- Ibach (Unternehmen)
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Rud. Ibach Sohn Rechtsform GmbH & Co. KG Gründung 1794 Auflösung 2007 Sitz Schwelm Leitung Sabine Ibach Produkte Klaviere Website www.ibach.de Rud. Ibach Sohn in Schwelm war bis 2007 der älteste noch produzierende Klavierhersteller der Welt. Gegründet 1794 gehörte das Unternehmen zu den führenden Herstellern von Klavieren und Flügeln. Bis 1904 produzierte das Unternehmen auch Orgeln. Ibach wurde bis zuletzt durch die Gründerfamilie geführt; mit Beginn des 21. Jahrhunderts war die siebte Generation in das Unternehmen eingetreten. Im Dezember 2007 wurde die Klavierproduktion am Standort Schwelm eingestellt.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Johann Adolph Ibach baute 1794 sein erstes Tafelklavier (Pianoforte) in Beyenburg (seit 1929 zu Wuppertal). 1795 restaurierte er die Orgel des Kreuzherren-Klosters des Ortes. Vor dem Ende des 18. Jahrhunderts verlagerte er die Produktion in eine gemietete Werkstatt zunächst nach Rittershausen (Oberbarmen), dann nach Wupperfeld in Barmen (seit 1929 zu Wuppertal). 1817 errichtete Johann Adolph Ibach ein Wohn- und Fabrikgebäude, in welchem er Klaviere und auch Orgeln produzierte, wobei das Hauptaugenmerk dem Klavierbau galt. 1839 übernahm der Sohn Carl Rudolf mit seinem Bruder Richard das Unternehmen unter dem Namen Ad. Ibach Söhne. Erste Verkaufsniederlassungen wurden in Düsseldorf, Bonn und Essen errichtet. Bis Anfang der 1850er Jahre gehörte Ibach neben dem Kölner Klavierbauer Eck und Gebauhr in Königsberg zu den größten Klavierherstellern Preußens. Ibach trieb seinen Export vor allem in die Niederlande voran. 1869 wurde der Orgelbau als selbständiges Unternehmen ausgelagert. Auf der Wiener Weltausstellung 1873 wurde das Unternehmen ausgezeichnet. Das Unternehmen wurde erweitert und so kamen ein Verkaufslager mit Kunstschreinerei in Köln und eine neue Fabrik in Schwelm hinzu.
Weiterhin wurde ein öffentliches Instrumentenmuseum sowie die erste Musikbibliothek Wuppertals eröffnet. 1892 übernahm Hulda Ibach, die Witwe von Peter Adolph Rudolph, das Unternehmen. Sie führte das Unternehmen, welches inzwischen mehrere hundert Mitarbeiter beschäftigte, zwölf Jahre lang. In dieser Zeit wurde auch die dritte Fabrik in Berlin errichtet. Weiterhin expandierte das Unternehmen und verkaufte auch nach Mittel- und Südamerika, ins Baltikum, nach Russland, Asien, Afrika und sogar Ozeanien. In diese Zeit fielen verschiedene Erfindungen und Neuentwicklungen, so der Transponierflügel, die Strahlenklaviatur, das Ibachord (Konzert-Cembalo), das Dirigentenpult-Klavier, der Ibach-Welte-Flügel und das Ibach-Welte-Pianino. Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde für das Unternehmen zur Bewährungsprobe.
Neben dem Wegfall von Exportmärkten wurde der Markt für Instrumente durch die Erfindung von Radio und Grammophon kleiner. Das Auto löste den Flügel als Statussymbol ab. Durch die geänderten Kundenwünsche, vor allem aber wegen der kleineren Wohnungen, wurde das Kleinklavier entwickelt. Der Zweite Weltkrieg brachte starke Zerstörungen und so auch die des Stammhauses in Barmen. Daher wurde das Werk in Schwelm 1945 zum neuen Hauptsitz. Die Produktion konnte allerdings erst 1950 wieder aufgenommen werden. Der wirtschaftliche Aufschwung in den 1960er und 1970er Jahren brachte für das Unternehmen dann wieder gute Zeiten.
