Jura-Kalkstein

Jura-Kalkstein

Jura-Marmor, auch Jura oder Jurakalk und selten Treuchtlinger Marmor genannt, ist der Handelsname eines hellgelben bis blaugrauen fossilreichen Kalksteins aus dem oberen Malm des Treuchtlinger Raums, welcher geografisch zur Fränkischen Alb gehört. Hauptabbauorte sind im Raum Titting - Kaldorf zu finden.

Inhaltsverzeichnis

Petrographie

Die Bezeichnung Marmor ist aus petrographischer Sicht unzutreffend. Es handelt sich um einen feinkörnigen Kalkstein, wie es die Gesteinsstruktur, der Mineralbestand und das Vorhandensein von Fossilien belegen. Der gesteinskundliche richtige Name ist demnach Jura-Kalkstein. In Verkaufsgesprächen der Naturwerksteingewerke werden, da die Kunden im Normalfall allenfalls Granit und Marmor dem Namen nach kennen, aus Vereinfachungsgründen alle mit Kleesalz (Bitterklee) polierbaren Carbonatgesteine als Marmore bezeichnet.

Häufig vorkommende Fossilien sind Algen, Kieselschwämme, Ammoniten und Belemniten. Jura-Marmor ist der bedeutendste deutsche Naturwerkstein für den Baubereich, der zu Treppenhäusern, Bodenbelägen und Fensterbänken verarbeitet wird und worden ist.

Das Alter des Jurakalksteins ist mit ca. 140−160 Millionen Jahre anzusetzen. Die Mächtigkeit der nutzbaren Gesteine beträgt ca. 50,0 m und die einzelnen Schichten (Lokalbezeichnung: Farbschichten) sind bis 1,6 m dick. Die Kalke sind durch Mergellagen voneinander getrennt. Die Größe der abgebauten Blöcke hängt von den natürlichen Klüften und Spalten ab.

Der hier beschriebene Jurakalkstein ist nicht mit dem Solnhofener Plattenkalk zu verwechseln, der zwar ebenfalls aus der Jurazeit stammt, jedoch vor allem durch seine Fossilien (insbesondere durch den Urvogel Archaeopteryx) und seine Eignung als Druckplatte (Lithografie) bekannt ist.

Jurakalkstein als Kulturgut

Seit den Anfängen der menschlichen Besiedlung wird Jurakalkstein als Baustoff verwendet. Die leichte Abbaubarkeit des Gesteins war in früheren Zeiten für den Bau von Burgen und Häusern der Oberschicht ein wichtiges Siedlungskriterium.
Früher wurden deshalb vor allen Dingen massive Stücke gebrochen, um daraus Mauersteine zu gewinnen. Die Bedeutung als Dekormaterial für den Innenraum war noch relativ selten. Erst die Technik, die Oberflächen des Steines mit Bitterklee zu polieren führte dazu, dass Jurakalk in Sakralbauten verstärkt für Säulen oder Altäre im Innenbereich verwendet wurde.
Zahlreiche historische und moderne Bildhauer schufen Bildwerke aus diesem Kalkstein. Insbesondere der Eichstätter Dom zeigt hervorragende historische Bildwerke und gestaltete Werksteine von europäischem Rang aus Jurakalkstein.

Farben des Jurakalksteins

Der bekannteste Jurakalk ist Jura gelb. Die gelbe Farbe kommt durch den Anteil an Limonit zustande. Die zweithäufigste Variante ist Jura grau. Wie der Name sagt, herrschen hier graue Farbtöne vor.
Mit Jura bunt wird Material, welches aus einer Bank zwischen den grauen und gelben Varietäten abgebaut wird, bezeichnet. Seltenere Farben sind Jura nuss, eine eher bräunliche Variante, und Jura rahmweiß die aus einer hellgelben Zone gewonnen wird. Oft werden sogenannte „Risse“ im Jura-Kalkstein bemängelt, die aber aus natürlichen transparenten Calcitadern bestehen. Wie bei vielen anderen Organokalken ist eine 100 %ig homogene Politur nicht möglich. Je nach Lichteinfall kann es für einen „empfindlichen Kunden“ so aussehen, als ob "Schmutz" unter der Politur vorhanden ist. Diese leichten Trübungen resultieren aus natürlichen Inhomogenitäten im Gesteinsgefüge und sind kein Mangel.
Eine weitere optische Variante ergibt sich aus dem sogenannten Schnitt gegen das Lager beim Aufsägen dieses Gesteins. Dabei bekommt der Jura ähnliche Streifenmuster wie ein Travertin.

Eigenschaften als Baustein

Jura-Kalkstein wird heute (2008) im großem Umfang als Baustein im Innenbereich verwendet.

