Julia Hülsmann

Julia Hülsmann

Julia Hülsmann (* 1968 in Bonn) ist eine deutsche Jazzpianistin, deren Kompositionen häufig auf Basis literarischer Werke, insbesondere Lyrik, entstehen. Das entscheidende ist dabei für den Autor und Musikkritiker Robert Fischer, dass sie "mit wechselnden Sängerinnen und Sängern Gedichte von E. E. Cummings und Emily Dickinson … nicht bloß vertont, sondern ihnen ein ganz neues musikalisches Leben einzuhauchen imstande ist".[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Julia Hülsmann erhielt seit ihrem elften Lebensjahr Musikunterricht, wie beide Elternteile spielt sie Klavier. Privat hörte sie als Teenager viel Popmusik, wobei ihr insbesondere Songwriter wie Sting oder Randy Newman imponierten. Vermittelt durch ihren Klavierlehrer hörte und spielte sie Musik von Chick Corea, Bill Evans, Michael Brecker und Miles Davis.

Während ihrer Schulzeit spielte sie bereits in verschiedenen Besetzungen Keyboards und Piano und nach Abschluss der Schule ging sie für kurze Zeit nach Frankfurt am Main. Danach zog es Hülsmann nach Berlin. Sie machte eine Ausbildung als Klavierpädagogin und begann 1991 an der Berliner Hochschule der Künste ein Studium im Fach Jazz-Piano. Zu ihren Lehrern in gehörten dabei unter anderem Walter Norris, Aki Takase und David Friedman. Beeinflusst in ihrer Arbeit wurde und wird sie insbesondere von dem amerikanischen Pianisten und Komponisten Don Grolnick. 1992 wurde Hülsmann Mitglied des Bundesjugendjazzorchesters unter der Leitung von Peter Herbolzheimer. Nach ihrem Studienabschluss 1996 gründete sie zusammen mit dem Bassisten Marc Muellbauer und dem Schlagzeuger Rainer Winch das Julia Hülsmann Trio und präsentierte Musik, die anfangs überwiegend dem Standardrepertoire des Jazz entliehen war, auf diversen Festivals und kleineren Tourneen. Anfang 2000 verbrachte Hülsmann einen Studienaufenthalt in New York und nahm Unterricht bei Richie Beirach, Maria Schneider, Gil Goldstein und Jane Ira Bloom.

Bei einem Konzert von Wolfgang Muthspiel lernte sie die norwegische Sängerin Rebekka Bakken kennen. Fasziniert von deren Stimme entstand der Wunsch, etwas für die Norwegerin zu schreiben. Zurück in Deutschland begann Julia Hülsmann mit der Arbeit an dem Projekt Rebekka Bakken und veröffentlichte mit ihrem Trio zum Jahreswechsel 2000/2001 ihre Debüt-CD Trio. Nachdem sie bereits einige Kompositionen geschrieben hatte, begann der schwierige Weg, geeignete Texte für das Gesangsprojekt zu finden. Nach einigen Recherchen wurde sie schließlich bei dem Dichter E. E. Cummings fündig, dessen Sprachrhythmik gut zu ihrer Musik passte. Sie konnte Bakken für ihr Projekt gewinnen. Das Album wurde 2003 unter dem Titel Scattering Poems veröffentlicht und war mehrere Wochen in den deutschen Top 10 der Jazzveröffentlichungen.

Das nächste Projekt Julia Hülsmanns war eine Hommage an den amerikanischen Songwriter Randy Newman. Mehrere seiner Songs wurden dabei von ihr neu arrangiert. Auf Vorschlag des deutschen Bassisten Dieter Ilg lud Hülsmann schließlich die italienische Sängerin Anna Lauvergnac, die unter anderem mit dem Vienna Art Orchestra auftritt, zu den Aufnahmen ein. 2004 wurden die bearbeiteten Stücke beim Label ACT auf der CD Come Closer veröffentlicht.

Bei ihrem nachfolgendem Projekt arbeitete Hülsmann mit dem Sänger Roger Cicero, Sohn des 1997 verstorbenen Jazzpianisten Eugen Cicero, zusammen. Erneut ließ sie sich bei ihren Kompositionen von Gedichten inspirieren; dieses Mal aus der Feder der amerikanischen Poetin Emily Dickinson. Die CD mit Werken aus diesem Projekt kam 2006 unter dem Titel Good Morning Midnight auf den Markt.

