Johann Strauss (Vater)

Johann Strauss (Vater)
Johann Strauss Vater, Lithographie von Joseph Kriehuber, 1835

Johann Baptist Strauss (* 14. März 1804 in der Leopoldstadt, heute Wien; † 25. September 1849 in Wien) war österreichischer Komponist und Kapellmeister. Um Verwechslungen mit seinem gleichnamigem Sohn, dem „Walzerkönig“, zu vermeiden, wird er zumeist als Johann Strauss Vater bezeichnet. Obwohl der Name „Strauss“ in modernen Nachschlagewerken häufig mit „ß“ zu finden ist, schrieb Strauss selbst seinen Namen immer mit „ss“ in der Schreibweise „Strauſs“ mit langem und rundem „s“. [1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war der Sohn eines Wirtes (der sich 1816 selbst tötete) und trat schon recht früh im Schankterzett auf. Im Jahr 1817 begann er eine Buchbinderlehre und legte auch die Gesellenprüfung ab. 1824 wurde er zu den Hoch- und Deutschmeistern eingezogen, auch dort war er als Musiker aktiv.

Er erhielt Unterricht im Violinspiel (bei Michael Pamer und Johann Polischansky) und in Musiktheorie (bei Ignaz von Seyfried). Er spielte gemeinsam mit Josef Lanner in der Kapelle der Brüder Scholl. Lanner gründete 1825 eine eigene Kapelle, in der zunächst auch Strauss spielte. Sie gingen aber bald wieder getrennte Wege. Strauss konnte zu dieser Zeit noch keine eigene Kapelle gründen, da ihm dies durch einen Vertrag mit seinem Schwiegervater Josef Streim verboten war.

1826 trat er erstmals öffentlich als Komponist in Erscheinung, und 1827 konnte er endlich sein eigenes Unternehmen gründen. Er trat in diversen Lokalen – darunter Zum Sperl – in der Leopoldstadt auf und wurde 1832 Leiter der Kapelle des 1. Bürgerregiments und 1835 Hofballmusikdirektor. Verschiedene Konzertreisen führten ihn mit seinem inzwischen größeren Orchester nach Deutschland, Paris und London.

1834 zog er in das sogenannte Hirschenhaus in der Leopoldstadt, wo er vier Wohnungen für sich und seine Familie anmietete, darunter eine, die nur für seine Arbeit bestimmt war.

Johann Strauss war zwar mit der Wirtstochter Maria Anna Streim verheiratet, verließ aber seine Familie und lebte danach in einer Lebensgemeinschaft mit der Modistin Emilie Trampusch, mit der er acht Kinder hatte. Seine drei überlebenden Söhne von Maria Anna – Johann Strauss, Josef Strauss und Eduard Strauß – wurden ebenfalls Musiker. Sein Sohn Johann wurde – von seiner Mutter massiv unterstützt – ab 1843 ein ernsthafter Konkurrent seines Vaters. 1849 starb Johann Strauss in Emilie Trampuschs Wohnung in der Kumpfgasse (heute 1. Bezirk) an Scharlach. Er wurde am alten Döblinger Friedhof beigesetzt, der später aufgelassen wurde. Am 13. Juni 1904 wurden er und Lanner nebeneinander auf den Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 A, Nummer 15, Lanner: Nummer 16) in Ehrengräber umgebettet. Ihre alten Grabsteine wurden bei der Gestaltung des 1928 an Stelle des Friedhofs eröffneten Strauß-Lanner-Parks mit einbezogen.

Werke

Johann Strauss schrieb 152 Walzer, 32 Quadrillen, 13 Polkas und 18 Märsche. Sein bekanntestes Werk ist der „Radetzkymarsch“, sein wohl gelungenster Wiener Walzer sind die Loreley-Rheinklänge.

Die Wienbibliothek im Rathaus bietet auf ihrer Website digitale Kopien von 84 Werken Strauss Vaters an.

