Jambisches Gedicht (Antike)

Jambisches Gedicht (Antike)

Das jambische Versmaß der vor allem in der Antike verwendeten quantitierenden Metrik unterscheidet nach langen und kurzen Silben und enthält als wesentlichen, jedoch nicht als einzigen Versfuß, den Jambus. Der am häufigsten vorkommende weitere Versfuß ist der Spondeus.

Inhaltsverzeichnis

Das Metrum im jambischen Versmaß

Beim jambischen Versmaß der Antike werden stets zwei Versfüße (eine Dipodie) zu einem Metrum zusammengefasst. Dieses genügt grundsätzlich folgendem Schema:

x – υ –

Dabei bezeichnet "υ" eine kurze, "–" eine lange und "x" eine beliebige Silbe.

Bezieht man sich auf die antike Dichtung, wird das jambische Metrum z.T. einfach nur Jambus genannt (z.B. im dtv-Lexikon der Antike), darf dann aber nicht mit dem jambischen Versfuß verwechselt werden.

Das jambische Metrum lässt noch weitere Freiheiten zu, sodass allgemein gilt: Der zweite Fuß des Metrums, das ist im Vers jeder geradzahlige Fuß, muss ein Jambus (υ –) oder ein Tribrachys (υ υ υ) sein, während der erste Fuß, das ist im Vers jeder ungeradzahlige Fuß, fast alles sein darf, nämlich ein Jambus (υ –), Spondeus (– –), Anapäst (υ υ –), Daktylus (– υ υ) oder Tribrachys (υ υ υ), jedoch kein Trochäus (– υ).

Da moderne Sprachen das Rhythmus-Gespür für kurze und lange Silben verloren haben, wird dieses durch entsprechende Betonung ersetzt: Dazu wird jeweils die zweite Silbe des Versfußes, beim Anapäst jedoch die dritte, betont; das garantiert dann das jambische Empfinden des Verses. Je mehr Jamben vorkommen, umso schöner ist der Vers.

Die vielen Freiheiten, die das jambische Versmaß bietet, werden nur selten genutzt. Meist, besonders in Liedern, wo man sich das Hinzufügen weiterer Silben nicht so ohne Weiteres erlauben kann, folgt das jambische Metrum dem o.a. Grundschema, d.h. dass der zweite Fuß jeden Metrums ein Jambus ist, während der erste ein Jambus oder ein (auch auf der zweiten Silbe betonter) Spondeus ist. Die häufigste Ausnahme von diesem Schema ist ein Anapäst (υ υ –) als erster Fuß eines Verses.

Da in antiken Versmaßen die letzte Silbe auch dann lang gebraucht werden darf, wenn sie eigentlich kurz ist (man lässt den Kurzvokal, mit dem sie endet, sozusagen "ausklingen"), genügt ein Vers auch dann dem jambischen Versmaß, wenn sein letzter Fuß eigentlich ein Pyrrhichios (υ υ) ist.

Verschiedene Verslängen

Das jambische Versmaß kennt vier-, sechs- und achtfüßige Verse.

Anmerkung: In der lateinischen Dichtung gibt es den Senarius noch in einer freieren Form, die in jedem der ersten fünf Füße, also auch im zweiten und vierten, einen Spondeus anstelle des Jambus gestattet, nicht aber im sechsten, dem letzten Versfuß. Da sich in dieser lateinischen Variante des Senarius (x – x – x – x – x – υ –) die Regeln hinsichtlich der ersten fünf Füße nicht unterscheiden, ist es sinnvoll, ihn anstatt nach den drei Metren (Trimeter) der griechischen Dichtung nach seinen sechs Füßen (Senarius) zu benennen.
  • Octonarius bzw. Tetrameter (betone: Tetrámeter) heißt ein Vers mit acht Füßen bzw. vier Metren; er kommt aber nur bei Komikern vor.
  • Ein Gedicht im Wechsel zwischen Senarien (Trimetern) und Quaternarien (Dimetern) nennt man Epodos.

Literatur

  • W.J. Emmerig. 1825. Anleitung zur lateinischen Verskunst. Vierte viel verbesserte Auflage. Regensburg, bei J.M. Daisenberger.
  • dtv-Lexikon der Antike. Philosophie, Literatur, Wissenschaft. Deutscher Taschenbuch Verlag München.
  • Landgraf-Leitschuh. 1931. Lateinische Schulgrammatik. Bamberg, C.C. Buchner Verlag.

Siehe auch


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