Juliane Kokott

Juliane Kokott

Juliane Kokott (* 18. Juni 1957 in Frankfurt am Main) ist Generalanwältin am Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften (EuGH) und Titularprofessorin an der Universität St. Gallen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Juliane Kokott studierte Rechtswissenschaften in Bonn und Genf. Im Anschluss erwarb sie während eines Studienaufenthaltes als Fulbright-Stipendiatin in den USA den akademischen Grad eines LL.M. an der American University, Washington D.C.. Parallel dazu war sie Assistentin bei Thomas Buergenthal, Richter am Internationalen Gerichtshof; vormals Präsident des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Das Referendariat vollzog sie am Landgericht Heidelberg mit einer Station am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe und einer parallelen Beschäftigung am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Es folgte eine Promotion zum Dr. iur. utr. an der Universität Heidelberg mit der Dissertation zum Thema „Das interamerikanische System zum Schutz der Menschenrechte“. Kokott erwarb auch das Diplom der Académie Internationale de Droit Constitutionnel in Tunis. Als Trägerin der Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft für den wissenschaftlichen Nachwuchs führte sie einen weiteren Studienaufenthalt in den USA durch und wurde durch die Harvard Law School zum Doctor of Juridical Sciences (S.J.D.) promoviert.

Nach ihrer Habilitation mit Lehrbefugnis für deutsches und ausländisches öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht an der Universität Heidelberg lehrte sie an der Universität Mannheim, an der Universität Augsburg und an der Universität Düsseldorf. Von Anfang 2000 bis zu ihrer Wahl an den Europäischen Gerichtshof leitete sie an der Universität St. Gallen das Institut für Europarecht, Völkerrecht und internationales Wirtschaftsrecht und hatte den entsprechenden Lehrstuhl inne.

Am 7. Oktober 2003 trat Juliane Kokott auf Vorschlag der deutschen Bundesregierung als dritte Frau in der Geschichte des Europäischen Gerichtshofes als Generalanwältin die Nachfolge von Siegbert Alber an. 2009 wurde sie für weitere 6 Jahre in ihrem Amt bestätigt. Sie bearbeitet pro Jahr etwa vierzig Verfahren und legte den Grundsteine für einige Grundsatzentscheidungen des Europäischen Gerichtshofes. So plädierte sie im Verfahren über unterschiedliche Versicherungstarife für Männer und Frauen.[1]

Kokott ist verheiratet und Mutter von sechs Kindern.

Publikationen (Auswahl)

  • Juliane Kokott: Art. 4, 12a, 16, 17a, 87a, 87b, und 116, in: Sachs (Hrsg.): Grundgesetz Kommentar, 1.-5. Auflage, München: C.H. Beck 1996, 1999, 2002, 2007, 2008, ISBN 978-3-406-49233-4.
  • Juliane Kokott et al.: Grundzüge des Völkerrechts , 3. Aufl., Heidelberg: UTB 2003, ISBN 978-3-825-21511-8.
  • Juliane Kokott: Art. 281, 282, 296-299, 301-307, 311-314 EGV, in: Streinz (Hrsg.), EUV/EGV – Vertrag über die Europäische Union und Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft - Kommentar, München: C.H. Beck 2003, ISBN 978-3-406-48457-5.
  • Juliane Kokott / Hartmut Graßl et al.: Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit - Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU). 2003.
  • Juliane Kokott et al.: Grundzüge des Völkerrechts, 1.-3. Auflage, Heidelberg: C.F. Müller Verlag 1988, 2000, 2003, ISBN 978-3-825-21511-8.
  • Juliane Kokott: Gleichheitssatz und Diskriminierungsverbote in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, in: Badura / Dreier (Hrsg.), Festschrift 50 Jahre Bundesverfassungsgericht, Bd. 2: Klärung und Fortbildung des Verfassungsrechts, Tübingen: Mohr Siebeck 2001, S. 127-162.
  • Juliane Kokott: Beweislastverteilung und Prognoseentscheidungen bei der Inanspruchnahme von Grundrechten und internationalen Menschenrechten, Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, Bd. 110, 445 S., Berlin/Heidelberg/New York/u.a.: Springer Verlag 1993, ISBN 3-540-56762-3.
  • Juliane Kokott: Das interamerikanische System zum Schutz der Menschenrechte - The Inter-American System for the Protection of Human Rights, Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, Bd. 92, 166 S., Berlin/Heidelberg/New York: Springer Verlag 1986, ISBN 3-540-17092-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reinhard Müller/Corinna Budras, Europas Richter: Vereint gegen Diskriminierung, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. März 2011.

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