Mit ihrem Trio in der Besetzung mit dem Bassisten Marc Muellbauer und dem Schlagzeuger Heinrich Köbberling spielte sie die CD The End of a Summer mit ausschließlich eigenen Kompositionen ein, die 2008 bei dem Label ECM veröffentlicht wurde.

Außerhalb ihres eigenen Trios trat Julia Hülsmann auch als Pianistin im United Women’s Orchestra, als Gastmusikerin bei Judy Niemack, im Quintett von Meike Goosmann oder im Duo mit Angelika Niescier auf. Seit 2001 hat sie zudem einen Lehrauftrag an der Universität der Künste in Berlin und hält Kompositions-Workshops an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover.

Auszeichnungen und Preise

Die CD Scattering Poems wurde mit dem German Jazz Award ausgezeichnet. 2008 erhielt das Trio von Julia Hülsmann den Jazzpott des Plakat Kunst Hof Rüttenscheids in Essen. Zum dritten German Jazz Meeting im April 2010 war sie mit der nach ihr benannten Trio-Formation eingeladen.[2]

Diskografie

  • 2000: Trio (Julia Hülsmann Trio; mit Hülsmann, Muellbauer, Winch)
  • 2003: Scattering Poems (mit Rebekka Bakken)
  • 2004: Come Closer (mit Anna Lauvergnac)
  • 2006: Good Morning Midnight (mit Roger Cicero)
  • 2008: The End of a Summer (Julia Hülsmann Trio; mit Hülsmann, Muellbauer, Köbberling) auf ECM
  • 2009: Fasil (mit Marc Sinan ; Yelena Kulji´c ; Lena Thies ; Julia Hülsmann ; Marc Muellbauer ; Heinrich Köbberling) auf ECM[3]
  • 2011: Imprint (Julia Hülsmann Trio; mit Hülsmann, Muellbauer, Köbberling) auf ECM

Einzelnachweise

  1. Vgl. Robert Fischer: Anything goes. In: All that Jazz. Die Geschichte einer Musik. Reclam Verlag, Stuttgart. 3., erweiterte und aktualisierte Ausgabe 2007, S. 444
  2. http://www2.jazzahead.de/index.php?id=31
  3. http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=2.1/SET=2/TTL=1/SHW?FRST=1

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hülsmann — ist der Name von: Andreas Hülsmann (* 1961), deutscher Autor und Redakteur August Hülsmann (* 1948), deutscher Provinzial der Herz Jesu Priester Gisberth M. Hülsmann (* 1935), deutscher Architekt Harald K. Hülsmann (* 1934) deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Muellbauer — Marc Muellbauer (* 1968 in London) ist ein deutscher Jazzbassist. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Projekte 3 Diskografie 3.1 Marc Muellbauer s Kaleidoscop 3.2 …   Deutsch Wikipedia

  • Rebekka Bakken — (Wien 2007) Chartplatzierungen Erklärung der Daten Alben …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Hul — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Marc Muellbauer — im Jazzclub Unterfahrt (München 2010) Marc Muellbauer (* 1968 in London) ist ein deutscher Jazzbassist. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Roger Cziczeo — Roger Cicero im Finale des Eurovision Song Contest 2007 Chartplatzierungen Erklärung der Daten Singles Zieh …   Deutsch Wikipedia

  • Roger Marcel Cicero Cziczeo — Roger Cicero im Finale des Eurovision Song Contest 2007 Chartplatzierungen Erklärung der Daten Singles Zieh …   Deutsch Wikipedia

  • Roger Cicero — Infobox musical artist Name = Roger Cicero Background = solo singer Birth name = Roger Marcel Cicero Cziczeo Born = birth date and age|1970|7|6 flagicon|GERBerlin , Germany Died = Origin = flagicon|ROM Romania Genre = German Jazz, Pop Associated… …   Wikipedia

  • Heinrich Köbberling — (* 23. Februar 1967 in Bad Arolsen) ist ein deutscher Jazzschlagzeuger. Köbberling studierte Schlagzeug an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und der New School in New York. Er unterrichtete an den Musikhochschulen Hannover und Hamburg… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Jazzmusiker — Die Liste von Jazzmusikern in Deutschland soll keineswegs zu einer Art Branchenverzeichnis werden, in die jede Musikerin bzw. jeder Musiker eingetragen wird, der einmal Jazz gespielt hat. Sie ist aber selbstverständlich offen für bekannte Musiker …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”