Johannes Geibel

Johannes Geibel
Johannes Geibel, porträtiert von Friedrich Carl Gröger

Johannes Geibel (* 1. April 1776 in Hanau, Hessen; † 23. Juli 1853 in Lübeck) war ein deutscher evangelisch-reformierter Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Titelblatt von Geibels Predigt Ermunterung zur Verläugnung des ungöttlichen Wesens (1806)

Nachdem er das Gymnasium zu Hanau besucht hatte, ging er 1793 an die Universität Marburg. 1795 wurde er Hauslehrer in Kopenhagen, 1797 ging er nach Lübeck, wo er nach einem halben Jahr als Vikar die Pastorenstelle der Reformierten Kirche in der Königstraße als Nachfolger Butendachs antrat. Während der Lübecker Franzosenzeit gelang es ihm, die Lübecker reformierte Gemeinde zu erhalten. Seiner Predigten wegen galt er als einer der charismatischten Geistlichen seiner Zeit. Obwohl die reformierte Gemeinde nur klein und immer noch nicht gleichberechtigt war, wurde Geibel einer der wichtigsten Erneuerer des geistlichen und geistigen Lebens in Lübeck. Geibel sammelte um sich einen einflussreichen Kreis, zu dem unter anderem der Jurist Carl Wilhelm Pauli, der der Gemeinde ein eigenes Gesangbuch stiftete, der preußische Gesandte Platzmann, der Bürgermeister Christian Adolph Overbeck, der russische Generalkonsul Gotthard Emanuel von Aderkas, der Mineraloge Johannes Menge, der aus Begeisterung für Geibel nach Lübeck zog, eine Tochter von Matthias Claudius und viele mehr gehörten.[1]

Durch den Austausch mit Friedrich Schleiermacher, Gottfried Menken und besonders Friedrich Heinrich Jacobi wandelte sich seine Theologie vom Rationalismus zur Betonung der unmittelbaren Erfahrung der Gnade. 1817 erhielt er auf Vorschlag Schleiermachers den theologischen Ehrendoktor der Universität Berlin.

1826 konnte er den Neubau der Reformierten Kirche einweihen, mit der die reformierte Gemeinde erstmals ein eigenes Kirchgebäude in den Mauern der Stadt erhielt. Er engagierte sich in der Freimaurerloge Zum Füllhorn, in der von ihm 1814 mitbegründeten Lübecker Bibelgesellschaft und im Missionverein.

Seinen Ruhestand verlebte Geibel von 1847 bis 1853 in Detmold. Von der Familie schwer krank nach Lübeck zurückgeholt, starb er hier noch im Sommer 1853.

Geibel war seit 1799 verheiratet mit Elisabeth Louise Ganslandt (1778–1841), der Schwester von Röttger Ganslandt. Das siebte seiner acht überlebenden Kinder (zwei weitere starben früh) war der Schriftsteller und Übersetzer Emanuel Geibel.

Bildnis nach dem Porträt von Gröger durch Auguste Hüssener (1831)

Bildnis

Von Johannes Geibel ist ein 1830 von Friedrich Carl Gröger in Öl gefertigtes Porträt im Besitz der Reformierten Kirche in Lübeck erhalten. Nach diesem wurden ein Stich von Auguste Hüssener (1831) und ein Litho Ch. W. Wollien gefertigt. Sein Sohn Emanuel Geibel setzte ihm mit einem Gedicht[2] ein gleichwertiges lyrisches Bildnis:

Ernst nur hab' ich den Vater gekannt, und des hohen Berufes
Pflicht nur lebend, der Hirt seiner Gemeinde zu sein.
Streng schriftgläubig, doch mild und jeder Verketzerung abhold,
Übt' er, sich selber getreu, freudig der Lehre Gebot;
Stritt um die Form des Bekenntnisses nie und achtet' als Bruder
Jeglichen, der sein Heil bei dem Erlöser gesucht.
Echt war alles an ihm, und der Glaube des Herzens verlieh ihm,
Wenn er die Kanzel betrat, stets das begeisterte Wort,
Daß er mit siegender Kraft die erschütterten Hörer dahinriß,
Sanft jetzt ermahnend und jetzt stark wie ein alter Prophet.

Werke

  • Des Glaubens weltüberwindende Kraft. Eine Predigt. Lübeck: Möller 1810
Digitalisat des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Prüfet Alles und behaltet das Gute: Reden für evangelische Freiheit und Wahrheit. Lübeck: Jenssen 1818
Digitalisat des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Christus allein. Eine Gastpredigt über 1. Kor. 2,2 gehalten am 17. Julius 1831 in der evangelisch-reformirten Kirche zu Braunschweig. Als Beilage: Rede bei der Ordination seines Sohnes Carl Geibel ... gehalten zu Lübeck ... 1830. Lübeck: Möller 1831
Digitalisat des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Johannes Geibel – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Nach August Zahn (Lit.), S. 545
  2. Zitiert nach Otto A. Bode: Aus der Geschichte der evangelisch-reformierten Gemeinde zu Lübeck in Lübecker Jahrbuch 1925 S.57ff.(72).

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