Johann Martin Andreas Neumann

Johann Martin Andreas Neumann
Senator Dr. Neumann (1904)
Johann Martin Andreas Neumann

Johann Martin Andreas Neumann (* 16. August 1865 in Lübeck; † 7. April 1928 ebenda) war Richter am Landgericht Lübeck, Senator und Bürgermeister von Lübeck.

Leben

Er wurde am 16. August 1865 als Sohn des Rentiers J. M. A. Neumann in Lübeck geboren. Nach seiner Schulzeit im Katharineum studierte er in Freiburg, Leipzig und Kiel Rechtswissenschaft und Nationalökonomie. Zurück in Lübeck wurde er 1889 Referendar und nach drei Jahren zum Assessor ernannt, im Jahr darauf Richter.

Kurz darauf begann sein Wirken in der Öffentlichkeit. Sein Wirken im Kreise der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, welche ihn bald in den Vorstand berief, beim deutschen Abend, Alldeutschen Verband sowie vielen nationale und Wohlfahrtsbestrebungen machten ihn bekannt.

Als Anerkennung hierfür wurde er 1899 in die Bürgerschaft gewählt. [1]

Im September des Jahres 1904 wurde das Bürgerschaftsmitglied zum Senator der Stadt erwählt. Anders als sonst üblich gestaltete sich der Verlauf der Dinge. Da der Neuerwählte sich zu jenem Zeitpunkte auf einer Reise in Amerika befand, musste er telegraphisch befragt werden. Der präsidierende Bürgermeister, Dr. Klug, hielt somit erst 24 Stunden später Neumanns Bereitwilligkeitserklärung in seinen Händen.[2]

und dort zunächst Mitglied der Justizkommission und stellvertretender Polizeiherr, Mitglied im Stadt- und Landamt sowie Vorsitzender der Militärkommission. Den Vorsitz der Finanzbehörde hatte er 1917-1920, im Kirchenrat seit 1919, um nur einige zu nennen. 1921 wurde der deutschnational eingestellte, aber parteilose Neumann als Nachfolger von Emil Ferdinand Fehling zum Bürgermeister der Stadt gewählt.

Neumann geriet in einen um 1924 eskalierenden politischen Konflikt mit der Lübecker SPD unter dem Reichstagsabgeordneten Julius Leber. Mit einer Volksabstimmung sollte die Verlängerung seiner Amtszeit als Bürgermeister verhindert werden. Dieser Versuch scheiterte jedoch mit einem eindrucksvollen Vertrauensbeweis des Wählers.

Um den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zu einem Besuch Lübecks zu bewegen, sandte er ihm eine Einladung zu den 700-Jahrfeierlichkeiten der Reichsfreiheit Lübecks. Die Einladung wurde nicht angenommen und Lübeck war eines der wenigen Länder des Reiches die nie von dem Präsident besucht wurden.[3]

Zu jenen Feierlichkeiten war Neumann aber bereits nicht mehr im Amt. Aufgrund von Pressemitteilungen über seine Bekanntschaft mit dem Vorsitzenden des Alldeutschen Verbandes, Heinrich Claß, der diesen in seine Pläne eines Reichsputsches eingeweiht haben soll, trat Neumann nach einem Misstrauensvotum in der Bürgerschaft am 2. Juni 1926 als Bürgermeister zurück. Zu seinem Nachfolger wurde der sozialdemokratische Senator Paul Löwigt gewählt.[4] Folge des Rücktritts Neumanns war die Entstehung einer neuen Partei in Lübeck, des Hanseatischen Volksbundes, der noch im gleichen Jahr die SPD bei den Bürgerschaftsmandaten aus dem Stand überflügelte. Die heutige Rathenaustraße am Stadtpark wurde nach Neumanns Tod von 1933 bis 1945 in Bürgermeister-Neumann-Straße umbenannt.

Neumann war 1907-1909 Direktor der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkei. Neben seiner politischen Tätigkeit in der Lübecker Verwaltung war er 1917-18 im besetzten Riga Berater des Zivilgouvernements in allgemeinen, politischen und handelspolitischen Fragen.[5] Wegen seiner Verdienste bei der Ablösung des Landesherrlichen Kirchenregiments des Senats durch die neue Kirchenverfassung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lübeck von 1921 erhielt er von der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel den Ehrendoktor der Theologie; er war ab 1921 Vorsitzender des Hansischen Geschichtsvereins.

Literatur

  • Abram Enns: Kunst und Bürgertum – Die kontroversen zwanziger Jahre in Lübeck. Christians – Weiland, Hamburg – Lübeck 1978, ISBN 3-7672-0571-8
  • Emil Ferdinand Fehling, Lübeckische Ratslinie, Lübeck 1925, Nr. 1029
  • Hermann Christern: Neumann, Johann Martin Andreas. In: Hermann Christern (Hrsg.): Deutsches Biographisches Jahrbuch. Band 10, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart, Berlin [u. a.] 1928

Belege

  1. Vaterländische Blätter (illustrierte Unterhaltungsbeilage der Lübeckischen Anzeigen); Lübeck, den 19. Dezember 1920, Nr. 6 – Artikel zur Bürgermeisterwahl vom 1. Dezember
  2. Vaterstädtische Blätter; Lübeck, den 4. September 1904, Artikel: Neuwahl eines Senatsmitglieds
  3. Prof. Dr. Gerhard Ahrens; Hindenburgs Bruder liegt auf dem Burgtorfriedhof in Lübeckische Blätter 21/2010
  4. Ausführlich bei Graßmann: Lübeckische Geschichte, S. 692 ff.
  5. Die Deutschen wollten dort zum Ende des Ersten Weltkrieges ein Vereinigtes Baltisches Herzogtum gründen.

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