- Jahnplatz (Bielefeld)
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Der Jahnplatz in Bielefeld ist ein zentraler Platz und Verkehrsknotenpunkt in der Innenstadt. Er ist nach dem „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn benannt.[1]
Der von Kriegsschädigungen stark betroffene Platz wurde 1955 grundlegend neu gestaltet, im wesentlichen in die bis heute erhaltene Form. Zwei Jahre später wurde das Forum Jahnplatz eingeweiht, eine unterirdische Verbindung zwischen Herforder Straße, Bahnhofsstraße und Jahnplatz, gesäumt mit verschiedenen Geschäften. 1977 wurde der zunächst wegen finanziellen Problemen eingestellte Bau des Stadtbahntunnels fortgesetzt, die unterirdische Haltestelle Jahnplatz konnte dann schließlich zusammen mit den Stationen Hauptbahnhof, Wittekindstraße und Nordpark am 28. April 1991 eröffnet werden.
Am Jahnplatz kreuzen die Verkehrsstraßen Herforder Straße, Friedrich-Verleger-Straße, der Niederwall und die Alfred-Bozi-Straße/Oberntorwall (im Uhrzeigersinn). Im Nordwesten beginnt die Einkaufsstraße Bahnhofsstraße. Im Südwesten schließt sich die Fußgängerzone der Altstadt an.
Mittelpunkt des Jahnplatz stellen ein Pavillon, der ein Schnellrestaurant beherbergt sowie die sogenannte Alcinauhr, eine Stiftung eines Bielefelder Unternehmens dar. Das Haus der Technik, heute Teil der Bielefelder Stadtwerke, wurde 1929 nach Plänen des Berliner Architekten Heinrich Tischer im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaut. Es war das erste Hochhaus Bielefelds.
Inhaltsverzeichnis
Jahnplatztunnel
Der Forum Jahnplatz, eine mit Geschäften gesäumte Unterführung unterhalb des Jahnplatz, wurde am 19. Juli 1957 unter bundesweiter Beachtung eröffnet.
Vorangegangen war eine Diskussion über die verkehrsgerechte Gestaltung der Bielefelder Innenstadt. Der zunehmende motorisierte Verkehr − die 1952 gezählten täglichen 19.000 Fahrzeuge stiegen innerhalb eines Jahres auf 25.000 gezählte Fahrzeuge − stellte für Fußgänger ein zunehmendes Hindernis dar. Die Beseitigung eines Kiosks und einer öffentlichen Lautsprecheranlage brachten keine Entspannung. Die 1950 geplante und später als Ostwestfalendamm umgesetzte Umgehungsstraße führte zu einer teilweisen Entlastung des innerstädtischen Verkehrs. Der Jahnplatz wurde verbreitertet, und die Schienenführung der damals noch überirdisch verkehrenden Straßenbahn wurde geändert.
Grundlegend begonnen wurde mit dem Umbau des Platzes 1955. Überlegungen zum Bau eines Autotunnels wurden aus finanziellen Gründen wieder verworfen. Die geplanten Kosten für ein „Oberdeck für Verkehrsfahrzeuge“ und einen Fußgängertunnel wurden auf 3,7 Millionen Mark beziffert. Im Mai 1956 begannen die Bauarbeiten der „Jahnplatzspinne“, wie die Bielefelder Tageszeitungen das Bauwerk bald nannten. Nach vierzehnmonatiger Bauzeit konnte der 86 Meter lange, mit 11 Ein- und Ausgängen bestückte Tunnel schließlich eröffnet werden.[2]
In den 1970er-Jahren verblasste das als städtebaulich fortschrittlich gefeierte Projekt zunehmend, die Wände wurden mit Graffiti beschmiert und der Tunnel besonders in den Abendstunden als ungastlich empfunden.
Eine Aufwertung erhielt der Tunnel durch den Bau der unterirdischen Stadtbahn 1991, mit dessen Haltestelle Jahnplatz das Forum direkt verbunden ist.
Stadtbahn und Busverkehr
Die Stadtbahnhaltestelle Jahnplatz stellt neben den Haltestellen Hauptbahnhof und Rathaus einen zentralen Umsteigepunkt dar. Hier halten alle Linien der Stadtbahn Bielefeld. Auf einer unterirdischen Ebene halten die Bahnen an zwei Bahnsteigen. Es gibt sechs Ein-/Ausgänge, zudem besteht eine Verbindung zum Forum Jahnplatz mit einigen Geschäften, eine Verkaufstelle von moBiel befindet sich im Bahnhof. Seit August 2005 wird auch der überirdische Bereich der Haltestelle videoüberwacht[3].
Der Busbahnhof Jahnplatz ist der wichtigste Knotenpunkt des Stadt- und Nachtbusnetzes. Er wird außerdem von allen das Stadtgebiet anfahrenden Regionalbussen bedient.
Siehe auch: Nahverkehr in Bielefeld.
Zukunft
Der seit rund fünfzig Jahren weitgehend unveränderte, stark von Nachkriegsarchitektur geprägte Jahnplatz ist seit längerem kontroverser Diskussionspunkt, ähnlich dem nahe gelegenen Kesselbrink.
Insbesondere ist an eine Verkehrsentlastung und damit verstärkte Konzentration auf den Fußgängerverkehr gedacht.[4] Auf der anderen Seite gibt es aber auch Stimmen, die die Notwendigkeit des Erhalts der 50er Jahre-Architektur betonen[5].
Weblinks
- Stadtarchiv Bielefeld: „19. Juli 1957: Der Jahnplatztunnel wird der Öffentlichkeit übergeben“
- Webcam mit Blick auf den Jahnplatz (mittleres Bild)
Quellenangaben
- ↑ Westfalen-Blatt, Bielefeld: „Die »Fußgängerspinne« wird 50“ vom 3. Juli 2007
- ↑ http://www.bielefeld.de/de/biju/stadtar/rc/rar/01072007.html Stadtarchiv Bielefeld: „19. Juli 1957: Der Jahnplatztunnel wird der Öffentlichkeit übergeben“ abgerufen 2. Juli 2007
- ↑ webwecker-bielefeld: „moBiel startet Videoanlagen auf dem Jahnplatz“ abgerufen 22. April 2007
- ↑ Süddeutsche Zeitung, München: „Rückkehr der eiligen Fußgänger“ vom 14. November 2002
- ↑ Bürgernähe Wählergemeinschaft für Bielefeld e.V.: „Stadtgestaltung“ abgerufen 22. April 2007
52.023258.5333333333333Koordinaten: 52° 1′ 24″ N, 8° 32′ 0″ O
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