Josephine Caroline Lang

Josephine Caroline Lang
Josephine Caroline Lang

Josephine Caroline Lang, seit 1842 verheiratete Köstlin (* 14. März 1815 in München; † 2. Dezember 1880 in Tübingen) war eine deutsche Liedkomponistin und Sängerin der Romantik.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Die Tochter des Münchener Violinisten und Mitglieds des Münchener Hoforchesters Theobald Lang (1783–1839) und der Kammersängerin Regina Hitzelberger (1786–1827) galt schon früh als Wunderkind. Nachdem sie bereits eine zeitlang Klavierunterricht erhalten hatte, begann sie im Alter von fünf Jahren mit ersten Kompositionen. Sie machte auch auf dem Klavier enorme Fortschritte und konnte bereits mit zwölf Jahren erste Klavierstunden geben, um dadurch auch die karge Familienkasse aufzubessern, wobei aber ihre eigentliche Begabung weiterhin im Komponieren lag. Dabei litt sie seit ihrer Geburt an schwacher Gesundheit und musste daher auch zunächst Privatunterricht erhalten. Später besuchte sie schließlich ein Institut, wo sie vor allem großes Interesse für neuere Sprachen und Literatur zeigte. Oftmals besuchte sie ihren Paten, den Münchener Hofmaler Joseph Karl Stieler (1781–1858), von dem auch einer ihrer Vornamen stammte und dessen Haus für sie vor allem nach dem Tode ihrer Mutter im Jahre 1827 zur zweiten Heimat wurde. Hier verkehrten zu damaliger Zeit viele bedeutende Musiker wie beispielsweise Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), welcher später auch Pate ihres ersten Sohnes Felix (1842–1868) wurde, oder der Musikpädagoge Ferdinand Hiller (1811–1885). Besonders Mendelssohn war von ihren Liedern beeindruckt und gab ihr speziellen Unterricht in die Bedeutung des Kontrapunkts und Generalbasses. Auf seinen Vorschlag hin sollte sie nach Berlin wechseln, um sich bei Adolf Bernhard Marx (1795–1866) ausbilden zu lassen, aber ihre Eltern lehnten dieses Angebot ab.

Die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts sollten jetzt Josephines produktivste Zeit werden. Im Jahre 1831 erschien durch Felix Mendelssohn gefördert in München ihre erste Liedersammlung. Weitere regelmäßige Einsätze als Hofkapellsängerin in München sowie bei Haus- und Salonkonzerten folgten in den weiteren Jahren. Im Jahre 1838 unternahm sie eine Reise nach Salzburg zur Witwe von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), der verwitweten Staatsrätin Constanze von Nissen (1762–1842), mit der sie einen regen Erfahrensaustausch führte. Bereits ab 1835 traf sie sich bei jährlich in den Sommermonaten in Augsburg stattfindenden Konzerten mit dem Pianisten und Komponisten Stephen Heller (1813–1888). Durch seine Vermittlung gelang ihr die Aufnahme in die Königliche Hof- und Kirchenkapelle Münchens und sie erhielt darüber hinaus über ihn Einblicke in die Werke Robert Schumanns (1810–1856). Dieser wiederum lernte hierdurch Langs Lieder kennen und schätzen und veröffentlichte und rezensierte einige von diesen in seiner Zeitschrift „Neue Zeitschrift für Musik“. Auch mit Roberts Ehefrau Clara Schumann (1819–1896) verband sie eine dauerhafte kollegiale Freundschaft, die sich später noch einmal auszahlen sollte. Sie sorgte mit dafür, dass Langs Werke nicht nur in Roberts Zeitschrift immer wieder einen Eintrag erhielten sondern vereinzelt auch in der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung oder in der Allgemeinen Deutschen Musikzeitung. Im Jahre 1840 wurde sie schließlich zur Hofkapellsängerin befördert und dadurch auch mit den Meisterwerken katholischer Kirchenmusik vertraut.

Mittlerweile erschöpft durch die enormen Arbeitsbelastungen aber auch durch den Tod ihres Vaters ein Jahr zuvor, weilte sie 1840 auf Empfehlung der Königswitwe Karoline Auguste von Bayern (1792–1873) zur Kur in Wildbad Kreuth, wo sie den ebenfalls hier kurenden Tübinger Rechtswissenschaftler und Dichterjuristen Christian Reinhold Köstlin (1813–1856) kennenlernte und zwei Jahre später heiratete. Mittlerweile in Tübingen wohnend, musste sie sich mehrheitlich um den Haushalt, um Repräsentationspflichten sowie um kranke Familienangehörige sorgen und dadurch künstlerisch kürzer treten. Sie gebar sechs Kinder, von denen ihr Sohn Theobald von Geburt an gelähmt war. Ab 1850 erkrankte ihr Mann an einem schweren Lungenleiden, dem er schließlich 1856 erlag. Nach seinem Tode und selber nicht mehr ganz gesund, musste Josephine Köstlin zunächst ganz auf sich alleine gestellt ihre Familie wieder mit Klavier- und Gesangsunterricht und neuen Kompositionen ernähren. Zu ihren bekanntesten Schülern jener Zeit zählen dabei der Prinz Wilhelm und künftige König Wilhelm II. von Württemberg (1848–1921) und dessen Vetter Herzog Eugen von Württemberg (1846–1877). Doch sie war wohl etwas aus der Übung gekommen und hatte sich künstlerisch nicht so recht weiterentwickeln können und so waren die ersten Veröffentlichungen erst einmal kein Erfolg. Erst durch die Hilfe ihres alten Freundes, Ferdinand Hiller sowie durch Clara Schumann gelangen ihr wieder einige erfolgreiche Veröffentlichungen. Zwischenzeitlich musste sie aber immer wieder Rückschläge erleiden, so beispielsweise als ihr Sohn Felix, anfangs selber hoffnungsvoller Künstler, mit circa zwanzig Jahren geisteskrank wurde und im Jahre 1862 in die Heil- und Pflegeanstalt Winnenden eingeliefert werden musste, wo er bei einem Brand im Jahre 1868 ums Leben kam. Nachdem ihr gelähmter Sohn Theobald im Jahre 1873 und auch ihr dritter Sohn Eugen 1880 an den verschleppten Folgen des Typhus verstarb, versiegte ihr Lebenswille und Josephine Caroline Köstlin geb. Lang starb nur wenige Monate später am 2. Dezember 1880 und wurde auf dem Stadtfriedhof Tübingen begraben.

