Johannes Hessen

Johannes Hessen

Johannes Hessen (* 14. September 1889 in Lobberich; † 2. September 1971 in Bad Honnef) war ein deutscher Philosoph und römisch-katholischer Theologe.

Leben

Hessen stammte aus einer Bauernfamilie und studierte nach dem Abitur am Collegium Augustinianum Gaesdonck in Münster Theologie und Philosophie. Nach der Priesterweihe 1914 in Münster war Hessen in Duisburg und Lette als Seelsorger tätig. 1916 wurde er in Münster mit einer Arbeit über Die Begründung der Erkenntnis nach dem hl. Augustinus zum Dr. theol. promoviert. Zwei Jahre später folgte in Würzburg die philosophische Promotion über Die Religionsphilosophie des Neukantianismus.

Die Begegnung mit Max Scheler im Winter 1918/19 war für Hessen von großer Bedeutung: Er habilitierte sich in Köln bei dem damals weithin bekannten Philosophen und bekam 1921 die Lehrerlaubnis für das Fach Philosophie verliehen. Damit begann Hessens rege Lehr- und Forschungstätigkeit, die sich nicht zuletzt in einer immensen Vielzahl von Schriften manifestiert. Ein Ordinariat, also einen Lehrstuhl an einer Universität hatte Hessen dabei nie inne.

Weil Hessen sich in seinem Denken vor allem an Augustinus ausrichtete, während die zeitgenössische Theologie sich vor allem auf Thomas von Aquin berief, geriet er rasch in Modernismusverdacht. Die Auseinandersetzung mit kirchlichen Stellen führte 1928 zum Verbot von Hessens Büchern Die Weltanschauung des Thomas von Aquin und Erkenntnistheorie durch die Bischöfe von Köln und Münster. Der Kölner Kardinal Karl Joseph Schulte suspendierte Hessen danach sogar als außerordentlicher Professor, was sich aber juristisch letztlich nicht durchsetzen ließ.

Hessens Orientierung an den Werten der abendländischen Tradition und seine Ablehnung des Sozialdarwinismus und anderer Ideologeme des Nationalsozialismus, brachten ihn rasch in Gegensatz zu der seit 1933 herrschenden Diktatur. Als Folge wurde ihm die venia legendi entzogen, sein Gehalt wurde einbehalten, drei seiner Bücher wurden eingezogen, er erhielt Redeverbot, und man drohte ihm schließlich mit dem Konzentrationslager. Daraufhin begab Hessen sich in eine Art innerer Emigration nach Aegidienberg im Siebengebirge, wo er sein dreibändiges Lehrbuch der Philosophie schrieb, das dann erst 1947-50 erscheinen konnte.

Nach dem Krieg musste Hessen neun Jahre, bis 1954, warten, bis er seinen Wiedergutmachungsbescheid bekam, und das auch erst, nachdem sich bekannte Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer, Romano Guardini oder Karl Jaspers für ihn eingesetzt hatten. In der jungen Bundesrepublik trat Hessen auch als Gegner der Wiederbewaffnung hervor.

Papst Paul VI. ernannte Hessen anlässlich dessen 80. Geburtstages 1969 zum Päpstlichen Ehrenprälaten. Am 2. September 1971 starb Hessen und wurde in Aegidienberg begraben.

