Jacques Necker

Jacques Necker
Jacques Necker

Jacques Necker (* 30. September 1732 in Genf, Schweiz; † 9. April 1804 in Coppet) war ein Schweizer Bankier, Finanzminister unter Ludwig XVI., Ehemann der Schriftstellerin und Salonnière Madame Necker und Vater von Madame de Stael.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Neckers Vater Karl Friedrich Necker aus Küstrin in Brandenburg (heute Polen), Professor für Rechtswissenschaften, wurde nach der Veröffentlichung einiger Schriften über internationales Recht zum Professor für öffentliches Recht an die Universität Genf berufen und Bürger der Republik Genf. Sein Sohn Jacques Necker wurde 1747 als Angestellter der Bank von M. Vernet, einem Freunds seines Vaters, nach Paris geschickt. Bald darauf gründete er zusammen mit einem anderen Genfer die berühmte Bank Thellusson & Necker. Thelluson beaufsichtigte die Zweigstelle in London, während Necker die Geschäfte in Paris führte. Beide Partner wurden durch Darlehen an das Finanzministerium und durch Spekulationen mit Getreide sehr reich. 1763 verliebte sich Necker in Madame de Verménou, die Witwe eines französischen Offiziers. Während eines Besuchs in Genf begegnete er schließlich Suzanne Curchod, der Tochter eines Pastors nahe Lausanne (die vorher mit dem Historiker Edward Gibbon verlobt gewesen war), brachte sie 1764 mit nach Paris und heiratete sie. Sie ermutigte ihren Mann, eine öffentliche Laufbahn einzuschlagen.

Necker wurde also Syndikus oder Direktor der französischen Ostindien-Handelsgesellschaft. Nachdem er dort seine finanziellen Fähigkeiten im Management unter Beweis gestellt hatte, verteidigte er sie 1769 in einer geschickten Abhandlung gegen die Angriffe von André Morellet. Inzwischen unterhielt Madame Necker die wichtigsten aufgeklärten Persönlichkeiten der politischen, finanziellen und literarischen Welt von Paris in ihrem Salon; ihre Freitage wurden ebenso stark frequentiert wie die Montage der Madame Geoffrin und die Dienstage der Madame Helvétius. Im Jahr 1773 gewann Necker für eine Lobrede auf Colbert den Preis der Académie Française, und 1775 veröffentlichte er seine Essai sur la législation et le commerce des grains, in denen er die Freihandelspolitik von Turgot angriff.

Finanzminister unter Ludwig XVI.

Seine Gattin glaubte nun, er könne als großer Finanzier reüssieren, worauf er seinen Anteil an der Bank an seinen Bruder Louis abgab. Im Oktober 1776 wurde er von Ludwig XVI. zum Finanzminister Frankreichs ernannt, zunächst nur mit dem Titel eines Direktors der Schatzkammer, und ab 1777 als Generaldirektor der Finanzen. Er versuchte die Finanzen wieder in geregelte Bahnen zu lenken, indem er die taille (Kopfsteuer) gleichmäßiger verteilte, den vingtième d'industrie abschaffte, und monts de piété einrichtete .

Seine wichtigste finanzielle Maßnahme war jedoch der Versuch, das französische Schuldenaufkommen sowie die Einführung von Jahresrenten unter Bürgschaft durch den Staat zu finanzieren. Die Anwendung der Finanzierungsmaßnahmen war zu schwierig, um innerhalb kurzer Zeit durchgeführt zu werden, und Necker wies nur auf die zu befolgenden Leitlinien hin, anstatt den Vorgang zu vollenden. In all diesen Dingen behandelte er die französischen Finanzen mehr als Bankier denn als kompetenter politischer Ökonom. An Turgot, den berühmtesten Ökonomen seiner Zeit, reichte er nicht heran. Politisch tat der von den Ideen der Aufklärung beeinflusste Generaldirektor der Finanzen nicht viel, um die sich anbahnende Revolution abzuwenden, und seine Gründung von Provinzversammlungen war nur eine ängstliche Anwendung von Turgots ausgefeiltem Plan zur Neuorganisation der Verwaltung Frankreichs. Immerhin schaffte er die Folter, die als juristisches Mittel eingesetzt wurde, 1780 ab.

Im Jahr 1781 verfasste Necker seinen berühmten Compte rendu, einen Bericht an den König, und veröffentlichte dessen Staatsfinanzen. Nie zuvor hatten die Leute Einsicht in die staatlichen Einnahmen und Ausgaben, was sie nun zum Denken anregte und sie immer aktiver werden ließ. Die Geburt der öffentlichen Meinung spielte später eine wichtige Rolle in der Französischen Revolution.

Noch im selben Jahr wurde Necker aus seinem Amt entlassen; seine Absetzung ist jedoch weniger seinem Bericht als dem Einfluss von Marie Antoinette zuzuschreiben, deren Pläne zugunsten des Herzogs von Guines er vereitelt hatte.

Zum zweiten Mal Finanzminister bis zur französischen Revolution

Im Ruhestand beschäftigte er sich mit Literatur und mit seinem einzigen Kind, seiner 1766 geborenen Tochter Anne Louise Germaine Necker, die 1786 den Botschafter Schwedens heiratete und Madame de Staël wurde.

Necker mischte sich aber weiterhin in die französischen Angelegenheiten ein und wurde 1787 wegen seines Angriffs auf seinen Nachfolger Calonne mittels eines lettre de cachet aus Paris verbannt.

1788 kam das Land unter dem Einfluss von Madame Neckers literarischem Zirkel schließlich zu dem Glauben, dass Necker dennoch der einzige Minister sei, der das Defizit stoppen könne, und so wurde Necker im September 1788 erneut Generaldirektor der Finanzen.

