Trahütten

Trahütten
Trahütten
Wappen von Trahütten
Trahütten (Österreich)
Trahütten
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Steiermark
Politischer Bezirk: Deutschlandsberg
Kfz-Kennzeichen: DL
Fläche: 28,23 km²
Koordinaten: 46° 49′ N, 15° 9′ O46.82305555555615.152222222222994Koordinaten: 46° 49′ 23″ N, 15° 9′ 8″ O
Höhe: 994 m ü. A.
Einwohner: 402 (1. Jän. 2011)
Bevölkerungsdichte: 14,24 Einw. pro km²
Postleitzahl: 8530
Vorwahl: 03461
Gemeindekennziffer: 6 03 38
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 2
8530 Trahütten
Website: www.trahuetten.at
Politik
Bürgermeister: Franz Münzer (ÖVP)
Gemeinderat: (2010)
(10 Mitglieder)
7 ÖVP, 3 SPÖ
Lage der Gemeinde Trahütten im Bezirk Deutschlandsberg
Aibl Deutschlandsberg Eibiswald Frauental an der Laßnitz Freiland bei Deutschlandsberg Bad Gams Garanas Georgsberg Greisdorf Gressenberg Groß Sankt Florian Großradl Gundersdorf Hollenegg Kloster Lannach Limberg bei Wies Marhof Osterwitz Pitschgau Pölfing-Brunn Preding Rassach Sankt Josef Sankt Martin im Sulmtal Sankt Oswald ob Eibiswald Sankt Peter im Sulmtal Sankt Stefan ob Stainz Schwanberg Soboth Stainz Stainztal Stallhof Sulmeck-Greith Trahütten Unterbergla Wernersdorf Wettmannstätten Wielfresen Wies SteiermarkLage der Gemeinde Trahütten im Bezirk Deutschlandsberg (anklickbare Karte)
Über dieses Bild
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(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)

Trahütten ist eine Gemeinde mit 402 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2011) im Bezirk Deutschlandsberg in der Steiermark.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Trahütten liegt in der Weststeiermark. Katastralgemeinden sind Kruckenberg, Rostock, Trahütten. Das Gemeindegebiet liegt im Kristallin der Koralpe, in dem sich eine Reihe von Mineralvorkommen befinden. Im Osten der Gemeinde, im ehemaligen Steinbruch des Bauernhofes vlg. „Schwemmhoisl“ in Warnblick wurden zu Beginn der 1970er-Jahre der schwerste Bergkristall der Steiermark und die größten Titanitkristalle des Alpenraumes gefunden.[1]

Unter Denkmalschutz stehen die Pfarrkirche von Trahütten mit Pfarrhof und Friedhof sowie die Alban-Berg-Villa.

Geschichte

Im Nordwesten von Trahütten liegen im Graben zwischen den Bauernhöfen Blasibauer und Halmannerl Halden eines alten Bergbaues, dessen Alter nach gefundenen Tonscherben ungefähr in das erste Jahrtausend n. Chr. geschätzt wurde.[2] Eine weitere Grabung für das Fundament einer Liftanlage im Gebiet beim Parfußwirt (Grundstück Nr. 84/2) ergab die Reste eines Bauernhauses, das bereits im 18. Jahrhundert wieder aufgegeben worden war.[3]

Der Ort war Teil der 1122 entstandenen Mark Steiermark, die 1180 als Herzogtum Steiermark von Bayern getrennt wurde. Ab 1192 wurde das Gebiet durch die Babenberger in Personalunion zwischen Österreich und der Steiermark regiert. Von 1282 bis 1918 stand das Gebiet unter der Herrschaft der Habsburger. Das Gemeindegebiet lag nach der Vierteleinteilung der Steiermark 1462 bis in das 18. Jahrhundert im „Viertel zwischen Mur und Drau“.

Am 23. Oktober 1534 weihte der Lavanter Bischof Leonhard Peurl „in der Trahuttn“ den neuen Friedhof und die Kirche mit zwei Altären. Der Grund dafür wird nicht genannt, es kann aber angesichts ähnlicher Kirchweihen dieser Zeit davon ausgegangen werden, dass zumindest eine schwere Beschädigung der Kirche durch die Türken wenige Jahre davor Anlass dafür war: Die Kirche wurde den Heiligen Martin und Nikolaus geweiht, sie war damals noch eine Filialkirche von Osterwitz. Der Hochaltar wurde den Kirchenpatronen geweiht. An Reliquien sind im Konsekrationsprotokoll verzeichnet solche des Lammes Gottes (Agnus dei), des Kalvarienberges (de monte Caluarie), des Grabes (de sepultura) der Hl. Maria, des Hl. Petrus und des Hl. Stephanus sowie weiterer, bereits damals unbekannter Heiliger. Der zweite Altar (rechts vom Eingang aus gesehen) wurde der Hl. Ursula mit deren Begleiterinnen (lat.: „Vrsule et sodalium eius“) geweiht. Als Reliquien des Altares wurden im Konsekrationsprotokoll neben jenen der Genannten auch solche des Lammes Gottes (Agnus dei), des Ortes, an dem Christus über Jerusalem weinte (lat.: „de loco, ubi Christus flevit super civitatem Jerusalem“), des Hl. Ignatius, der Hl. Maria Magdalena und anderer unbekannter Heiliger genannt.[4]