In den 1980er Jahren wurden im Rahmen eines Joint-Venture mit dem koreanischen Unternehmen DAEWOO Instrumente in Korea hergestellt, wobei alle dort gefertigten Instrumente von IBACH abgenommen wurden. An Produkte aus Korea wurde ein K als Zusatz angebracht. Nach Meinung von Außenstehenden brachte diese „Verwässerung“ des Markennamens in der Folge die schweren wirtschaftlichen Probleme. Die seit 2004 als Geschäftsführerin tätige Sabine Ibach sah hingegen die Kampagne der Wettbewerber gegen Ibach als das Hauptproblem. 2007 arbeiteten noch fünf Klavierbauer für Ibach. Im Dezember 2007 wurde die Produktion eingestellt.[2]
Inhaber
- Johann Adolph Ibach (1766–1848), Gründer, bis 1839.
- Carl Rudolph Ibach (1804–1863), zeitweilig gemeinsam mit seinen Brüdern Richard Ibach und Gustav Adolf Ibach, bis 1863.
- Übergangsweise: Richard Ibach (1813–1889), Orgelbauer, gemeinsam mit Witwe Regine Emilie geb. Bruckenhaus.
- Peter Adolph Rudolph Ibach (1843–1892), ab 1869 unter dem Namen Rud. Ibach Sohn.
- Witwe Hulda Ibach geb. Reyscher, gemeinsam mit Schwager Walter Ibach, 1892–1904.
- Albert Rudolf Ibach (1873–1940), zeitweilig gemeinsam mit seinen Brüdern Max Ibach und Hans Ibach, bis 1940.
- Joh. Adolf Ibach (1911–1999), 1940–1980.
- Rolf Ibach (geb. 1940), 1980–2006.
- Julia Sabine Ibach (geb. 1972), seit 2005.
Bedeutende Produkte
- die Orgel des Schlosses Stolzenfels (das Rhein-Schloss der preußischen Könige)
- die Orgel der Basilika in Trier
- die erste Konzertsaalorgel Europas für die Barmer Bürgergesellschaft Concordia
- Schiffsflügel und -klaviere für Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd
- Designer-Instrumente nach Entwürfen namhafter Architekten und Künstler (z.B. Richard Meyer)
beschickte Weltausstellungen
- Weltausstellung London 1862
- Weltausstellung 1873 in Wien
- 1876 Philadelphia Centennial Exhibition
- 1879 Sydney
- 1880 Melbourne (Pseudo-Weltausstellung)
- 1897 Brüssel (außer Konkurrenz, Ibach war in der Jury)
- 1902 Turin (Pseudo-Weltausstellung)
- 1904 St. Louis
- Weltausstellung 1906 Mailand
- Weltausstellung1910 Brüssel
Die Präsenz von Ibach-Instrumenten in den jungen Vereinigten Staaten erfuhr eine Würdigung in dem Film Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe. Dort betonte der Bürgermeister, er habe ein Klavier angeschafft, es komme „von weither, aus Düsseldorf“.
