Johannes Fabricius Montanus

Johannes Fabricius Montanus

Johannes Fabricius Montanus, (eigentlich Johannes F. Schmid) * im Herbst 1527 in Bergheim (Haut-Rhin)/Oberelsaß; † 5. September 1566 in Chur) war ein reformierter Geistlicher, Dichter und Universalgelehrter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde als Sohn des Metzgers Jakob Schmid und Klara Jud im elsässischen Bergheim geboren. Seine schulische Ausbildung begann er mit sieben Jahren in Zürich beim Bruder seiner Mutter, dem Reformator Leo Jud. Er wechselte nach Basel und dann nach Straßburg, wo zu dieser Zeit der protestantische Reformator Martin Bucer wirkte. Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt im heimatlichen Zürich nahm er schließlich 1545 ein Theologiestudium an der Universität Marburg auf, wo unter anderen der reformierte Theologe Andreas Hyperius zu seinen Lehrern zählte. Sein dortiger Freundeskreis, darunter der bedeutende neulateinische Dichter Petrus Lotichus, führte ihn in die Dichtkunst ein und weckte zugleich sein Interesse für Botanik.

Mit Lottichus wechselte er 1546 an die Universität Wittenberg, um dort die Vorlesungen von Philipp Melanchthon zu hören und besuchte bei dieser Gelegenheit auch kurz Joachim Camerarius den Älteren in Leipzig. Nach Abschluss seines Studiums kehrte er 1547 nach Zürich zurück, erhielt dort eine Stelle als Lehrer an der Großmünsterschule und wurde 1551 zum deren Rektor. Für seine erfolgreiche Arbeit wurde ihm dort das Zürcher Bürgerrecht verliehen. Er pflegte Kontakte zu seinem ehemaligem Lehrer, dem Hebraisten Konrad Pelikan und dem Arzt und Naturforscher Conrad Gesner. Er verfasste unter anderem eine Elegie auf Wilhelm Tell ("De Wilhelmo Thellio elegia"). 1557 wurde er, wohl auf Grund seiner Zürcher Leistungen und auf Empfehlung des Zürcher Reformators Heinrich Bullinger, Nachfolger des Churer Stadtpredigers Johannes Comander.

Hier trug er zur Verbreitung des reformierten Glaubens in Graubünden, besonders im Prättigau bei, das sich mit seinen Pässen im Spannungs- und Einflussfeld der rivalisierenden katholischen Mächte Spanien und Frankreich befand. Neben seiner Tätigkeit als Geistlicher, die nicht frei von Rückschlägen war – so scheiterte sein Versuch zur Säkularisierung des Bistums Chur – widmete er sich auch hier der literarischen Tätigkeit. Gleichzeitig führte er in der dortigen Hochgebirgswelt botanische Exkursionen, deren Ausbeute er an Gesner nach Zürich sandte. Als in Chur die Pest ausbrach, weigerte er sich, seine Gemeinde im Stich zu lassen; schließlich wurde er selbst ein Opfer der Seuche. Er starb als wichtiger Bündner Reformator und als ein bedeutender Poet seiner Zeit.

Werkauswahl

  • Differentiae animalium quadrupendum. Zürich 1555
  • Poemata. Zürich 1556
  • De itinere ad montem Utliacum. 1551
  • Sobrietatis oratio invectiva in Ebrietatem. Zürich 1555
  • De Providentia Dei. Basel 1563
  • Methodus studiorum. Zürich 1617

Ausgaben

  • De Wilhelmo Thellio Elegia. In: Festgruß der Universitätsbibliothek Basel zur Jubelfeier der historisch- antiquarischen Gesellschaft. Basel 1886
  • Theodor Vulpinus: Der lateinische Dichter Johannes Fabricius Montanus. Straßburg 1894 (Übersicht und Kommentar zweier aufschlussreicher Autobiographien; S. 3 Werkverzeichnis)
  • Harry C. Schnur: Lateinische Gedichte deutscher Humanisten. Stuttgart 1978, S. 128-139 (*De Wilhelmo Thellio Elegía mit Übersetzung)
  • Heinz Schmitz (Hg.): Arkad. Uetliberg, Theodori Collini De itinere ad Montem Utliacum. Zürich 1978 (mit Übersetzung)

Literatur

Weblinks


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