- Irene Eber
-
Irene Eber (* 1930 in Halle, geb. Geminder) ist eine israelische Sinologin deutscher Herkunft. Sie war Professorin am Louis Frieberg Center for Asian Studies an der Hebräischen Universität in Jerusalem und ist Senior Fellow des Harry S. Truman Research Institute. Sie lebt und arbeitet in Jerusalem. Ihr Vater war der Gemischtwarenhändler Chaim Geminder aus Mielec, ihre Mutter Helene Gänger aus Leipzig.[1]
Von ihr stammt eine Bibelübersetzung ins Han-Chinesische.
Inhaltsverzeichnis
Zur Autobiografie
Irene Eber, eine Überlebende des Holocaust, berichtet von ihren Reisen nach Polen, zu den Orten der Kindheit und an die Orte der Vernichtung ihrer Familie und vieler Menschen. Es sind auch heute schmerzliche Eindrücke. Sie beschreibt den Tag der Auslöschung des Ortes Mielec. Mielec wurde am 9. März 1942 zur ersten „judenfreien Stadt“ im besetzten Polen gemacht. 1980 wieder in Mielec sieht sie keine Spuren. Sie beschreibt die Tage im Ghetto von Dębica, Woiwodschaft Podkarpackie, einem Durchgangsghetto mit der Funktion eines deutschen Konzentrationslagers. Halle, Brünnlitz (Brněnec), Krakau, Prag, Regensburg, Cham (Oberpfalz), München, Frankfurt am Main und Zeilsheim sind weitere Lebensstationen, Halle ist die letzte vor der Grenze nach Polen in einer Oktobernacht 1938 vor der Polenaktion.
Sie geht ausdrücklich auf die Problematik des Vergessens ein. Sie stellt dies dem Erinnern direkt gegenüber. Ihre Frage „wird durch das Aufschreiben einzelner Erinnerungen nicht auch zum Vergessen des gelebten Gesamtzusammenhangs beigetragen?“, wird bis auf Weiteres unbeantwortet bleiben.
Sie illustriert das Problem zunächst mit einer jüdischen Parabel der beiden Rabbinern Baal Schem (Israel Ben Elieser) und Israel (von Rizin, gestorben 1850). Baal Schem sei, um Lösungen für Probleme oder ihm gestellte Fragen zu finden, in einen bestimmten Wald hinein gegangen und habe dort an einem Feuer bestimmte Gebete gesprochen. Die nächste Generation kannte noch den Ort und die Gebete. Aber wieder die nächste Generation kannte nur noch die Stelle im Wald. Rabbi Israel von Rizin konnte nur noch die Geschichte von Baal Schem erzählen und wusste eigentlich nichts mehr von der Technik des Anfeuerns, dem Ort und den Gebeten selbst.
Dennoch sei Erinnern wichtig, aber sie fragt aus ihrer Generation heraus an künftige Generationen: was bleibt uns nach dem Besuch eines modern ausgestatteten Holocaust-Museums wirklich?
Werke
- Ich bin allein und bang: Ein jüdisches Mädchen in Polen 1939–1945. Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke. Beck, München. 2007. ISBN 3406556523.
- The Choice – Poland, 1939–1945. 2004. Verlag Schocken Books Inc., New York. ISBN 0805241973 (englisch)
- Chinese Tales. Zusammen mit Martin Buber, Alex Page
- The Jewish Bishop and the Chinese Bible: S.I.J. Schereschewsky (1831–1906). Brill Academic Pub. 1999. ISBN 90-04-11266-9 (englisch)
- Bible in Modern China. The Literary and Intellectual Impact. Steyler Verlagsbuchhandlung, 1999. Zusammen mit Nicolas Standaert, Arnulf Camps und Jost Zetzsche.
- Influence, Translation and Parallels. Selected Studies on the Bible in China. Zusammen mit Marián Gálik. Steyler Verlagsbuchhandlung. ISBN 3805004893 (englisch)
Weblinks
- Literatur von und über Irene Eber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Florian Welle: Wenn das Grauen das Leben bestimmt. In: Spiegel Online vom 8. März 2007, Rezension von Ich bin allein und bang.
Einzelnachweise
- ↑ Details zur Familie Geminder aus Mielec, aus dem Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle
Wikimedia Foundation.