Werke

  • Die Begründung der Erkenntnis nach dem hl. Augustinus. Münster: Aschendorff 1916. (Theol. Dissertation.)
  • Die Absolutheit des Christentums. Köln: Bachem 1917.
  • Mercier als Philosoph. Mönchengladbach: Sekretariat Sozialer Studentenarbeit 1918.
  • Die Religionsphilosophie des Neukantianismus. Freiburg i. Br.: Herder 1919. (Philosophische Dissertation.)
  • Die unmittelbare Gotteserkenntnis nach dem hl. Augustinus. Paderborn: Schöningh 1919.
  • Der augustinische Gottesbeweis. Münster: Schöningh 1920.
  • Augustinische und thomistische Erkenntnislehre. Paderborn: Schöningh 1921.
  • Hegels Trinitätslehre. Freiburg i. Br.: Herder 1922.
  • Patristische und scholastische Philosophie. Breslau: Hirt 1922.
  • Die philosophischen Strömungen der Gegenwart. Kempten: Kösel 1922.
  • Die Kategorienlehre Eduard von Hartmanns und ihre Bedeutung für die Gegenwart. Leipzig: Meiner 1924
  • Augustinus und seine Bedeutung für die Gegenwart. Stuttgart: Strecker & Schröder 1924.
  • Gotteskindschaft. Breslau: Franke 1924.
  • Erkenntnistheorie. Berlin und Bonn: Dümmler 1924.
  • Die Weltanschauung des Thomas von Aquin. Stuttgart: Strecker & Schröder 1926.
  • Unser Vater. Rottenburg: Bader 1926.
  • Das Kausalprinzip. Augsburg: Filsei 1928.
  • Augustinus Metaphysik der Erkenntnis. Berlin und Bonn: Dümmler 1931.
  • Christus der Meister des Lebens. Breslau: Franke 1931.
  • Das Substanzproblem in der Philosophie der Neuzeit. Berlin und Bonn: Dümmler 1932.
  • Die Methode der Metaphysik. Berlin und Bonn: Dümmler 1932.
  • Der Sinn des Lebens. Köln: Selbstverlag 1933.
  • Von der vollkommenen Freude. Breslau: Franke 1934.
  • Licht, Liebe, Leben. Wiesbaden: Matthias-Grünewald-Verlag 1935.
  • Der deutsche Genius und sein Ringen um Gott. Köln: Selbstverlag 1936.
  • Von Gott kommt uns ein Freudenlicht. Breslau: Franke 1936.
  • Briefe an Suchende, Irrende, Leidende. Regensburg: Pustet 1936.
  • Die Geistesströmungen der Gegenwart. Freiburg i. Br.: Herder 1937.
  • Wertphilosophie. Paderborn: Schöningh 1937.
  • Die Werte des Heiligen. Eine neue Religionsphilosophie. Regensburg: Pustet 1938.
  • Platonismus und Prophetismus. Die antike und die biblische Geisteswelt in strukturvergleichender Betrachtung. München: Reinhardt 1939.
  • Das Herrngebet. München: Ars sacra 1940.
  • Die Ewigkeitswerte der deutschen Philosophie. Hamburg: Hoffmann & Campe 1942.
  • Gott im Zeitgeschehen. Bonn: Schwippert 1946.
  • Der geistige Wiederaufbau Deutschlands. Reden über die Erneuerung des deutschen Geisteslebens. Stuttgart: Schröder 1946.
  • Luther in katholischer Sicht. Bonn: Röhrscheid 1947.
  • Die Frohbotschaft für die Menschen von heute. Essen: Chamier 1947.
  • Von der Aufgabe der Philosophie und dem Wesen des Philosophen. Heidelberg: Winter 1947.
  • Existenzphilosophie. Essen: Chamier 1947.
  • Lehrbuch der Philosophie, I. Bd.: Wissenschaftslehre. München: Reinhardt 1947.
  • Die Philosophie des hl. Augustinus. Nürnberg: Glock & Lutz 1947.
  • Lehrbuch der Philosophie, II. Bd.: Wertlehre. München: Reinhardt 1948.
  • Religionsphilosophie, I. Bd. Methoden und Gestalten der Religionsphilosophie; II. Bd.: System der Religionsphilosophie. Essen: Chamier 1948.
  • Max Scheler. Eine kritische Einführung in seine Philosophie. Essen: Chamier 1948.
  • Wesen und Wert der Philosophie. Nürnberg: Glock & Lutz 1948.
  • Lehrbuch der Philosophie, III. Bd.: Wirklichkeitslehre. München: Reinhardt 1949.
  • Geistige Kämpfe der Zeit im Spiegel eines Lebens. Nürnberg: Glock und Lutz 1959. (Autobiographie.)
  • daneben zahlreiche Artikel und Aufsätze

Weblinks


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