- Amaryllidaceae
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Amaryllisgewächse Belladonnalilie (Amaryllis belladonna)
Systematik Überabteilung: Samenpflanzen (Spermatophyta) Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida) Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae) Ordnung: Spargelartige (Asparagales) Familie: Amaryllisgewächse Wissenschaftlicher Name Amaryllidaceae J.St.-Hil. Die Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae), auch Narzissengewächse genannt, sind eine Familie, die zu den Einkeimblättrigen Pflanzen (Liliopsida) gehört. Sie umfasst (je nach sichtweise) zwischen 59 bis 67 Gattungen und mehr als 800 Arten, die besonders in wärmeren Gebieten vorkommen und eine fast weltweite Verbreitung haben. Mit etwa 100 endemischen Arten sind die Amaryllidaceae ein wichtiges Florenelement der Capensis. Der Name der namensgebenden Gattung Amaryllis ist vom Namen einer Schäferin aus den Eclogae Vergils abgeleitet.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Es sind ausdauernde krautige Pflanzen. Sie sind selten immergrün; meist bilden die Geophyten werden Zwiebeln, oder manchmal Rhizome, als Überdauerungsorgane ausgebildet. Die wechselständig, spiralig oder zweizeilig angeordneten Laubblätter sind grundständig oder am Stängel verteilt. Die parallelnervigen Laubblätter sind gestielt oder ungestielt. Die einfache Blattspreite linear oder lanzettlich. Der Blattrand ist glatt.
Die Blüten stehen einzeln oder meist in zymösen, doldigen oder kopfigen Blütenständen zusammen. Es sind meist zwei, selten bis zu acht Hochblätter vorhanden; sie können frei oder verwachsen sein. Die zwittrigen, dreizähligen Blüten sind radiärsymmetrisch oder zygomorph. Die sechs Blütenhüllblätter sind gleichgestaltet (Tepalen, Perigon); sie sind frei oder verwachsen. Die Blütenhüllblätter können, in unterschiedlichen Zusammenstellungen, grün bis weiß, cremefarben bis gelb, rot über rosa bis purpurfarben oder braun sein, aber nicht blau. Oft gibt es einen Innenkelch. Es sind fast immer zwei, sehr selten nur einer oder mehrere, Staubblattkreise mit je drei Staubblättern vorhanden; sie sind untereinder frei oder verwachsen, sie können auch mit den Blütenhüllblättern verwachsen sein. Die drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen (selten halbunterständigen), synkarpen Fruchtknoten verwachsen. Es sind ein oder drei Griffel vorhanden, die in einer kopfigen oder dreilappigen Narbe enden. Die Nektarsekretion erfolgt je nach Tribus durch die Blütenhüllblätter (Galanthieae) oder Septalnektarien des Fruchtknotens.
Es werden dreifächerige Kapselfrüchte oder Beeren gebildet. Die geflügelten oder ungeflügelten Samen sind meist durch Phytomelane schwarz, selten grün oder rot. Die Samen enthalten Öle aber keine Stärke.
Charakteristische Inhaltsstoffe sind Phenanthridinalkaloide.
Amaryllisgewächse im Gartenbau
Insbesondere die Schneeglöckchen und die Narzissen haben als Zierpflanzen eine weite Verbreitung in Parks, Gärten und als Schnittblumen gefunden. Narzissen werden seit der sogenannten orientalischen Periode von 1560 bis 1620 in Mitteleuropa angebaut. Während dieser Zeit wurden besonders viele exotische Zierpflanzen aus dem südlichen und südöstlichen Europa eingeführt, um die Gartenanlagen und die Parks der Renaissance zu schmücken.
Amaryllisgewächse als Zimmerpflanzen
Eine ganze Reihe von Amaryllisgewächse findet man auch als Zimmerpflanze. Neben der Amaryllis sind dies unter anderem die Blutblumen (Haemanthus).
Systematik
Synonyme für Amaryllidaceae J.St.-Hil. sind: Brunsvigiaceae Horan., Cyrtanthaceae Salisb., Galanthaceae G.Mey., Gethyllidaceae Raf., Haemanthaceae Salisb., Leucojaceae Batsch ex Borkh., Oporanthaceae Salisb., Pancratiaceae Horan., Strumariaceae Salisb., Zephyranthaceae Salisb..
Die Familie Amaryllisgewächse wird gegliedert in 13 Tribus und umfasst etwa 59 bis 67 Gattungen mit mehr als 800 Arten:
- Tribus Amaryllideae J.St.-Hil.: Mit bisulcaten Pollen. Mit elf Gattungen und etwa 146 Arten:
- Amaryllis L.
- Ammocharis Herb.
- Boophone Herb.
- Brunsvigia Heister
- Crinum L.
