Igor Wladimirowitsch Kanygin

Igor Wladimirowitsch Kanygin

Igor Wladimirowitsch Kanygin (russisch Игорь Владимирович Каныгин; * 6. Juni 1956 in Wizebsk) ist ein ehemaliger sowjetischer Ringer.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Igor Kanygin begann 1968 an einer Sportschule in Witebsk mit dem Ringen. Durch großen Trainingseifer kämpfte er sich Schritt für Schritt nach vorne, bis er 1978 in die sowjetrussische Nationalmannschaft im Ringen aufgenommen wurde. Das Hauptverdienst dazu hatte sein Witebsker Trainer Wladimir Isapolski, der ihn viele Jahre lang betreute. Igor Kanygin war ein ausgesprochen zäher und harter, doch immer fairer Ringer, der äußerlich gar nicht so stark wirkte. Seinen ersten Einsatz bei einer internationalen Meisterschaft hatte er 1978 bei der Europameisterschaft in Oslo, bei der er jedoch – für einen sowjetischen Ringer überraschend – Lehrgeld bezahlen musste, als er seine beiden ersten Kämpfe gegen Petre Dicu aus Rumänien sowie Czesław Kwieciński aus Polen verlor und ausschied.

Nach diesen Niederlagen wurde er erst wieder bei der Europameisterschaft 1980 in Prievidza eingesetzt, nachdem er sich in der Sowjetunion bei einigen Meisterschaften als der beste Ringer des Landes im Halbschwergewicht erwiesen hatte. In Prievidza wurde Igor in überzeugender Manier Europameister, wobei er den favorisierten Weltmeister Frank Andersson aus Schweden, mit dem er sich noch viele harte Gefechte liefern sollte, gleich in der ersten Runde besiegte. Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau musste er sich mit der Silbermedaille begnügen, als der Ungar Norbert Növenyi ihn im Finale besiegte und die Goldmedaille gewann.

Bei der Weltmeisterschaft 1981 in Oslo gewann Igor Kanygin seinen ersten Weltmeistertitel. Im Finale schlug er erneut Frank Andersson nach Punkten.

1982 wurde Igor in Warna wieder Europameister vor Frank Andersson. Bei der Weltmeisterschaft desselben Jahres in Kattowitz belegte er den dritten Platz. Diesmal war Frank Andersson der Sieger.

Das Jahr 1983 sollte das erfolgreichste für Igor werden. Er wurde im Frühjahr Europameister in Budapest und im Herbst Weltmeister in Kiew. Beide Male besiegte er im Finale den Bulgaren Atanas Komtschew nach Punkten. Gegen ihn verlor er jedoch überraschend im Finale der Europameisterschaft 1984 in Jönköping. Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles konnte Igor Kanygin wegen des Boykotts dieser Spiele durch die sozialistischen Staaten nicht teilnehmen.

1985 war das letzte Jahr mit großen internationalen Erfolgen für Igor Kanygin. Er wurde in Leipzig Europameister im Halbschwergewicht ohne Fehlpunkt. Atanas Komtschew war allerdings nicht am Start. Bei der Weltmeisterschaft desselben Jahres im norwegischen Kolbotn verlor Igor nach Punkten gegen den bis dahin nicht so stark ringenden Amerikaner Michael Houck, der Weltmeister wurde.

1986 wurde Igor Kanygin weder bei der Europameisterschaft noch bei der Weltmeisterschaft eingesetzt, gewann aber in diesem Jahr ein international hochklassig besetztes Weltcupturnier in Oak Lawns in den USA. 1987 startete er bei der Europameisterschaft in Tampere eine Gewichtsklasse höher im Schwergewicht und belegte den 5. Platz. Als er bei einem FILA-Turnier desselben Jahres gar nur den 9. Platz belegte, war seine internationale Karriere als Ringer beendet.

Igor Kanygin ließ sich zum Ringertrainer ausbilden und war lange Jahre Trainer bei einem Wizebsker Ringerclub. Im Jahr 2002 siedelte er nach Dänemark über und ist seither Trainer beim Ringerverein "Thor" Nyköbing.

Igor Kanygin war auch in der Bundesrepublik Deutschland gut bekannt. Er startete einige Male mit großem Erfolg beim Großen Preis der BRD in Aschaffenburg und Freiburg im Breisgau.