Im 16. und 17. Jahrhundert gehörte das Gemeindegebiet zum „Landgericht Deutschlandsberg“, wobei die Gerichtszuständigkeiten wechselten und Kompetenzstreitigkeiten nicht selten waren.[5] Dies galt allerdings nur außerhalb des Dachtraufes: Innerhalb dessen lag die volle niedere Gerichtsbarkeit im 16. Jahrhundert beim jeweiligen Grundherren.[6]

Nach den Gebietsreformen unter Maria Theresia und Joseph II. gehörte das Gebiet zum Marburger Kreis. Am 6. November 1918 kam Trahütten als Teil der Steiermark zur Republik Deutsch-Österreich. Nach der Annexion Österreichs 1938 war Trahütten Teil des Reichsgaues Steiermark.

In Trahütten befand sich ein Gendarmerieposten, der durch seine entlegene Lage nur selten größere Bedeutung hatte. Selbst im Rahmen des Juli-Putsches 1934, der im Bezirk Deutschlandsberg um den 25. Juli 1934 zwölf Tote forderte, meldete der Posten für seinen Rayon nur Beobachtungen an der Rayonsgrenze zu Deutschlandsberg und sonst keinerlei einschlägige Aktivitäten.[7] Wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkrieges ereignete sich allerdings ein Vorfall, bei dem am 15. März 1945 auf dem Weg von Kruckenberg nach Deutschlandsberg ein Gendarm des Postens Trahütten von einem jugoslawischen Partisanen getötet wurde.[8] Das war Anlass für die Verhaftung einer Reihe von Personen, bei denen man Unterstützung der Partisanen vermutete. 18 davon wurden am 10. April 1945 auf der Hebalm erschossen.[9] 1945 bis 1955 war Trahütten Teil der britischen Besatzungszone in Österreich.

Der Komponist Alban Berg lebte ab 1910 mehrfach im Sommer im Haus seiner Schwiegereltern, der heutigen Alban-Berg-Villa. Dort entstanden eine Reihe seiner Werke, auch Wozzek und Lulu werden dazu gerechnet. Die Wirtshausszene in Wozzek soll von der Musik auf Kirtagen inspiriert worden sein.[10] Der Alban-Berg-Weg ist nach diesem Komponisten benannt.

Am 24. Jänner 1999 ereignete sich auf der steil abschüssigen Straße Richtung Deutschlandsberg eines der schwersten Busunglücke Österreichs: 18 Todesopfer und 25 Schwerverletzte waren zu beklagen, als die Bremsen eines mit Schifahrern von der Weinebene kommenden Autobusses versagten und der Bus von der Straße abkam.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Der das Ortsbild prägende Ahornbaum am östlichen Ortseingang musste 2010 gefällt werden. In seinen verbleibenden Stamm wurde die Holzskulptur eines Wanderers geschnitzt, die am 4. September 2011 gemeinsam mit dem renovierten Wegkreuz gesegnet wurde.[11]

Naturdenkmäler

Zwei Sommerlinden (Tilia platyphyllos) im Ortszentrum von Trahütten stehen unter Naturschutz. Geschützt ist eine Fläche von 300 m² um den einzelnen Baum. Grundlage des Schutzes als Naturdenkmal im Jahr 2010 ist ein Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg.[12] Die Winterlinde (Tilia cordata) circa 70 m nördlich des Wohnhauses vlg. Kainz und eine Fläche von 250 m² um den Baum ist ebenfalls Naturdenkmal.[13] [14] Ein weiteres Naturdenkmal ist die Felsengruppe „Schwagbauerfelsen“ in Kruckenberg, etwa 200 m westlich der Kapelle beim Parfußwirt.[15] Geschützt ist eine Fläche von 450 m² im Umkreis des Felsens.[16]

1000-jährige Linde

Beim Bauernhof vlg. Kogler im Südwesten der Gemeinde, im Gebiet von Rostock, steht eine Linde, der ein Alter von 1000 Jahren nachgesagt wird. Dieser Baum wird vom Schriftsteller Max Mell in seiner Erzählung „Paradeisspiel“ mit folgenden Worten beschrieben:[17]

„… Wir in den Städten haben auch nirgends in unseren Anlagen die riesigen alten Bäume, wie sie auf den Bauernhöfen an den Hängen der Koralpe stehn. Herrliche Linde vor dem Haus des Kogler bei Trahütten! In die Höhlung ihres Stammes kann man eintreten, eben wie in eine Kapelle, sechs oder acht Menschen finden leicht Raum in ihr, der Baum ist mächtig und gesund …“