Durchschnittliche technische Werte

  • Rohdichte: 2,61 kg/dm³,
  • Biegezugfestigkeit: 13,8 - 14,1 N/mm²,
  • Druckfestigkeit: 146 N/mm²,
  • Abriebfestigkeit: 21,6 cm³/50 cm²

Innenbereiche

Neben den angesprochenen Massivteilen wurde Jurakalk in herrschaftlichen Häusern in zunehmendem Maße auch für den dekorativen Innenausbau benutzt. Die Herstellung von Bodenplatten war in vorindustriellen Zeiten allerdings äußerst mühsam. Die gebrochenen Platten wurden grob vorbearbeitet und dann mit einem Eisenklotz und feinem Sand per Hand geschliffen. Abschließend wurde entweder poliert oder der Boden wurde mit Schmierseife „satt“ eingelassen.

Mit Beginn der industriellen Revolution fand der mittlerweile maschinell bearbeitete Jurakalk Einzug in den „Baualltag“. Fensterbänke, Bodenbeläge und Wandverkleidungen wurden auch dem Mittelstand zugänglich. Noch heute assoziieren viele Jurakalk als das typische Fensterbankmaterial der Nachkriegszeit.

Mittlerweile ist der in Deutschland etwas aus der Mode gekommene Jurakalk ein Gestein, das im Ausland durch seine Fossilien und mediterrane, warmtonige Optik immer beliebter geworden ist. Im Gegensatz zu Oolithkalken, z. B. aus Spanien oder Frankreich, besitzt er wesentlich höhere Abriebfestigkeiten und ist auch nicht so spröde, wie die hochdichten Sorten aus Bari oder Sizilien.

Durch den üblicherweise geringen Anteil an tonigen Lagen, die nur in den Grenzen der einzelnen Mergelschichten auftreten, ist Jurakalkstein sehr gut für Fußbodenheizungen geeignet. Tonlagen bestehen i. d. R. aus quellfähigen Mineralien, die bei durch das Ein- und Ausschalten der Heizung bedingter wechselnder Feuchte „zerbröseln“ würden.

Außenbereiche

Bedingt durch die Schichtung der verschiedensten Juralagen ist es notwendig, bei der Bestellung im Steinbruch für Außenbereiche geeignetes Material anzufordern. Die Spezialisten vor Ort kennen ihr Gestein und wählen daher andere Blöcke für Außenbereiche als für Innenräume. Aber auch der geographische Einbauort spielt bei der Wahl des Steines eine Rolle. Im Allgäu ist beispielsweise mit einer schnelleren thermisch bedingten Verwitterung zu rechnen als in Küstengebieten oder im moderaten Klima der Insel Mainau.

So genannte Imprägnierungen, Steinsiegel, Nanobeschichtungen oder ähnliche „Wunderchemikalien“ zerstören i. d. R. die kapillare Leitfähigkeit von Jura und führen zu einer drastischen Verschlechterung der Frostbeständigkeit. Viele Steinbrüche weisen mit einem ausdrücklichen Haftungsauschluß auf diese Tatsache hin. Das Risiko von Abplatzungen ist nicht sofort gegeben, sondern tritt meist erst nach drei bis fünf Jahren auf. Steinseife hingegen hat einen patinierenden Effekt ohne die oben genannten Nachteile. Es bildet sich zwar auch eine abdeckende Schicht aus Kalkseife, diese ist aber „weich“ und macht bei „Druck“ von unten einfach Platz.

Bodenbeläge

Jura gelb ist nur bedingt frostfest. Das bedeutet, das die Unterkonstruktion beim Einbau eine große Rolle spielt. Terrassenplatten, die in Splitt verlegt werden, oder auf Anker freihängende Fassadenplatten frieren nicht auf. Sollte aber Jura im Mörtelbett verlegt werden, ist an der Grenzfläche zum Mörtel generell mit Abplatzungen zu rechnen. Ursache hierfür ist die Alkalität des Mörtels, der an der Grenzfläche die (zwar geringe) Eisenbindung „knackt“. Die Prüfung der Frostfestigkeit beinhaltet nur das Gestein, nicht die Gesamtkonstruktion. (siehe DIN EN 1341-44).

Massivbauteile im Garten- und Landschaftsbau

Bei Massivbauteilen ist vor allen Dingen Jura Gelb ein hervorragend geeigneter Kalkstein. Wie bei jedem Kalkstein ist eine polierte Oberfläche bei Regen nicht beständig und eine natürliche Patinierung durch Verwitterung daher generell zu erwarten. Blockstufen und Pflasterplatten werden seit Jahrhunderten im Eichstätter Gebiet genutzt. Viele Burgen wurden aus dem Jurakalk gebaut und trotzen dem Wetter immer noch. Hier spielt die Materialstärke eine entscheidende Rolle. Dass sich die Oberfläche verändert ist hinzunehmen.