- Crossyne Salisb.
- Cybistetes Milne-Redhead & Schweickerdt
- Hessea Herb.
- Namaquanula D.Müll.-Doblies & U.Müll.-Doblies
- Nerine Herb.
- Strumaria Jacq. ex Willd.
- Tribus Calostemmateae D.Müll.-Doblies & U.Müll.-Doblies: Mit zwei Gattungen und vier Arten in Australasien:
- Calostemma R.Br.
- ProiphysHerb.
- Tribus Cyrtantheae Salisb.: Mit der einzigen Gattung:
- Cyrtanthus Aiton in Afrika.
- Tribus Eucharideae (Pax) Hutchinson: Die Laubblätter sind gestielt. Die Staubfäden sind oft verbreitert und verschmolzen oder basal mit Anhängseln. Die lokulizide Kapselfrucht enthält große, fleischige Samen. Mit vier Gattungen und etwa 28 Arten in der Neotropis besonders in den Anden:
- Caliphuria Herb.
- Eucharis Planch. & Linden
- Plagiolirion Baker
- Urceolina Rchb.
- Tribus Eustephieae (Pax) Hutchinson: Mit drei Gattungen und etwa 15 Arten in den Anden (Peru, Bolivien, Argentinien):
- Chlidanthus Herb.
- Eustephia Cav.
- Hieronymiella Pax
- Tribus Galantheae Salisb.: Die Staubbeutel öffnen sich mit Poren. Mit fünf (bis acht) Gattungen und bis zu 31 Arten:
- Tribus Haemantheae (Pax) Hutchinson: Mit sechs Gattungen und etwa 80 Arten:
- Apodolirion Baker
- Clivia Lindl.
- Cryptostephanus Welw. ex Baker
- Gethyllis L.
- Haemanthus L.
- Scadoxus Raf.
- Tribus Hippeastreae (Pax & Hoffmann) Huchinson: Die Blütenstandsschäfte sind hohl. Die Hochblätter sind oft miteinander verwachsen. Die Blüten sind zygomorph. Die trockenen Samen sind abgeflacht. Mit etwa elf Gattungen und etwa 218 Arten in der Neotropis:
- Cooperia Herb.
- Eithea Ravenna
- Griffinia Ker Gawl.
- Habranthus Herb.
- Hippeastrum Herb.
- Phycella Lindl.
- Placea Miers
- Rhodophiala C.Presl
- Sprekelia Heist.
- Traubia Moldenke
- Zephyranthes Herb.
- Tribus Hymenocallideae (D.Müll.-Doblies & U.Müll.-Doblies) Meerow: Mit drei Gattungen und etwa 65 Arten in der Neuen Welt:
- Ismene Salisb. ex Herb.
- Hymenocallis Salisb.
- Leptochiton Sealy
- Tribus Narcisseae Endl: Blüten meist mit „Nebenkrone“. Mit zwei Gattungen und etwa 58 Arten in Europa bis ins westliche Asien und nördliche Afrika:
- Narcissus L.
- Sternbergia Waldst. & Kit.
- Tribus Pancratieae Salisb.: Die Blütenhüllblätter sind an ihrer Basis röhrig verwachsen. Mit zwei Gattungen in der Alten Welt:
- Pancratium L.
- Vagaria Herb.
- Tribus Stenomesseae Traub: Die Staubfäden sind oft zu Staminalröhren verwachsen. Mit acht Gattungen und etwa 62 Arten in der Neotropis hauptsächlich in den Anden:
- Eucrosia Ker-Gawler
- Mathieua Klotzsch
- Phaedranassa Herb.
- Rauhia Traub
- Stenomesson Herb.
Gattungen
Hier eine alphabetische Gattungsliste [1]:
- Acis Salisb.
- Amaryllis L.: Mit nur zwei Arten.
- Ammocharis Herb.
- Apodolirion Baker
- Bokkeveldia D.Müll.-Doblies & U.Müll.-Doblies
- Boophone Herb.
- Brunsvigien (Brunsvigia Heist.): Mit etwa 20 Arten.
- Caliphruria Herb.
- Calostemma R.Br.
- Carpolyza Salisb.
- Chlidanthus Herb. (inklusive Castellanoa Traub)
- Klivien (Clivia Lindl.): Mit vier Arten.
- Cooperia Herb.
- Hakenlilien (Crinum L.): Mit etwa 65 Arten.
- Crossyne Salisb.: Mit nur zwei Arten.
- Cryptostephanus Welw. ex Baker
- Cybistetes Milne-Redh. & Schweick.
- Cyrtanthus Aiton: Mit etwa 50 Arten.
- Dewinterella D.Müll.-Doblies & U.Müll.-Doblies
- Eucharis Planch. & Linden: Mit etwa 17 Arten:
- Amazonaslilie (Eucharis amazonica)
- Eucrosia Ker Gawl.
