- Indienne
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Mit Indienne (französisch), früher auch Druckperkal, englisch Indianshirting, bezeichnet man ein ursprünglich handbemaltes, später industriell bedrucktes Kattungewebe in einfacher Leinwandbindung.
Erstmals wurden diese Stoffe in Indien hergestellt. Mit dem Beginn der Industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und dem Ausbau der Textilmanufakturen wuchs auch der Bedarf an preiswerten, farbig bedruckten Tuchen vor allem für Schürzen sowie einfache Haus- und Kinderkleidung.
Mit dem Ausbau der industriellen Baumwollverarbeitung und der Verfeinerung maschineller Färbetechniken entstanden Indienne-Manufakturen in England und Frankreich, in Hamburg und Genf.
Genfer Unternehmer, die 1782 vor der patrizischen Konterrevolution geflohen waren, betrieben während ihres Exils in Konstanz im ehemaligen Inselkloster eine Indienne-Fabrikation. Im Kreuzgang des heute als Hotel dienenden Gebäudes ist dazu ein Wandbild zu sehen.
In Möriken-Wildegg im Schweizer Kanton Aargau betrieb das Unternehmen Laué & Cie noch im 19. Jahrhundert eine Indienne-Manufaktur. In dieser Gegend hatten sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zahlreiche Kattundruckereien angesiedelt.
Seine Blütezeit erlebte die Indienne-Produktion in Frankreich: 1759 gründete Christophe-Philippe Oberkampf, ein aus Schwaben eingewanderter Färber und Tuchfabrikant, dessen Familie in der Schweiz Manufakturen besaß, in Jouy-en-Josas südöstlich von Versailles die größte und bedeutendste französische Fabrik für bedruckte Stoffe im Indienne-Stil.
Die Muster wurden zunächst mit Kupferplatten, später mit Modeln aus Karton und Holz auf die Stoffe gedruckt, ab 1795 maschinell. Berühmte Stoffkünstler wie J.B. Huet entwarfen künstlerisch anspruchsvolle Muster für Oberkampf, Entwürfe und Stoffproben davon werden aufbewahrt im Museum für Angewandte Kunst in Paris. Die Fabrik, zeitweise die größte Europas, überstand die Wirren der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege und wurde erst 1843 geschlossen. Bis heute ist toile de Jouy (Jouystoff) in Frankreich ein Synonym für Indienne.
Auch heute kommen die besten Indienne-Stoffe aus Frankreich, das Zentrum der Produktion liegt in Rouen. Eine Besonderheit war Indienne aus Marseille, das - mit aus Krapp gewonnenen Naturfarben gefärbt - ausschließlich in Rottönen gehalten war. Ein weiteres Zentrum der Indienne-Herstellung (großblumige Muster und Szenen aus der Mythologie) war Nancy. Industriell gefertigtes Indienne ist heute auch als Stoff für die Bezüge von Polstermöbeln beliebt.
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