Internationale Erfolge

(OS =Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, GR = griech.-römischer Stil, Hs = Halbschwergewicht, S = Schwergewicht)

  • 1978, 9. Platz, EM in Oslo, GR, Hs, nach Niederlagen gegen Petre Dicu, Rumänien und Czesław Kwieciński, Polen;
  • 1980, 1. Platz, EM in Prievidza, GR, Hs, mit Siegen über Frank Andersson, Schweden, Ladislaw Bojko, CSSR und Stojan Nikolow, Bulgarien; im Kampf Kanygin gegen Dicu wurden beide Ringer disqualifiziert, was für Kanygin ohne negative Auswirkungen blieb;
  • 1980, Silbermedaille, OS in Moskau, m. Siegen über Stojan Iwanow, Bulgarien, Kwieciński, Andersson und Niederlagen gegen Dicu und Norbert Növenyi, Ungarn;
  • 1981, 1. Platz, WM in Oslo, mit Siegen über Iwan Petrow, Bulgarien, Michael Houck, USA, Jose Poll, Kuba, Janos Fodor, Rumänien und Andersson;
  • 1982, 1. Platz, EM in Warna, GR, Hs, vor Andersson, Atanas Komtschew, Bulgarien, Ilie Matei, Rumänien, Georgios Pozidis, Griechenland und Kopas, Jugoslawien;
  • 1982, 1. Platz, Großer Preis der BRD in Freiburg im Breisgau, vor Waleri Dolgich, UdSSR, Uwe Sachs, BRD, Pedro Pawlidis, BRD, Steve Fraser, USA und Georgios Pozidis, Griechenland;
  • 1982, 3. Platz, WM in Kattowitz, GR, Hs, hinter Andersson und Komtschew und vor Matei, Jindrich Durcak, CSSR und Boguslaw Dabrowski, Polen;
  • 1982, 1. Platz, World-Cup-Turnier in Budapest, GR, Hs, vor Növenyi und Franz Pitschmann, Österreich;
  • 1983, 1. Platz, EM in Budapest, GR, Hs, vor Komtschew, Matei, Növenyi, Uwe Neupert, DDR und Bernhard Ban, Jugoslawien;
  • 1983, 1. Platz, WM in Kiew, vor Komtschew, Növeny, Pozidis, Matei und Durcak;
  • 1984, 1. Platz, Großer Preis der BRD in Freiburg im Breisgau, GR, Hs, vor Uwe Sachs, BRD, Ilie Matei, Rumänien und Franz Marx, Österreich;
  • 1984, 2. Platz, EM in Jönköping, GR, Hs, mit Siegen über Csaba Majoros, Ungarn, Bogdan Daras, Polen, Pozidis und Lajos Herczeg, Ungarn und einer Niederlage gegen Komtschew;
  • 1985, 1. Platz, EM in Leipzig, GR, Hs, mit Siegen über Court, Frankreich, Kefalas, Griechenland, Herczeg und Hannula, Finnland;
  • 1985, 2. Platz, WM in Kolbotn/Norwegen, GR, Hs, hinter Michael Houck und vor Komtschew, Matei, Bogdan Merkiel, Polen und Andersson;
  • 1985, 1. Platz, World-Super-Championship (inoffiziell) in Tokio, vor Steve Fraser, USA und Tam Higashide, Japan;
  • 1986, 1. Platz, World-Cup-Turnier in Oak Lawns/USA, GR, S, vor Dennis Koslowski, USA, Tamas Gaspar, Ungarn und Hector Milian, Kuba;
  • 1987, 5. Platz, EM in Tampere, GR, S, hinter Ilja Wassiliew, Bulgarien, Vasile Andrei, Rumänien, Jörg Kotte, DDR, Jozef Tertelj, Jugoslawien und vor Keji Manni, Finnland;
  • 1987, 9. Platz, FILA-Grand-Prix-Gala in Budapest, GE, S, Sieger: Andrei vor Wassiliew und Koslowski

Quellen

  • 1) div. Ausgaben der Fachzeitschrift Der Ringer von 1978 bis 1987
  • 2) Datenbank des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften der Universität Leipzig

Weblinks


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