Während der bedeutungsvollen folgenden Monate wurde Necker Teil der Geschichte der Französischen Revolution. Er beendete die Revolte in der Dauphiné, indem er die dortige Versammlung legalisierte, und bereitete dann die Einberufung der Generalstände vor. Während der ersten Monate des Jahres 1789 wurde er als der Retter Frankreichs betrachtet; aber sein Verhalten beim ersten Zusammenkommen der Generalstände zeigte, dass er sie ausschließlich als Versammlung betrachtete, die Geld bewilligen, nicht Reformen organisieren solle. Da aber die Einberufung der Generalstände und die doppelte Stimmenanzahl des Dritten Standes auf seine Empfehlung zustande gekommen waren, und da er es zugelassen hatte, dass die Stände gemeinsam beraten und abstimmen durften, wurde er vom Hof als Auslöser der Revolution ausgemacht. Am 11. Juli wurde ihm befohlen, Frankreich sofort zu verlassen.

In der französischen Revolution und danach

Seine Entlassung trug sehr zum Sturm auf die Bastille bei, woraufhin der König ihn abermals zurückberief. In jeder Stadt, die er durchreiste, wurde er mit Freude aufgenommen, aber in Paris bewies er erneut, dass er kein Staatsmann war. Da er glaubte, Frankreich allein retten zu können, weigerte er sich, mit Mirabeau oder La Fayette zusammenzuarbeiten. Er veranlasste den König im September, das aufschiebende Veto zu akzeptieren, durch das er sein Hauptvorrecht verlor; und er zerstörte jede Möglichkeit einer starken Legislative, indem er den Erlass vom 7. November entwickelte, nach dem die Minister nicht von der Versammlung gewählt werden durften.

Finanzpolitisch stellte er sich in der Krisenzeit als ebenso unfähig heraus, und er konnte nicht die Notwendigkeit solch extremer Maßnahmen wie der Ausgabe der Assignaten verstehen, um das Land zur Ruhe zu bringen. Seine Popularität schwand, als seine einzig verbleibende Idee war, die Versammlung um neue Kredite zu bitten. Im September 1790 trat er von seinem Amt zurück, ohne dass es irgendein Franzose bedauerte. Nicht ohne Schwierigkeiten erreichte er Coppet am Genfer See, wo er 1784 ein Schloss erworben hatte. Hier beschäftigte er sich mit Literatur. Nach dem Tod seiner Frau 1794 lebte er unter der Obhut seiner Tochter Madame de Staël und seiner Nichte Madame Necker de Saussure. Seine Zeit war vorbei, und seine Bücher hatten keinen politischen Einfluss mehr. Eine vorübergehende Aufregung wurde durch den Vorstoß der französischen Armeen 1798 verursacht, als er die meisten seiner politischen Papiere verbrannte. Necker starb 1804 in Coppet.

Ehrungen

Werke

  • Réponse au mémoire de M. l'abbé Morellet sur la Compagnie des Indes, 1769
  • Éloge de Jean-Baptiste Colbert, 1773
  • Sur la Législation et le commerce des grains, 1775
  • Mémoire au roi sur l'établissement des administrations provinciales, 1776
  • Lettre au roi, 1777
  • Compte rendu au roi, 1781
  • De l'Administration des finances de la France, 1784, 3 vol. in-8°
  • Correspondance de M. Necker avec M. de Calonne. (29 janvier-28 février 1787), 1787
  • De l'importance des opinions religieuses, 1788
  • De la Morale naturelle, suivie du Bonheur des sots, 1788
  • Supplément nécessaire à l'importance des opinions religieuses, 1788
  • Sur le compte rendu au roi en 1781 : nouveaux éclaircissements, 1788
  • Rapport fait au roi dans son conseil par le ministre des finances, 1789
  • Derniers conseils au roi, 1789
  • Hommage de M. Necker à la nation française, 1789
  • Observations sur l'avant-propos du « Livre rouge », v. 1790
  • Opinion relativement au décret de l'Assemblée nationale, concernant les titres, les noms et les armoiries, v. 1790
  • Sur l'administration de M. Necker, 1791
  • Réflexions présentées à la nation française sur le procès intenté à Louis XVI, 1792
  • Du pouvoir exécutif dans les grands États, 1792
  • De la Révolution française, 1796
  • Cours de morale religieuse, 1800
  • Dernières vues de politique et de finance, offertes à la Nation française, 1802
  • Histoire de la Révolution française, depuis l'Assemblée des notables jusques et y compris la journée du 13 vendémiaire an IV (18 octobre 1795), 1821

Mémoire au roi sur l'établissement des administrations provinciales, 1776 Lettre au roi, 1777 Compte rendu au roi, 1781 De l'Administration des finances de la France, 1784, 3 vol. in-8° Correspondance de M. Necker avec M. de Calonne. (29 janvier-28 février 1787), 1787 Sur le compte rendu au roi en 1781 : nouveaux éclaircissements, 1788

Weblinks

 Wikisource: Jacques Necker – Quellen und Volltexte
 Commons: Jacques Necker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Louis-Gabriel Taboureau des Réaux
Étienne Charles de Loménie de Brienne
Louis-Charles-Auguste le Tonnelier, Baron de Breteuil
Generalfinanzdirektor
29. Juni 1777–19. Mai 1781
26. August 1788–13. Juli 1789
16. Juli 1789–4. September 1790
Jean-François Joly de Fleury
Louis-Charles-Auguste le Tonnelier, Baron de Breteuil
Charles Claude Guillaume Lambert

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