Märsche

Quadrillen

  • Jubel-Quadrille op. 130

Polka

  • Seufzer-Galopp op. 9
  • Chinesischer-Galopp op. 20
  • Einzugs-Galopp op. 35
  • Sperl-Galopp op. 42
  • Fortuna-Galopp op. 69
  • Reise-Galopp op. 85
  • Ballnacht-Galopp op. 86
  • Jugendfeuer-Galopp op. 90
  • Cachucha-Galopp op. 97
  • Indianer-Galopp op. 111
  • Sperl-Polka op. 133
  • Beliebte Annen-Polka op. 137
  • Salon-Polka op. 161
  • Eisele und Beisele Sprünge op. 202
  • Kathinka-Polka op. 218
  • Wiener Kreuzer-Polka op. 220
  • Piefke und Pufke Polka op. 235
  • Alice-Polka op. 238
  • Damen-Souvenir-Polka op. 236
  • Exeter Polka op. 249

Walzer

  • Täuberln-Walzer op. 1 (1826)
  • Döblinger Reunion-Walzer op. 2 (1826)
  • Wiener Carneval op. 3 (1827)
  • Kettenbrücken-Walzer op. 4 (1827)
  • Gesellschaftwalzer op. 5 (1827)
  • Wiener-Launen-Walzer op. 6 (1817)
  • Charmant-Walzer op. 31 (1829)
  • Benifice-Walzer op. 33 (1830)
  • Gute Meinung für die Tanzlust op. 34 (1830)
  • Tivoli-Rutsch Walzer op. 39 (1830)
  • Vive la Danse! op. 47 (1831)
  • Heiter auch in ernster Zeit op. 48 (1831)
  • Das Leben ein Tanz oder Der Tanz ein Leben! Walzer op. 49 (1832)
  • Bajaderen Walzer op. 53
  • Mein schönster Tag in Baden op. 58 (1835)
  • Gabrielen-Walzer op. 68
  • Elisabethen-Walzer op. 71
  • Rosa-Walzer op. 76 (1836)
  • Zweyte Walzer-Guirlande op. 77 (1835)
  • Huldigungs-Walzer op. 80 (1836)
  • Philomelen-Walzer op. 82 (1835)
  • Brüssler Spitzen op. 95 (1837)
  • Ball-Racketen op. 96 (1837)
  • Paris-Walzer op. 101 von 1838, er enthält eine Dreivierteltaktversion der Marseillaise in der Coda
  • Freuden-Grüsse… op. 105 (1839)
  • Wiener Gemüths-Walzer op. 116 (1840)
  • Cäcilien-Walzer op. 120 (1839)
  • Apollo-Walzer op. 128 (1839)
  • Adelaiden-Walzer op. 129 (1841)
  • Egerien-Walzer op. 134 (1842)
  • Lorelei Rhein Klänge op. 154 (1843)
  • Geheimnis aus der Wiener-Tanzwelt op. 176 (1845)
  • Herztöne-Walzer op. 203
  • Helenen-Walzer op. 204 (1848)
  • Die Friedensboten op. 241

Anmerkungen

  1. http://www.johann-strauss.at/wissen/ss.shtml

Siehe auch

Literatur

  • Michael Lorenz: Familie Trampusch – geliebt und totgeschwiegen. Vortrag am 9. März 2004 beim Symposium „Tanz-Signale“ des Wiener Instituts für Strauss-Forschung. Veröffentlicht in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, Bd. 62/63, (2006/2007), Verein für Geschichte der Stadt Wien, Wien 2011, S. 135-49. Aufsatz online
  • Hans Werner Bousska: Führn’s mi hinaus. hinaus aufs Tivoli zum Strauß … Johann Strauß (Vater) und das Tivoli in Meidling, Blätter des Meidlinger Bezirksmuseums, Wien 1999, Heft 48.
  • Eusebius Mandyczewski: Johann Strauß (Vater). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 548–550.
  • Strauß, Johann I Vater. In: Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 39. Band, Wien 1879

Weblinks


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