den Hafen von Talcahuano völlig verwüstete, überstand die Huáscar entgegen ersten Meldungen, die von einem Verlust des Schiffes sprachen, fast unbeschädigt. Durch die Flutwelle wurde das Schiff von seinem Kielplatz gehoben und aus den Vertäuungen gerissen und ein Stück nach Westen in die Bucht von Concepción abgetrieben, wo es gegen eine Mole stieß. Dort lag es einige Wochen ca. 30 Meter von seinem gewöhnlichen Liegeort entfernt, bis ein Bergungsteam der chilenischen Marine das Museumsschiff Ende März 2010 zurück an seinen angestammten Platz manövrierte.[1]

Weblinks

 Commons: Huáscar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der chilenischen Marine vom 31. März 2010 (spanisch, mit Fotos von der Bergung)

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