Johannes-Peter Timm

Johannes-Peter Timm
Johannes-Peter Timm 2008

Johannes-Peter Timm (* 7. November 1942 in Baden-Baden), Alternativname: Hannespeter Timm[1], war bis zu seiner Emeritierung im Herbst 2000 Professor für Angewandte Linguistik und Fremdsprachendidaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Timm wuchs in Villingen im Schwarzwald auf. Nach dem Abitur 1962 studierte er Anglistik (bei Herbert Pilch u.a.), Romanistik (bei Hugo Friedrich, Helmut Lüdtke und Olaf Deutschmann), Philosophie und Pädagogik (bei Eugen Fink) in Freiburg im Breisgau und Bristol (England). 1967 bzw. 1969 legte er das 1. und 2. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab und war von 1969 bis 1970 Hochschulassistent für Englisch und Französisch an der Pädagogischen Hochschule Lörrach. 1979 promovierte er an der Universität-Gesamthochschule Essen bei Werner Hüllen mit den Fächern Anglistik, Romanistik und Pädagogik zum Dr. phil. Schon 1970 wurde er als Dozent für Englisch an die Pädagogische Hochschule Heidelberg berufen. Von 1971 bis 1974 leitete er die Fachbereichskommission Englisch der Integrierten Gesamtschule Mannheim-Herzogenried. 1974 erfolgte die Ernennung zum Professor für Angewandte Sprachwissenschaft und Fremdsprachendidaktik. 1979 bis 1980 war er Stellvertretender Leiter, 1981 bis 1985 Leiter des Fachbereichs II der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, 1989 Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung (DGFF). In diesem Kontext erarbeitete er zusammen mit Helmut Johannes Vollmer eine systematische Konzeption der Fremdsprachenforschung als Oberbegriff für die Disziplinen der Fremdsprachendidaktik, Sprachlehrforschung und Zweitsprachenerwerbsforschung.[2] Seit Herbst 2000 ist Timm im Ruhestand, seit Ende 2007 lebt er in Regensburg.[3]

Forschungsschwerpunkte

In seinen Veröffentlichungen bewegte sich Timm von einer formalen zu einer sprachverwendungsorientierten Linguistik und von einer schulbezogenen Angewandten Linguistik zu einer Fremdsprachendidaktik, die ihr Hauptaugenmerk nicht auf unterrichtliche Lehrverfahren richtet, sondern auf die Förderung unterrichtlicher Lernprozesse in einem handlungsorientierten Unterricht.[4] In diesem Kontext prägte er den Begriff der Lernorientierung in der Fremdsprachendidaktik.[5]

Timms Forschungsschwerpunkte lagen in den Bereichen Grammatikunterricht, Ganzheitlichkeit, Handlungsorientierung, Interlanguage sowie Umgang mit Schülerfehlern. Seine Bücher zu einem ganzheitlichen und handlungsorientierten Fremdsprachenunterricht sind Standardliteratur in der Aus- und Fortbildung von Fremdsprachenlehrern.

Schriften

  • Pragmatisch-kommunikative Grammatik im Englischunterricht. Theorie und Praxis der Unterrichtsplanung. Hueber, München 1979. ISBN 3-19-026732-4
  • mit Gerhard Bach (Hg.): Fremdsprachenunterricht im Wandel. Pädagogische Hochschule – Institut für Weiterbildung, Heidelberg 1989. ISBN 3-9801530-2-9
  • mit Gerhard Bach (Hg.): Englischunterricht. Grundlagen und Methoden einer handlungsorientierten Unterrichtspraxis (1. Aufl. 1989). A. Francke/UTB, Tübingen, 4., vollst. überarb. und erweit. Auflage 2009. ISBN 978-3-7720-8340-2 (UTB: ISBN 978-3-8252-1540-8).
  • mit Helmut Johannes Vollmer (Hg.): Kontroversen in der Fremdsprachenforschung. Kongressdokumentation des 14. Kongresses für Fremdsprachendidaktik, Essen 1991. Brockmeyer, Bochum 2003. ISBN 3-8196-0148-1
  • (Hg.): Ganzheitlicher Fremdsprachenunterricht. Deutscher Studien Verlag, Weinheim 1995. ISBN 3-89271-535-1
  • (Hg.): Englisch lernen und lehren. Didaktik des Englischunterrichts. Cornelsen, Berlin 1998 (8. Druck 2011). ISBN 978-3-464-00619-1
  • (Hg.): Fremdsprachenlernen und Fremdsprachenforschung: Kompetenzen, Standards, Lernformen, Evaluation. Festschrift für Helmut Johannes Vollmer. Narr, Tübingen 2006. ISBN 3-8233-6235-6

Literatur

Festschrift zum 60. Geburtstag:

  • Claudia Finkbeiner (Hg.): Wholeheartedly English: A Life of Learning. Festschrift for Johannes-Peter Timm. Cornelsen, Berlin 2002. ISBN 3-464-37130-1[6]

Einzelnachweise

  1. Hannespeter Timm: ‘La fille que j’aimerons ... La fille que j’aimera’ – Über die Subjektivität der Personen in Jacques Brels Chanson ‘La Bourrée du Célibataire’. Die Neueren Sprachen, Bd. 70, 1971, S. 63-68. - Quelle: Website J.-P. Timm
  2. Willis Edmondson, Juliane House: Einführung in die Sprachlehrforschung. Tübingen, Basel: Francke, 3. Aufl. 2006, S. 15. - Vgl. Johannes-Peter Timm, Helmut J. Vollmer: Fremdsprachenforschung: Zur Konzeption und Perspektive eines Wissenschaftsbereichs. In: Zeitschrift für Fremdsprachenforschung, Jg. 4 (1993), Heft 1, S. 1-47.
  3. Webseite J.-P. Timm sowie Personenartikel in Wer ist wer? – Das deutsche Who’s Who. 45. Auflage. Schmidt-Römhild, Lübeck 2006, Kürschners deutscher Gelehrten-Kalender. 21. Auflage. K. G. Saur, München 2007 und Wilfried Kürschner (Hg.): Linguisten-Handbuch. Narr, Tübingen 1994
  4. Johannes-Peter Timm: Wandlungen im Selbstverständnis eines Angewandten Linguisten. In: Gerhard Bach, Johannes-Peter Timm (Hg.): Fremdsprachenunterricht im Wandel. Pädagogische Hochschule Heidelberg – Institut für Weiterbildung, 1989. S. 35–42 sowie die Darstellung der Entwicklung seiner fachdidaktischen Position auf der Website J.-P. Timm, Pädagogische Hochschule Heidelberg
  5. Johannes-Peter Timm: Lern- und Prozessorientierung des Unterrichts. In: Johannes-Peter Timm (Hg.): Englisch lernen und lehren. Didaktik des Englischunterrichts. Cornelsen, Berlin 1998. S. 9 f.
  6. Markus Knierim: A Life of Learning. In: publik. 09/2002, S. 5 (PDF-Datei, 63 kB)

Weblinks


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