- Eustephia Cav.
- Schneeglöckchen (Galanthus L.): Mit etwa 17 bis 20 Arten.
- Gemmaria Salisb.
- Gethyllis L.: Mit etwa 32 Arten.
- Griffinia Ker Gawl.
- Habranthus Herb.: Mit etwa 50 Arten.
- Blutblumen (Haemanthus L.): Mit etwa 20 bis 22 Arten
- Hannonia Braun-Blanq. & Maire
- Hessea Herb.
- Hieronymiella Pax
- Rittersterne (Hippeastrum Herb.): Mit etwa 55 Arten.
- Hyline Herb.
- Schönhäutchen (Hymenocallis Salisb.): Mit etwa 50 Arten.
- Ismene Salisb. ex Herb. (inklusive Elisena Herb., Pseudostenomesson Velarde)
- Kamiesbergia Snijman
- Lapiedra Lag.
- Leptochiton Sealy
- Knotenblumen (Leucojum L.): Mit heute nur noch zwei (früher zehn) Arten.
- Spinnenlilien (Lycoris Herb.): Mit etwa 20 Arten.
- Mathieua Klotzsch
- Namaquanula D.Müll.-Doblies & U.Müll.-Doblies
- Narzissen (Narcissus L.): Mit etwa 50 Arten (inklusive Braxireon Raf.).
- Guernseylilien (Nerine Herb.): Mit etwa 30 Arten.
- Pamianthe Stapf
- Trichternarzissen (Pancratium L.): Mit etwa 16 bis 20 Arten (inklusive Chapmanolirion Dinter).
- Paramongaia Velarde
- Phaedranassa Herb.
- Phycella Lindl. (inklusive Famatina Ravenna)
- Placea Miers
- Plagiolirion Baker
- Proiphys Herb.
- Pyrolirion Herb.
- Rauhia Traub
- Rhodophiala C.Presl
- Scadoxus Raf.
- Sprekelia Heist.
- Stenomesson Herb.: Mit etwa 35 Arten.
- Gewitterblumen oder Goldbecher (Sternbergia Waldst. & Kit.): Mit etwa acht Arten.
- Herbst-Goldbecher (Sternbergia lutea)
- Strumaria Jacq. ex Willd.: Mit etwa 24 Arten.
- Tedingea D.Müll.-Doblies & U.Müll.-Doblies
- Traubia Moldenke
- Ungernia Bunge: Mit etwa sechs Arten.
- Urceolina Rchb. (inklusive Pseudourceolina Vargas)
- Vagaria Herb.
- Worsleya (W.Watson ex Traub) Traub
- Zephirblumen (Zephyranthes Herb.): Mit etwa 50 bis 70 Arten (inklusive Haylockia Herb.).
Gattungshybriden (Auswahl):
- × Amarcrinum Coutts = Amaryllis × Crinum
- ×Amarine Sealy = Amaryllis × Nerine
- ×Amaristes Hannibal = Amaryllis × Cybistetes.
- ×Amarygia Cif. & Giac. = ×Brunsdonna Tubergen ex Worsley = Amaryllis × Brunsvigia
Gattungen die heute nicht mehr hier eingeordnet sind:
- Acanthochlamys P.C.Kao heute in Velloziaceae
- Agapanthus L'Hér. heute eine eigene Familie Agapanthaceae
- Jaimehintonia B.L.Turner heute in Themidaceae
Quellen
- Die Familie der Amaryllidaceae bei der APWebsite. (engl.) Zur Bearbeitung des Artikels zuletzt benutzt im Januar 2009
- Botanische Beschreibung der Familie der Amaryllidaceae bei DELTA. (engl.) Zur Bearbeitung des Artikels zuletzt benutzt im Januar 2009
- Zhanhe Ji & Alan W. Meerow: Amaryllidaceae in der Flora of China, Volume 24, S. 260: Online.
- W. S. Judd, C. S. Campbell, E. A. Kellogg, P. F. Stevens & M. J. Donoghue: Amaryllidaceae in Plant Systematics: A Phylogenetic Approach, 3. Auflage, Sunderland, Massachusetts, 2007, S. 270-272, ISBN 978-0-87893-407-2.
- A.W. Meerow, M.F. Fay, C.L. Guy, Q.B. Li, F.Q. Zaman & M.W. Chase: Systematic of Amaryllidaceae based on cladistic analysis of Plastid RBCL and TML-F sewuences of data. in American Journal of Botany, 86, 1999, S. 1325-1345.
Einzelnachweise
Weblinks
- Tribus Amaryllideae J.St.-Hil.: Mit bisulcaten Pollen. Mit elf Gattungen und etwa 146 Arten:
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