Internationales Parlaments-Stipendium

Internationales Parlaments-Stipendium

Das Internationale Parlaments-Stipendium (IPS) ist ein jährliches Stipendienprogramm des Deutschen Bundestages für circa 115 junge Leute aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa, Frankreich sowie den USA. Bis zum Programmjahr 2007 firmierte es unter der Bezeichnung Internationales Parlaments-Praktikum (IPP).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Deutsche Bundestag führt das Internationale Parlaments-Stipendium seit 1986 durch. Seinen Ursprung hat es im Bundestags-Internship-Programm (BIP). Das BIP sprach jedoch ausschließlich junge Akademiker aus den Vereinigten Staaten an. In den Jahren von 1986 bis 1988 wurden jährlich 20 Stipendien vergeben.

Im Jahr 1989 wurde mit Frankreich ein dem BIP ähnliches Programm gegründet. Im Gegensatz zum BIP basiert dieses auf Gegenseitigkeit, wodurch auch deutschen Akademikern die Gelegenheit geboten wird, in der französischen Nationalversammlung ein Praktikum zu absolvieren. Seit 1989 haben 85 Franzosen ein Stipendium beim Deutschen Bundestag und 80 Deutsche ein Stipendium bei der französischen Nationalversammlung erhalten.

Das Internationale Parlaments-Stipendium, damals noch unter dem Namen Internationales Parlaments-Praktikum (IPP), wurde für Hochschulabsolventen aus Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas nach dem Ende des Kalten Krieges geöffnet. Im Jahr 1990 wurde polnischen und ungarischen Bewerbern die Möglichkeit geboten, am Internationalen Parlaments-Stipendium teilzunehmen. In den darauffolgenden Jahren hat der Deutsche Bundestag das Programm um die Länder Bulgarien (1995), Estland (1992), Lettland (1992), Litauen (1992), Rumänien (1996), Russland (1993), Serbien (2004), die Slowakei (1994), Tschechien (1993) und die Ukraine (2000) erweitert. Im Jahr 2001 wurden die Staaten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Mazedonien und Slowenien[1] und im Jahr 2005 die Staaten Georgien und Kasachstan[2] in das Programm aufgenommen. Ab dem Programmjahr 2008 können auch Stipendiaten aus den Ländern Armenien, Aserbaidschan, Moldau und Weißrussland an dem Programm teilnehmen. Aufgrund der politischen Veränderungen werden ab 2009 Kosovo und Montenegro als eigenständige Staaten teilnehmen. Die Gesamtzahl der Stipendienplätze soll aber nicht angehoben werden. Israel wird in das Programm ab 2009 ebenfalls aufgenommen werden. Bis 2007 haben 1.343 Stipendiaten das Internationale Parlaments-Stipendium absolviert.

Vor dem Umzug des Parlaments von Bonn nach Berlin wurde das Programm von der Verwaltung des Deutschen Bundestages gemeinsam mit der Universität Bonn und seither mit der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Technischen Universität Berlin durchgeführt.

Ablauf des Programms

Das IPS-Programm dauert insgesamt fünf Monate und setzt sich aus verschiedenen akademischen Veranstaltungen und einer 15-wöchigen Tätigkeit bei einem Mitglied des Deutschen Bundestages zusammen. Im Rahmen einer ganztägigen Beschäftigung übernehmen die Stipendiaten verschiedene Aufgaben eines Abgeordnetenbüros und begleiten ihre Abgeordneten zu Sitzungen, um Einblicke in die internen Funktionsweisen, Zusammenhänge und Verfahrensabläufe des Parlaments zu gewinnen.

In den ersten Wochen nehmen die Teilnehmer an Einführungsveranstaltungen zur parlamentarischen Arbeit teil. [3] Die Stipendiaten werden in Kurzseminaren der politischen Stiftungen in das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Bundesrepublik Deutschland im weiteren Lauf des Stipendiums eingeführt. [4] Darüber hinaus sind die Stipendiaten im jeweiligen Sommersemester als Studierende an der Humboldt-Universität zu Berlin eingeschrieben und können während dieser Zeit Lehrveranstaltungen an den Berliner Universitäten zu besuchen. Ergänzend nehmen sie an einem wissenschaftlichen Begleitprogramm der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Technischen Universität teil.[5]

Stipendium

Das Stipendium wird vom Bundestag finanziert und steht unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Norbert Lammert, MdB. Die parlamentarische Koordination erfolgt durch die Berichterstattergruppe für die Internationalen Austauschprogramme in der Kommission des Ältestenrates für Innere Angelegenheiten.[6] Das Stipendium beinhaltet eine monatliche Zuwendung von 450 Euro, freie Unterkunft sowie eine Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung. Außerdem werden die Kosten der An- und Abreise nach und von Berlin übernommen.

Auswahlkriterien

Die Bewerber müssen Staatsbürger eines beteiligten Landes sein, ein Studium erfolgreich absolviert haben, über gute deutsche Sprachkenntnisse verfügen und dürfen das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Die Teilnehmer werden in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt. Eine erste Auswahl trifft die Deutsche Botschaft im jeweiligen Land. Die danach verbliebenen Bewerber werden zu einem Auswahlgespräch mit einer deutschen Kommission eingeladen. Die Kommission besteht aus einem Mitglied des deutschen Bundestages, einem Universitätsvertreter und einem Bundesstagsmitarbeiter und findet in den jeweiligen Ländern statt. [7]

Alumni Vereine

Ehemalige Stipendiaten haben in ihren Heimatländern Alumni-Vereine gegründet. Die Vereine unterstützen die Auswahlkommissionen und vermitteln Kontakte.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ulrike Schenkelberg: „Vom Baikalsee nach Berlin: Hochschulabsolventen aus dreizehn Ländern absolvieren Praktika im Deutschen Bundestag“ in: Start ins Sommersemester 2001, Humboldt-Universität, Hg. Beilage zum Tagesspiegel. 22. April 2001, S. 2.
  2. Freie Universität, Berlin. „Offizielle Begrüßung der Bundestags-Praktikanten an der FU“ Pressemitteilungen 2005, Nr. 37. 9. März 2005.
  3. „Ein Blick hinter die Parlaments-Kulissen.“ Deutsche Allgemeine Zeitung: Deutsch-Russische Wochenzeitung in Zentralasien. 12. August 2006. http://www.deutsche-allgemeine-zeitung.de/index.php?option=com_content&task=view&id=811&Itemid=32
  4. „Den Deutschen Bundestag kennen lernen.“, in: Deutsche Allgemeine Zeitung. Deutsch-Russische Wochenzeitung in Zentralasien, 16. März 2007.
  5. Ulrike Schenkelberg: „Politik Hautnah... durch das Internationale Parlaments-Praktikum“, in: Humboldt: die Zeitung der Alma Mater Berolinensis, Jg. 50, 6. Juni 2006.
  6. Ulrike Schenkelberg: „Einblick in das politisch-parlamentarische Leben gewinnen.“, Humboldt-Universität Aktuelle Meldungen Archiv 2004. 2. März 2004.
  7. Markschies, Christoph „Unikate“ in: Humboldt: die Zeitung der Alma Mater Berolinensis. Jg. 51. 6 Oktober 2006.

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