Hoflieferantenprädikate
- 1876 Prinz Friedrich der Niederlande
- 1878 Wilhelm I., Deutscher Kaiser, König von Preußen
- 1886 Herzog von Sachsen-Meiningen
- 1900 Herzog von Sachsen-Meiningen
- 1901 König von Portugal
- 1901 Fürst zu Schwarzburg-Sondershausen
- 1902 König von Rumänien
- 1902 König von Bulgarien
- 1902 Großherzog von Mecklenburg-Strelitz
- 1904 Prinzessin Laetitia von Savoyen, Herzogin von Aosta
- 1905 Kaiser von Österreich und König von Ungarn
- 1905 König von Griechenland
- 1905 König von Schweden und Norwegen
- 1908 König Gustaf von Schweden
- 1910 Herzog von Anhalt
- 1911 Louise Sophie, Ehefrau Prinz Friedrich Leopold von Preußen
- 1913 Großherzog von Sachsen Weimar
- 1914 Großherzog von Hessen und bei Rhein
britische Auszeichnungen durch:
- Königin Viktoria von Großbritannien
- Herzogin von Fife
- Herzogin von Albany
- Herzogin von Buccleuch
- Herzogin von Richmond
- Gräfin von Aberdeen
Verweise
Fußnoten
- ↑ F.A.Z. Sieg der billigen Ware . Klavierfabrik Ibach gibt auf, 8. Dez. 2007
- ↑ Kölner Stadt-Anzeiger, Ein Schlussakkord mit Wehmut von Johannes Schmitz, 28. Dez. 2007
Literatur
- Gisela Beer: Orgelbau Ibach Barmen (1794 - 1904), Köln 1975, ("Beiträge zur Rheinischen Musikgeschichte", Bd. 107.)
- Florian Speer: Ibach und die Anderen. Rheinisch-Bergischer Klavierbau im 19. Jahrhundert. Herausgegeben vom Bergischen Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal, durch Volkmar Wittmütz in der Reihe "Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals, Band 39". Wuppertal 2002, ISBN 3-87707-587-8.
- Florian Speer: Rud. Ibach Sohn. Weltälteste Klaviermanufaktur seit 1794. Sutton Verlag, Erfurt 2006, 128 Seiten, ISBN 3-89702-941-3.
- Ingrid Haslinger: Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten. Schroll, Wien 1996, ISBN 3-85202-129-4.
Weblinks
Commons: Ibach (Unternehmen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Homepage
- Virtuelles Museum
- Ibach-Orgelverzeichnis
- Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekultur
Besucherzentrum und Ankerpunkte (von West nach Ost): Museum der Deutschen Binnenschifffahrt | Innenhafen Duisburg | LVR-Industriemuseum Oberhausen | Landschaftspark Duisburg-Nord | Gasometer Oberhausen | Aquarius-Wassermuseum | Villa Hügel | Nordsternpark | Welterbe Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein | Zeche Ewald | Chemiepark Marl | Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen | Henrichshütte | Jahrhunderthalle Bochum | Umspannwerk Recklinghausen | Deutsches Bergbau-Museum | Zeche Nachtigall | Schiffshebewerk Henrichenburg | DASA | Kokerei Hansa | Zeche Zollern II/IV | Hohenhof | Freilichtmuseum Hagen | Lindenbrauerei Unna | Maximilianpark Hamm
Themenrouten (aufsteigend nach Nummern): 1. Duisburg: Stadt und Hafen | 2. Industrielle Kulturlandschaft Zollverein | 3. Duisburg: Industriekultur am Rhein | 4. Oberhausen: Industrie macht Stadt | 5. Krupp und die Stadt Essen | 6. Dortmund: Dreiklang Kohle, Stahl und Bier | 7. Industriekultur an der Lippe | 8. Erzbahn-Emscherbruch | 9. Industriekultur an Volme und Ennepe | 10. Sole, Dampf und Kohle | 11. Frühe Industrialisierung | 12. Geschichte und Gegenwart der Ruhr | 13. Auf dem Weg zur blauen Emscher | 14. Kanäle und Schifffahrt | 15. Bahnen im Revier | 16. Westfälische Bergbauroute | 17. Rheinische Bergbauroute | 18. Chemie, Glas und Energie | 19. Arbeitersiedlungen | 20. Unternehmervillen | 21. Brot, Korn und Bier | 22. Mythos Ruhrgebiet | 23. Historische Parks und Gärten | 24. Industrienatur | 25. Panoramen und Landmarken | per Rad
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