Max Mell: Paradeisspiel, Schlussteil

Gemeinderat

Der Gemeinderat besteht aus dem Bürgermeister und neun weiteren Mitgliedern. Er setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2010 aus Mandataren der folgenden Parteien zusammen:

  • 7 ÖVP – stellt den Bürgermeister und den Vizebürgermeister
  • 3 SPÖ - stellt den Gemeindekassier

Weblinks

 Commons: Trahütten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Walter Postl: Geopark Glashütten. Ein Führer durch die Gesteinswelt der Koralpe. Verlag der Geologischen Bundesanstalt und der Gemeinde Gressenberg. Wien/Gressenberg 2009. ISBN 978-3-85316-051-0. Seite 65: Mineralschätze der Koralpe - Kristalle aus alpinen Klüften.
  2. Peter Beck-Mannagetta: Bericht 1993 über geologische Aufnahmen im Kristallin auf Blatt 189 Deutschlandsberg. Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. Band 137, Jahrgang 1994. Heft 3. Seite 533.
  3. Fundberichte aus Österreich. Band 39, Jahrgang 2000. Wien 2001. Seiten 760–761.
  4. Oskar Veselsky: Die Konsekrationsberichte aus den Ordinations- und Konsekrationsprotokollen der Bischöfe von Lavant im 16. Jahrhundert. In: Quellen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark, herausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steiermark - HLK, XI. Band. Graz 1997. Selbstverlag der HLK. Keine ISBN. Seite 39.
  5. Anton Mell: Hohe und niedere Strafgerichtsbarkeiten. Landgerichte und Burgfrieden in Steiermark. In: Anton Mell, Hans Pirchegger: Steirische Gerichtsbeschreibungen. Als Quellen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. I. Abteilung. Landgerichtskarte: Steiermark. In der Reihe: Quellen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark. I. Band. Herausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steiermark. Graz 1914. Allgemein: Seiten XX–XLIV. Zum Deutschlandsberg: Seiten 245–246 und 473 bzw. (Burgfried Deutschlandsberg) 246–248 und 495.
  6. Mell: Strafgerichtsbarkeiten, Seite XXVI.
  7. Gerald M. Wolf: „Jetzt sind wir die Herren …“ Die NSDAP im Bezirk Deutschlandsberg und der Juli-Putsch 1934. Grazer zeitgeschichtliche Studien, hrsg von Klaus Hödl und Werner Suppanz. Band 3. Studienverlag Innsbruck 2008. ISBN 978-3-7065-4006-3. Seite 143, Zahl der Toten: Seite 183.
  8. Herbert Blatnik: Zeitzeugen erinnern sich an die Jahre 1938–1945 in der Südweststeiermark. 2. Auflage. Lerchhaus Verlag Eibiswald. Dezember 2000. Seite 242–245. ISBN 3-901463-08-9.
  9. Christian Fleck: Koralmpartisanen - Über abweichende Karrieren politisch motivierter Widerstandskämpfer. Ludwig-Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft, Materialien zur Historischen Sozialwissenschaft Band 4. Verlag Böhlau. Wien–Köln 1986. ISBN 3-205-07078-X. Seiten 129–131.
  10. Wochenzeitschrift „Weststeirische Rundschau“. 83. Jahrgang 2010. Nr. 2. Seite 3.
  11. Feierliche Segnung der neugestalteten Ortseinfahrt von Trahütten. In: Wochenzeitschrift Weststeirische Rundschau vom 23. September 2011. Nr. 38, 84. Jahrgang, Seite 4.
  12. Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg vom 27. Februar 1978, Geschäftszahl 6 R 7/77. Objekte Nr. 409 und 410. Digitaler Atlas Steiermark Kartenservice: Flora & Fauna, Naturräumliche Schutzgebiete, Naturdenkmale - bei gehaltener linker Maustaste allenfalls das Gebiet durch Ziehen vergrößern. Die Angaben sind mit „Objekt identifizieren“ (Button „i“) aufrufbar, im dann aufgehenden Fenster ebenfalls „Naturdenkmale“ aufsuchen. Abgerufen 5. März 2010.
  13. Verordnung der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg. In: Grazer Zeitung, 30. Juni 1967. 163. Jahrgang 26. Stück, Seite 227.
  14. Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg vom 27. Februar 1978, Geschäftszahl 6 K 18/77. Objekt Nr. 440. Digitaler Atlas Steiermark Abgerufen 5. März 2010.
  15. Verordnung der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg. In: Grazer Zeitung, 17. Juni 1966. 162. Jahrgang 24. Stück. Seite 265.
  16. Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg vom 27. Februar 1978, Geschäftszahl 6 K 17/1977. Objekt Nr. 438. Digitaler Atlas Steiermark Abgerufen 5. März 2010.
  17. Max Mell: Gesammelte Werke, Band 4. Amandus Verlag Wien 1962. Seite 133.

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