Joachim Georg Kroll

Joachim Georg Kroll

Joachim Georg Kroll (* 17. April 1933 in Hindenburg in Oberschlesien; † 1. Juli 1991 in der JVA Rheinbach) war ein Serienmörder, der von Duisburg aus zwischen acht und vierzehn Menschen tötete und teilweise verzehrte.

Kroll wurde als sechstes von acht Kindern eines Bergmanns in Oberschlesien geboren und erhielt lediglich eine fünfjährige defizitäre Schulausbildung. Der stets als Schwächling geltende Bettnässer Kroll, der bei seiner Festnahme einen Intelligenzquotienten von 76 aufwies, begann früh, sich an geschlachteten Tieren zu vergehen. 1955, als er noch in Bottrop bei dem Vater wohnte, begann er zu morden. Auslöser war vermutlich unter anderem der Tod der Mutter.

Mit dem Beginn der 1960er Jahre kam Kroll nach Duisburg. Zuerst lebte er in einem Ledigenwohnheim in Duisburg-Huckingen und arbeitete als Toilettenreiniger bei Mannesmann. Dann zog er nach Duisburg-Laar. Er fand eine Anstellung als Wärter einer Waschkaue bei der Thyssen-Hütte im benachbarten Bruckhausen. Kroll galt bei seinen Arbeitskollegen als „unscheinbar“ und „verschroben“.

Im August 1965 beobachtete Kroll zufällig in Duisburg-Großenbaum Hermann Schmitz bei einem Stelldichein mit dessen Freundin in dessen VW Käfer. Als Kroll die Reifen des Wagens zerstach, verließ Schmitz seinen Wagen und wurde von Kroll attackiert und schwer verletzt. Der Freundin gelang es schließlich, mit ihrem Freund im Auto zu flüchten. Trotz sofort alarmierter Polizei war der Täter nicht mehr auffindbar. Hermann Schmitz verblutete in den Armen seiner Freundin. 1967 versuchte Kroll dann erneut und gezielter, einen Menschen zu töten. Die 11-jährige Gabriele Püttmann, von Kroll schon bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, überlebte den Angriff jedoch, da sich unerwartet Arbeiter einer nahen Zeche näherten. Es folgten vollendete Morde.

Ein Jahrzehnt später, im Jahr 1976, wurde Kroll gefasst, nachdem er Marion Kettner, ein 4-jähriges Mädchen aus der direkten Nachbarschaft, entführt und ermordet hatte. Kroll versuchte die Eingeweide des toten Mädchens die Toilette hinunterzuspülen, doch diese verstopfte. Die so aufmerksam gewordenen Polizisten, die das verschwundene Mädchen suchten, fanden in Krolls Dachgeschosswohnung eine Gefriertruhe mit in Plastiktüten abgepackten Überresten. In einem Kochtopf, der noch auf dem Herd stand, schwamm eine Hand des Mädchens in einer Gemüsebrühe.

Der „Ruhrkannibale“ wurde festgenommen. Während Marion Kettner von dem zuständigen Laarer Pfarrer Dietrich Kuhr, der hier „die Tat eines vom Teufel besessenen Menschen“ sah, beigesetzt wurde, hoffte Kroll noch auf eine baldige Freilassung – vielleicht nach einer Operation. Am 5. Oktober 1979 begann der Prozess und am 8. April 1982 wurde der mittlerweile als „Menschenfresser von Duisburg“ medial aufbereitete Kroll, dem acht vollendete und ein versuchter Mord nachgewiesen werden konnten, schließlich zu neunmal lebenslanger Haft verurteilt. Zu den Opfern des Serienmörders gehörten neben den Überfallenen, Getöteten und deren Angehörigen auch Konrad Meckler, der drei Jahre für eine von Krolls Taten unschuldig in Haft war. Joachim Kroll verstarb am 1. Juli 1991 in der Justizvollzugsanstalt Rheinbach an einem Herzinfarkt.

Literatur

  • Stephan Harbort: „Ich musste sie kaputtmachen“. Anatomie eines Jahrhundertmörders. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-1174-0.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Joachim Kroll — Joachim Georg Kroll (* 17. April 1933 in Hindenburg in Oberschlesien; † 1. Juli 1991 in der JVA Rheinbach) war ein deutscher Serienmörder, der von Duisburg aus zwischen acht und vierzehn Menschen tötete und teilweise verzehrte. Kroll wurde als… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Hajdu — (born June 21, 1960 in Göttingen, Germany) is a German composer of Hungarian descent. He is considered among the first composers of his generation dedicated to the combination of music, science and computer technology.Fact|date=August 2008After… …   Wikipedia

  • Georg Wissowa — auf einem Foto von 1908 Georg Otto August Wissowa (* 17. Juni 1859 in Neudorf bei Breslau; † 11. Mai 1931 in Halle an der Saale) war ein deutscher Klassischer Philologe, der als Professor in Marburg (1886–1895) und Halle (1895–1924) wirkte. Sein… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Joachim Schoeps — (* 30. Januar 1909 in Berlin; † 8. Juli 1980 in Erlangen) war ein deutsch jüdischer Religionshistoriker und Religionsphilosoph. Er war ordentlicher Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Religions und Geistesgeschichte der Universität Erlangen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Klassischen Philologen an der Georg-August-Universität Göttingen — Die Klassischen Philologen an der Georg August Universität Göttingen lehren seit der Gründung des Philologischen Seminars unter Johann Matthias Gesner 1737 die Fächer der Altertumswissenschaft, besonders Latinistik und Gräzistik.… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Georg II. (Sachsen) — Johann Georg II., Gemälde von Johann Fink, vor 1675 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Georg IV. (Sachsen) — Kurfürst Johann Georg IV. von Sachsen Johann Georg IV. Johann Georg IV. (* …   Deutsch Wikipedia

  • Gabriele Püttmann — Joachim Georg Kroll (* 17. April 1933 in Hindenburg in Oberschlesien; † 1. Juli 1991 in der JVA Rheinbach) war ein Serienmörder, der von Duisburg aus zwischen acht und vierzehn Menschen tötete und teilweise verzehrte. Kroll wurde als sechstes von …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad Meckler — Joachim Georg Kroll (* 17. April 1933 in Hindenburg in Oberschlesien; † 1. Juli 1991 in der JVA Rheinbach) war ein Serienmörder, der von Duisburg aus zwischen acht und vierzehn Menschen tötete und teilweise verzehrte. Kroll wurde als sechstes von …   Deutsch Wikipedia

  • Marion Kettner — Joachim Georg Kroll (* 17. April 1933 in Hindenburg in Oberschlesien; † 1. Juli 1991 in der JVA Rheinbach) war ein Serienmörder, der von Duisburg aus zwischen acht und vierzehn Menschen tötete und teilweise verzehrte. Kroll wurde als sechstes von …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”