Josef Wiedemann

Josef Wiedemann

Josef Wiedemann (* 15. Oktober 1910 in München; † 18. April 2001 ebenda) war ein deutscher Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Generaldirektion der Allianz-Versicherungs-AG, 1953-55
Bayerische Landesbausparkasse am Karolinenplatz, 1955-56
Kaufhof am Münchener Marienplatz, 1969-72

Josef Theodor Wiedemann wurde 1910 geboren. Nach dem Abitur 1930 studierte er 1931–1935 Architektur an der Technischen Hochschule München. Zu seinen Hochschullehrern gehören German Bestelmeyer und Hans Döllgast.

1936 trat Wiedemann als Entwurfsbearbeiter in das Büro des Herrschinger Architekten Roderich Fick ein. Er war zunächst verantwortlich für Bauprojekte auf dem Obersalzberg (v. a. Hotel Platterhof) und wechselte 1940 nach Linz, wo Fick mittlerweile zum Reichsbaurat für die Stadt Linz ernannt worden war. Bis 1944 arbeitete Wiedemann an Entwürfen für das sog. Donauhotel. Nach einjährigem Kriegseinsatz geriet er 1945 in Kriegsgefangenschaft und konnte 1946 nach Bayern zurückkehren.

Nach erfolgter Entnazifizierung (als Mitläufer) gründete Wiedemann 1948 ein Architekturbüro in München. Zu Beginn der 1950er Jahre etablierte er sich mit (schöpferischen) Wiederaufbauten ebenso wie durch den Bau repräsentativer Geschäftsbauten und wenig später als Baumeister zahlreicher Kirchen- und Gemeindebauten. 1955 wurde er als Professor für Entwerfen, Denkmalpflege und Sakralbau an die Technische Hochschule München (später Technische Universität München) berufen, wo er bis 1976 lehrte. 1956 wurde er in die Bayerische Akademie der Schönen Künste gewählt. Wiedemann war ein begabter und charismatischer Lehrer: Sein Unterricht ging inhaltlich weit über die eigentlichen Lehrgebiete hinaus. In den Jahrzehnten seiner Tätigkeit an der TH wurde er zum Vordenker einer ganzen Generation von Architekten.

Die Hauptschaffenszeit Wiedemanns zwischen 1950 und 1975 fällt zusammen mit der lang anhaltenden Hochkonjunkturphase in der Bundesrepublik Deutschland. Mit hohem fachlichen Können auf der einen Seite und einem guten Gespür für Trends, mit Wendigkeit und Verhandlungsgeschick auf der anderen, etablierte er sich mit drei der großen Bauaufgaben der Nachkriegszeit im bayerischen Raum. In den 1950er und 1960er Jahren gehörte ihm eines der größten und wohl auch renommiertesten Architekturbüros in München. Wie viele andere Architekten auch verlor Wiedemann in den 1960er Jahren zeitweise den Blick für das Maß der Städte. Mit der Haltung „Anything goes“ nahm er auch Aufträge zum Bau von Warenhäusern an. Zu seinen bis heute umstrittensten Bauten gehört der Kaufhof am Marienplatz in München.

Sein Nachlass befindet sich im Architekturmuseum der Technischen Universität München.

Werke (Auswahl)

  • 1951-1952: Wiederaufbau des ehemaligen Odeons als Bayerisches Innenministerium in München
  • 1951-1954: Allianz-Generaldirektion in der Königinstraße in München
  • 1951-1955: Wiederaufbau der Alten Akademie an der Neuhauser Straße in München
  • 1952-1954: Wiederaufbau der Hofgartenarkaden in München
  • 1954-1957: Pfarrkirche und Kloster Maria vom Guten Rat in München
  • 1955-1956: Direktionsgebäude der Bayerischen Landesbausparkasse am Karolinenplatz in München
  • 1956-1958: Wiederaufbau des Siegestores an der Leopoldstraße in München
  • 1960: Wettbewerbsbeitrag zur Wiederherstellung des ehem. Reichstagsgebäudes in Berlin (Entwurf)
  • 1960-1961: Todesangst-Christi-Kapelle auf der KZ-Gedenkstätte Dachau
  • 1960-1964: Kirche und Kloster Zur Heiligen Dreifaltigkeit in München-Nymphenburg
  • 1962-1964: Karmelitinnen-Kloster Heilig Blut in Dachau
  • 1965-1971: Kirche und Gemeindezentrum Maria am Wege in Windach
  • 1966-1967: Wettbewerbsbeitrag Neue Pinakothek in München (Entwurf)
  • 1969-1972: Kaufhof am Marienplatz in München
  • 1967-1972: Wiederaufbau der Glyptothek am Königsplatz in München
  • 1978-1980: U-Bahn-Station Königsplatz in München

Literatur

  • Rudolf Ehrmann (Hrsg.): Josef Wiedemann. Bauten und Projekte. München 1981
  • Ilka Backmeister-Collacott: Josef Wiedemann. Leben und Werk eines Münchner Architekten. 1910–2001. In: Schriften aus dem Institut für Baugeschichte, Kunstgeschichte, Restaurierung mit Architekturmuseum, Technische Universität München – Fakultät für Architektur. Tübingen 2006, ISBN 978-3-938671-02-3

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