Reinigung von Jura-Kalkstein

Kalksteine sind gegenüber einer Reihe von Reinigungsmitteln und Verfahren empfindlich. Es ist deshalb besondere Sorgfalt geboten, um den Stein vor Beschädigungen zu bewahren.

Reinigung und Pflege von Jura-Kalkstein in Innenbereichen.

Absolut ungeeignet sind saure Reinigungsmittel, wie beispielsweise Essigreiniger, WC–Reiniger oder andere entkalkende Mittel, da sie den im Stein enthaltenen Kalk zersetzen. Hochalkalische Produkte, wie z. B. „Grüne Seife“ oder professionelle Grundreiniger, die auf Natronlauge oder Kalilauge basieren sind ebenfalls generell nicht zugelassen, weil sie die im Stein eingelagerten Fossilien Bestandteile angreifen. Hochgradige Lösemittel, wie Benzin oder Terpentin entfernen unter Anderem die Pflegeschichten und können daher zu einer starken Aufhellung führen.

Bauabschlussreinigung

Eine saubere Verlegung ist immer die einfachste Möglichkeit eine Bauabschlussreinigung zu vereinfachen. Die bei Graniten üblichen Zementschleierentferner sind sauer und deshalb für Jura-Kalkstein nicht geeignet. Um allgemeine Bauschmutze zu entfernen, können alkalische Universalgrundreiniger auf Ammoniakbasis (pH-Wert 7–10,5) verwendet werden. Wichtig ist immer, dass die Gesamtkonstruktion (Mörtel und Naturstein) ausgehärtet ist, bevor mit der Reinigung begonnen wird. Der Bodenbelag ist dann mit Wasser bis zur Sättigung vorzunässen. Überschüssiges Wasser ist mit einem Gummiabzieher zu entfernen. Danach kann die Reinigungsflotte, z. B. mit einer Gießkanne auf den Boden gegeben werden. Mit einer weichen Bürste ist mechanisch zu unterstützen. Nach ca. 5 min. nochmals bürsten. Danach ist die Schmutzflotte aufzunehmen und mindestens zwei mal mit klarem Wasser nachzuspülen.

Unterhaltsreinigung

Die älteste Methode, Jura Kalkstein zu pflegen, ist die Verwendung eines klassischen Seifenreinigers, wie er schon bei den Sumerern verwendet wurde. Der langsame Aufbau von sogenannten Kalkseifen ist die beste Möglichkeit eine seidenmatte und farbtonintensive Optik zu erlangen. Durch den leichten Schichtaufbau ist der Stein mit natürlichen Mitteln gut geschützt. Allerdings dauert es einige Zeit, bis der Jura Kalkstein die notwendige Patina bekommt.

Die mechanische Unterstützung ist mit einem klassischen Baumwollmob gut durchführbar. Mikrofasersysteme sind bei dieser pflegenden Reinigung leider nicht geeignet. Bei Bedarf kann dann der Naturstein mit einer Bürstenmaschine aufpoliert werden. Mit dem bei der Bauabschlussreinigung beschriebenen System ist die Patina i. d. R. wieder entfernbar.

Nachteilig ist jedoch, das mit dieser Methode Schichten aufgebaut werden können, die im ungünstigsten Fall die eingestellte Rutschsicherheit überdecken. Deshalb ist nach endlicher Zeit auf einen synthetischen Seifenreiniger zu wechseln.

Polymerwischpflegen

Polymerwischpflegemittel enthalten Kunststoffanteile, die redispergierbar sind. Sie sollten erst nach Abschluss aller chemischen Vorgänge im der Unterkonstruktion verwendet werden, da es durch kontaminiertes Wasser zu Abmehlvorgängen kommen kann.

Unterhaltsreinigung mit Automaten

Die rationellste und gründlichste Reinigung erfolgt mit einem Scheuer–Saug-Automaten. Die mechanische Unterstützung ist mit einer „Hoch–Tief–Bürste“ mit Borsten von 0,3 & 0,5 mm durchzuführen. Pads sind nicht zu empfehlen.

Reinigung in Außenbereichen

Theoretisch können die gleichen Reinigungsmittel eingesetzt werden wie im Innenbereich. Allerdings ist vor dem Einsatz von Chemikalien im Außenbereich grundsätzlich bei der örtlichen Gewässerschutzbehörde zu erfragen, was erlaubt ist, da üblicherweise Oberflächenwasser anderen Vorschriften unterliegen als die Abwässer aus Gebäuden.

Siehe auch


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