Jacob Schapiro

Jacob Schapiro

Jacob Schapiro, auch Jakob Schapiro, (* 1885 in Odessa; † 1942 in New York) war Autohändler, Taxiunternehmer und Börsenspekulant im Berlin der 1920er-Jahre.

Schapiro machte sich einen Namen als Krisengewinnler, da er aus den instabilen finanziellen Verhältnissen in Deutschland durch die Inflation Anfang der 1920er-Jahre seinen Vorteil zog: 1919 kaufte er sich zunächst beim Karosseriehersteller Schebera ein und baute ihn zu einem Automobilhandelsunternehmen um. Er kaufte von vielen deutschen Automobilherstellern Autos in großer Zahl und bezahlte sie mit Wechseln. Diese Wechsel ließ er so lange prolongieren, bis sich die Realwerte der nominalen Wechselbeträge durch die galoppierende Geldentwertung so verringert hatten, dass er sie ohne Schwierigkeiten aus den Erlösen der Fahrzeugverkäufe bezahlen konnte. Während der Wechsellaufzeiten hatte er die bleibenden Sachwerte in Gestalt der Automobile, während der Wert seiner Zahlungsverpflichtungen an die Automobilhersteller rapide abnahm. Mit dem so erlangten Vermögen erwarb er Geschäftsanteile an den bekanntesten deutschen Automobilherstellern. So besaß er z. B. bereits Ende 1922 40 % des Aktienkapitals an Benz & Cie.. Dadurch hatte er auch Sitz und Stimme in den Aufsichtsräten der betroffenen Unternehmen und damit auch wesentlichen Einfluss auf deren Geschäftspolitik.

So sorgte er dafür, dass er die Generalvertretungen für Benz- und Protos-Fahrzeuge zugesprochen bekam und dass ein Drittel aller Benz-Fahrzeuge mit Schebera-Karosserien ausgestattet wurden. Schapiro war zeitweise der größte Automobilhändler Deutschlands. In vielen Fällen war er größter Kunde der betroffenen Unternehmen. Viele der so beschafften Autos setzte er auch als Droschken in seinem Berliner Taxiunternehmen "Kandelhardt AG" ein.

Zu Schapiros Imperium zählten u. a. folgende Firmen:

Als sich die finanziellen Verhältnisse in Deutschland 1924 durch Einführung der Rentenmark und später der Reichsmark wieder normalisierten, funktionierte Schapiros Wechselverfahren nicht mehr. Die Wechsel platzten, und mit seiner Zahlungsunfähigkeit ruinierte er beinahe einen Großteil der deutschen Automobilindustrie: Benz & Cie. und die Daimler-Motoren-Gesellschaft konnten nur durch Fusion (1926) überleben, NSU musste Schebera übernehmen und den Automobilbau an die neu gegründete Firma NSU-Fiat abgeben, Protos wurde an NAG verkauft und die Dixi-Werke übernahm BMW.

Von 1929 bis 1934 war Schapiro zudem Eigentümer des Berliner Sportpalastes, der an seine Hauptgläubiger, zwei Schweizer Finanzierungsgesellschaften, zwangsversteigert wurde.[1]

Er floh 1938 nach Paris, wo er ein weiteres Autohaus eröffnete und schließlich 1940 in die Vereinigten Staaten, wo er 1942 in New York starb.

Anmerkungen

  1. Alfons Arenhövel, Arena der Leidenschaften. Der Berliner Sportpalast und seine Veranstaltungen 1910–1973, Berlin 1990, S. 353.

Literatur

  • Oswald, Werner: Mercedes-Benz Personenwagen 1886–1986, 4. Auflage, Motorbuch Verlag Stuttgart (1987), ISBN 3-613-01133-6
  • Oswald, Werner: Deutsche Autos 1920–1945, 10. Auflage, Motorbuch Verlag Stuttgart (1996), ISBN 3-87943-519-7

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