- Jonathan Pollard
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Jonathan Jay Pollard (* 7. August 1954 in Galveston, Texas, hebräisch יונתן פולארד) ist ein US-amerikanischer, israelischer Staatsbürger, der 1987 wegen Spionage für den israelischen Geheimdienst Lakam zu lebenslanger Haft in den Vereinigten Staaten verurteilt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Spionageaffäre
Pollard arbeitete seit September 1979 als Nachrichtenoffizier für die amerikanische Navy. Seine Vorgesetzten begannen ihm zu misstrauen, weil wiederholt geheime Dokumente in seinem Büro gefunden wurden, die nicht mit seiner aktuellen Arbeit in Beziehung standen. Das FBI wurde hinzugezogen und mit Ermittlungen beauftragt. Im November 1985 wurde Pollard vom FBI befragt. Wenige Tage später, am 21. November 1985, beantragte er Asyl für sich und seine Frau bei der israelischen Botschaft. Die Botschaft verweigerte dies jedoch, und Pollard und seine Frau wurden von FBI-Beamten verhaftet.
Pollard bekannte sich vor Gericht schuldig, wodurch es nach den Regeln des angelsächsischen Rechts nicht zu einer Verhandlung der Details seines Falles kam. Am 4. Juni 1986 wurde Pollard der Spionage für schuldig befunden und am 4. März 1987 zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt. Derzeit befindet er sich immer noch im Gefängnis. Seine Frau, Anne Henderson-Pollard, wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt und 1989 freigelassen.
Im Februar 1996 wurde ihm die israelische Staatsbürgerschaft verliehen. Die israelische Regierung bat wiederholt um seine Freilassung. Der damalige Ministerpräsident Israels, Benjamin Netanjahu, gab 1998 zu, dass Pollard als Spion für Israel tätig gewesen war. Jonathan Pollard und Anne wurden später geschieden. Jonathan heiratete im Gefängnis Esther Zeitz. Am 21. Oktober 2006 wurde Pollard von der israelischen Siedlung Bet El die Ehrenbürgerschaft verliehen. Der Jerusalemer Stadtrat benannte einen Platz nach Jonathan Pollard.[1]
2011 bat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einem Brief den US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama um Begnadigung von Pollard aus humanitären Gründen.[2][3]
Bedeutung
Die Spionage-Affäre belastete die Beziehungen der USA zu Israel, vor allem weil Israel durch Pollards Tätigkeit über die Identität von mehr als hundert CIA-Agenten informiert wurde. Weil die Gefahr besteht, dass in der israelischen Regierung zum Beispiel russische Spione tätig sind - welche Pollards Wissen weiterleiten - kann es sein, dass die geheimdienstliche Arbeit der USA auf schwerste Weise geschädigt wurde. Offenbar wurden einige US-Agenten im Ostblock in Folge von Pollards Aktivitäten hingerichtet. Der US-amerikanische Journalist und Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh veröffentlichte im New Yorker sogar die Vermutung[4], dass die israelische Regierung Geheiminformationen, die sie von Pollard erhalten hatte, an die Sowjetunion weitergegeben hat - im Austausch für Ausreisebewilligungen jüdischer Sowjetbürger nach Israel.
Den wiederholten Bitten der israelischen Regierung um Freilassung traten viele Menschen entgegen. Bekanntestes Beispiel ist der ehemalige CIA-Chef George Tenet, der mit seinem Rücktritt für den Fall der Freilassung Pollards drohte.
Sowohl in den USA als auch in Israel wurde von jüdischer Seite immer wieder erklärt, Jonathan Pollard sei der heutige Alfred Dreyfus, ein jüdischer Offizier, welcher im Frankreich des 19. Jahrhunderts wegen gefälschter Beweise vor Gericht gestellt wurde. Daher sei Pollard als Opfer zu betrachten. Tatsache ist aber, dass die Ermittlungen gegen ihn bewusst verzögert wurden, weil man Vorwürfe des Antisemitismus befürchtete.
Familie
Jonathan Pollard ist ein Sohn des Biologen Morris Pollard (1916–2011).
Weblinks
- Aktionsseite zur Befreiung Pollards
- Geheimdienstliche Hintergründe zur Pollard-Affäre in zenith - Zeitschrift für den Orient Mai 2006
- Informationsseite über die Affäre
- Background and Considerations for Presidential Clemency (Bericht (engl.), PDF; 44 kB)
Einzelnachweise
- ↑ http://www.jnewswire.com/article/2299
- ↑ Netanjahu fordert Freilassung von Spion Pollard in: Israelnetz vom 5. Januar 2011
- ↑ Isreael will Spion Pollard wieder haben in: 20 Minuten vom 4. Januar 2011
- ↑ Seymour Hersh, The New Yorker 18. Januar 1999
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