Künstlerisches Wirken

Josephine Lang war in ihrem Metier eine vielseitige und begabte Künstlerin und bevorzugte dabei sowohl eine schlichte und sparsame fast choralartige Technik als auch virtuose Klavierparts, welchen sie oftmals als Dialog zur Singstimme einsetzte. Sie lag dabei stilistisch zwischen Mendelssohn und Schumann. Als Textvorlagen griff sie in ihren Anfangsjahren bevorzugt auf aktuelle Dichtungen von Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Heinrich Heine (1797–1856), Friedrich Rückert (1788–1866), Justinus Kerner (1786–1862), Nikolaus Lenau (1802–1850) oder August von Platen-Hallermünde (1796–1835) und vielen anderen zurück, aber auch auf in damaliger Zeit noch relativ unbekannte Dichter wie beispielsweise Wilhelm von Marsano (1797–1871), Christoph August Tiedge (1742–1851) und Albert Zeller (1804–1877). Ebenso vertonte Lang auch Werke einer ganzen Reihe von Dichterinnen wie Luise Brachmann (1777–1822), Helmina von Chézy (1783–1856) und anderen. Nach ihrer Heirat kam dann weiterhin eine stattliche Anzahl an Dichtungen ihres Mannes hinzu, die dieser unter dem Pseudonym „Christian Reinhold“ veröffentlicht hatte. Viele ihrer komponierten Stücke wurden dabei von Mendelssohn, Friedrich Silcher (1789–1860) und anderen auf Männerchöre transkribiert und beispielsweise auf der „Tübinger Liedertafel“ aufgeführt. Ihre 124 Liedwerke sowie einige Klavierkompositionen wurden zunächst von Josephine Lang selbst mit Opus-Zahlen katalogisiert, aber dabei hatte sie sich auf Grund oben beschriebener familiärer Umstände mehrfach verzettelt. Erst ihr einziger sie überlebender Sohn Heinrich Adolf Köstlin (1846–1907) überarbeitete dieses Werksverzeichnis, welches bis heute seine Gültigkeit hat. Ebenso hat dieser Sohn kurz nach ihrem Tod eine umfangreiche Biographie bei Breitkopf & Härtel herausgegeben.

Bemerkenswert an der Auswahl ihrer Texte ist ein gewisses selbst auferlegtes biographisches Tagebuch, wie sie es selbst auch in verschiedenen Briefen formulierte. Anhand der ausgewählten Texte sind ihre jeweiligen Gemütsstimmungen, ihre Gesundheit aber auch ihre familiären Schicksalsschläge nachzuvollziehen. Das Komponieren sollte daher für Josephine Lang als persönliche Selbstaussprache eine therapeutische Funktion übernehmen. Dies wurde zu ihrem Markenzeichen, nahm sie den Zuhörer doch genauso in ihre Gefühlswelt mit und bewegte sie emotional. Dabei blieb es nicht aus, dass ihre Kompositionen aus den glücklichen Jahren bis etwa 1848 durchweg positive Rezensionen erhielten, wogegen zwischen 1858 und 1862 mehr das Negative überwiegte. Späteren Veröffentlichungen schenkte man leider keine kritische Beachtung mehr.

Familie

Josephine Caroline Lang war seit dem 29. März 1842 verheiratet mit Christian Reinhold Köstlin, Sohn des Theologieprofessors und Oberkonsistorialrates Nathanael Friedrich von Köstlin (1776–1855) und der Heinrike Schnurrer (1789–1819). Mit ihm hatte sie sechs Kinder, darunter unter anderem den Theologieprofessor und Kirchenmusiker Heinrich Adolf Köstlin, den ebenfalls künstlerisch tätigen aber früh verstorbenen Sohn Felix Reinhold Köstlin, (1842–1868) sowie die Tochter Maria Regina (1849–1925), die den Industriellen und Leiter eines Siemenswerkes Richard Albert Fellinger (1848–1903) heiratete. Die Familie hatte ihren Wohnsitz in der 1842 erbauten „Villa Köstlin“ in der Rümelinstraße in Tübingen, die heute zusammen mit dem „Köstlinschen Garten“ im Biedermeierstil unter Denkmalschutz steht und nach grundlegender Restaurierung wieder zu einem Ort kultureller Wiederbelebung werden soll.

Literatur

Weblinks


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