Josephinische Landaufnahme

Josephinische Landaufnahme

Die Josephinische Landesaufnahme, auch Erste Landesaufnahme, ist das erste umfassende Landkartenprojekt (Landesaufnahme) im Herrschaftsbereich der Habsburger. Die 3589 handgezeichneten farbigen Kartenblätter (später erweitert auf 4096 Sektionen) umfassen die Habsburgischen Erblande, sind nach Kaiser Joseph II. benannt, und werden im Kriegsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs aufbewahrt.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Umfang

Anstoß für die Landesaufnahme gaben militärische Überlegungen. Im Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 hatte sich das Fehlen verlässlicher Landkarten für die österreichischen Truppen als großer Nachteil erwiesen. Feldmarschall Daun schlug Maria Theresia 1764 vor, ihre Länder von Offizieren des Generalstabes (Generalquartiermeisterstab) kartographisch aufnehmen zu lassen. In der Zeit vorher war die Erstellung von Landkarten Angelegenheit privater Grundeigner gewesen, die einschlägige Karten zur Dokumentation ihres Besitzes anfertigen ließen. Am 13. Mai 1764, nach Genehmigung durch die Kaiserin, erteilte der Hofkriegsrat entsprechende Befehle zu einer ersten umfassenden Landesaufnahme. Die Arbeiten wurden in Böhmen und Mähren begonnen.

Die Josephinische Landesaufnahme wurde unter der Regentschaft von Maria Theresia begonnen und unter Joseph II. abgeschlossen. Die Karten sind handgezeichnet und haben zunächst den Maßstab 1 Wiener Zoll : 400 Wiener Klafter (etwa 1:28.800). Höhenveränderungen sind durch Schraffuren, nicht durch Höhenschichtlinien verzeichnet.

Aus den Blättern der Landesaufnahme wurden Landkarten im Maßstab von ca. 1:115.200 abgeleitet. Diese Blätter werden ebenfalls als „Josephinische Landesaufnahme“ bezeichnet.

Tirol blieb ausgenommen, da bereits seit 1774 das Kartenwerk Atlas Tyrolensis im Maßstab 1:103.800 von Anich und Blasius Hueber vorlag.

Die Josephinische Landesaufnahme umfasste schließlich über 4000 Blätter aus den Jahren 1764 bis 1785. Danach entstanden bis 1806 weitere Einzelblätter, die auch Gebiete aus Südwest-Deutschland und kleinere Teile der Schweiz, Frankreichs, Venedigs erfassten.[1]

Die Landesaufnahme existierte ursprünglich nur in zwei Ausfertigungen, je eine für den Kaiser und den obersten Feldherrn. Sie wurde geheim gehalten.

Die Blätter sind - je nach Engagement der mitarbeitenden Personen - von unterschiedlicher graphischer, aber auch technischer Qualität. Die einzelnen Blätter haben keine einheitliche vermessungstechnische Grundlage (keine Triangulation) und können daher nicht ohne Weiteres zu größeren Einheiten zusammengefügt werden.

Die Karten der Josephinischen Landesaufnahme sind im Österreichischen Staatsarchiv/Kriegsarchiv zugänglich.

Beispiele für Blätter der Josephinischen Landesaufnahme

Literatur

  • Ernst Hofstätter: Beiträge zur Geschichte der österreichischen Landesaufnahmen. 2 Bände. Wien 1989.
  • Ernst Hillbrand: Die Kartensammlung des Kriegsarchivs Wien. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28/1975. Seiten 183-196.
  • Robert Rill: Die Anfänge der Militärkartographie in den habsburgischen Erblanden: Die Josephinische Landesaufnahme von Böhmen und Mähren nach hofkriegsrätlichen Quellen. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Band 49/2001. Seiten 183–202.
  • Tirol und die Dritte oder alte österreichischen Landesaufnahme (pdf)

Weblinks

  • Universität Ústí - Karten der Ersten Landesaufnahme für das Gebiet von Böhmen, Mähren und Schlesien

Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv. Archivplan Kontext. Kartensammlung. Signatur AT-OeStA/KA KPS KS Archivierungsgeschichte.

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