KZ Eintrachthütte

KZ Eintrachthütte
Haupteingang und Denkmal für das ehemalige KZ Eintrachthütte, das spätere Arbeitslager Zgoda

Das KZ Eintrachthütte war in der Zeit vom 26. Mai 1943 bis 23. Januar 1945 ein Außenlager des KZ Auschwitz, gelegen im Ortsteil Eintrachthütte der oberschlesischen Stadt Schwientochlowitz, anschließend unter dem Namen Zgoda ein polnisches Arbeitslager für deutsche Zivilisten und antikommunistische Polen.

Inhaltsverzeichnis

Unter Leitung der SS

1942 war die „Eintrachthütte“ von der halbstaatlichen Holding „Berghütte“ mit Sitz in Teschen (Cieszyn) übernommen worden; verwaltet wurde sie von deren Tochterfirma „Oberschlesische Maschinen und Waggonfabrik AG (OSMAG)“. Dort arbeiteten zunächst 180 jüdische Zwangsarbeiter, 300 sowjetische Kriegsgefangene, und ab 1943 auch 400 französische Zwangsarbeiter. Im Juni 1943 wurde das „Rüstungslager Eintrachthütte“ von Häftlingen aus Auschwitz ausgebaut; ein Jahr später lebten dort 1.400 meist jüdische KZ-Häftlinge, die aus Drancy, Saloniki, Westerbork, Minsk, Riga, aus polnischen Ghettos und Ungarn herangeschafft worden waren.

Der Großteil der Häftlinge wurde in der Rüstungsproduktion bei der Herstellung von Flakgeschützen eingesetzt. Es wurde im Schichtbetrieb von zwölf Stunden gearbeitet. Kleinere Häftlingsgruppen wurden an Fremdfirmen wie Holzmann-Posen, Grün und Bilfinger, Königshütter Metallwerke und Friedenshütte ausgeliehen.

Das Lager wurde währende der NS-Zeit geleitet vom SS-Hauptscharführer Josef Remmele (26. Mai 1943 bis Juli 1944) und dem SS-Hauptscharführer Wilhelm Gehring (18. Juli 1944 bis 23. Januar 1945). Beide behandelten die Lagerinsassen brutal, schlugen und traten, hetzten die Hunde auf Häftlinge und beteiligten sich an der Ausführung von Körperstrafen und Hinrichtungen. Steharrest in nasser Zelle und mehrstündiges Stehen zwischen den elektrischen Zäunen waren besonders gefürchtet.

Bis auf das Administrationsgebäude bestand das Lager aus zweiräumigen Holzbaracken, in denen 60 bis 80 Gefangene pro Raum untergebracht wurden. Kranke und Arbeitsunfähige wurden zurück in das KZ Auschwitz-Birkenau geschickt, trotzdem starben im Lager selbst 10 bis 15 Insassen pro Woche.

Die Evakuierung des Lagers erfolgte im Dezember 1944 und im Januar 1945 mit überfüllten Zügen ins KZ Mauthausen.[1] Hinter diesem Tarnwort standen aus Sicht der NS-Täter zwei Vorgänge: Abtransport oder Massenmord der Häftlinge bevor alliierte Truppen das Lagergebiet erreichen.

Unter Leitung des polnischen Sicherheitsdienstes

Das von den Deutschen geräumte Lager wurde am 23. Januar 1945 von der Roten Armee besetzt.[2] Nun wurde es in Zgoda umbenannt und im Februar 1945 der polnischen, kommunistischen Geheimpolizei des Ministerstwo Bezpieczeństwa Publicznego (Ministerium für Öffentliche Sicherheit) in Warschau unterstellt und weiterbenutzt. Es wurde somit zu einem der 1.255 Internierungslager für deutsche Gefangene in Polen [3] [4] [5], in denen von etwa insgesamt inhaftierten 110.000 Menschen 15 bis 20% ums Leben kamen. [6]

Lagerkommandant wurde Salomon Morel, ein ehemaliger Partisan und Mitglied der polnischen, kommunistischen Untergrundarmee „Armia Ludowa“(deutsch Volksarmee).

Die Zahl der Insassen im Lager Zgoda variierte. Anfang August 1945 erreichte sie mit ca. 5.000 Menschen, einschließlich Kindern und Frauen – etwa 60% waren Frauen, 20 bis 25% Kinder, der Rest alte Menschen –, ihren Höhepunkt. Es handelte sich dabei mehrheitlich um Reichsdeutsche (aus den deutschen Ostgebieten) und Volksdeutsche (aus Polen), die dort im Zuge der Vertreibung aus den damaligen deutschen Ostgebieten, die unter polnische Verwaltung gekommen waren, zunächst zusammengefasst wurden; andere Nationalitäten wie Ukrainer stellten die Minderheit. Nach einer Berechnung des polnischen Instituts für Nationales Gedenken kamen in Zgoda 1.855 Menschen ums Leben,[7] viele weitere wurden systematisch gequält.

Im Bericht eines amerikanischen Diplomaten an das Foreign Office heißt es: „Konzentrationslager sind nicht aufgehoben, sondern von den neuen Besitzern übernommen worden. Meistens werden sie von der polnischen Miliz geleitet. In Schwientochlowitz ... müssen Gefangene, die nicht verhungern oder zu Tode geprügelt werden, Nacht für Nacht bis zum Hals im kalten Wasser stehen, bis sie sterben.“ [8].

Der ehemalige Kommandant Salomon Morel floh 1994 nach Israel. Er wurde von der polnischen Regierung wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht. Polen beantragte seine Auslieferung, der Antrag wurde jedoch seitens Israels abgelehnt. Inzwischen ist er dort verstorben.

Gedenken

Es gab eine Initiative, die noch sichtbaren Reste des Lagers zu einer Gedenkstätte zu machen (siehe Bild).[9]

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Benz / Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Band 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. München 2007, ISBN 3-406-52965-8, S. 211-216.
  2. Bundesministerium der Justiz: Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos gemäß § 42 Abs. 2 BEG Nr.349 Eintrachthütte, Gemeinde Schwientochlowitz
  3. Zivilverschollenenliste des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes, Band III, 1962/1963
  4. Deutsches Bundesarchiv, Koblenz: Dokumentation der Vertreibungsverbrechen; Bundesministerium für Vertriebene: Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa, Bonn 1953-1962; Zentralstelle des Kirchlichen Suchdienstes: Gesamterhebung zur Klärung des Schicksals der deutschen Bevölkerung in den Vertreibungsgebieten, München 1965
  5. Eugen Georg Schwarz: Vertreibungsverbrechen. In: Franz W. Seidler, Alfred de Zayas (Hg.): Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert. Mittler, Hamburg 2002, ISBN 3813207021, Seite 245-247.
  6. Helga Hirsch: Die Rache der Opfer. Deutsche in polnischen Lagern 1944 - 1950. Reinbek, Rowohlt rororo, 1998.
  7. entsprechend auch bei Wolfgang Benz / Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. München 2007, ISBN 3-406-52965-8, S. 215.
  8. Thomas Urban Der Verlust. Die Vertreibung der Deutschen und Polen im 20. Jahrhundert, Verlag C. H. Beck, München 2004, ISBN 3406541569
  9. Lager Zgoda: Gedenkinitiative stößt auf Widerstand bei Überlebenden. Unser Oberschlesien, 18. Dezember 2003

Literatur

Weblinks

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