- Kabinett de Maizière
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Das Kabinett des DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière war die erste und gleichzeitig letzte frei gewählte Regierung der DDR. Die Regierungsbildung war die Folge der Volkskammerwahl am 18. März 1990. Das Kabinett bestand zeitlich parallel zur Regierung des Bundeskanzlers Helmut Kohl in der damaligen Bundesrepublik Deutschland. Die Regierungszeit endete im Rahmen der Deutschen Wiedervereinigung mit dem Beitritt der Länder der DDR (und Berlin) zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990.
Regierungsbildung
Als Ergebnis der Volkskammerwahl bildete der CDU-Spitzenkandidat Lothar de Maizière eine Koalitionsregierung, bestehend aus:
- Dem Wahlbündnis (ohne eine gemeinsame Liste) Allianz für Deutschland mit den Teilnehmern:
- der ehemaligen DDR-Blockpartei Christlich-Demokratische Union Deutschlands (CDU)
- der neu gegründeten und der westdeutschen CSU nahestehenden Deutschen Sozialen Union (DSU)
- dem neu gegründeten Demokratischen Aufbruch (DA)
- Der neu gegründeten Sozialdemokratischen Partei in der DDR (ursprünglich SDP, zum Zeitpunkt der Wahl bereits als SPD abgekürzt)
- dem Wahlbündnis (mit einer gemeinsamen Liste) Bund Freier Demokraten, das aus DFP, LDP und F.D.P. bestand.
Am 12. April 1990 wurde Lothar de Maizière von der am 18. März neugewählten Volkskammer mit 265 Stimmen bei 108 Gegenstimmen und 9 Enthaltungen zum Ministerpräsidenten der DDR gewählt. Die Abgeordneten bestätigten danach en bloc auch sein Kabinett.
Kabinettsumbildung
Am 24. Juli 1990 trat der Bund Freier Demokraten (Die Liberalen) aus der Koalitionsregierung aus, die zwei Minister verblieben jedoch im Kabinett. Grund waren Streitigkeiten über die Modalitäten der bevorstehenden ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990. Am 15. August kündigte Ministerpräsident Lothar de Maizière die Entlassung einiger Minister an, denen er die Schuld an der wirtschaftlichen Misere in der DDR gab: Walter Romberg (SPD, Finanzen), Peter Pollack (parteilos, Ernährung Land- und Forstwirtschaft) und Gerhard Pohl (CDU, Wirtschaft). Daraufhin zog am 20. August die SPD ihre Minister und Staatssekretäre aus der Regierung ab und beendete die Koalition.
Kabinettsmitglieder
Kabinett de Maizière 12. April bis 2. Oktober 1990. Amt Name Partei Parl. Staatssekretär Partei Ministerpräsident Lothar de Maizière CDU Günther Krause CDU Amt des Ministerpräsidenten Klaus Reichenbach CDU Stellvertreter des Ministerpräsidenten
und Innere AngelegenheitenPeter-Michael Diestel DSU
ab 30. Juni 1990:
parteilos
ab 3. August 1990:
CDUAuswärtige Angelegenheiten Markus Meckel
bis 20. August 1990
Lothar de Maizière
ab 22. August 1990SPD
CDUHans-Jürgen Misselwitz
bis 20. August 1990SPD Regionale und Kommunale Angelegenheiten Manfred Preiß BFD Wirtschaft Gerhard Pohl
Entlassung am 16. August 1990
Gunter Halm
kommissarisch ab 16. August 1990CDU
BFDStefan Körber
bis 20. August 1990SPD Finanzen Walter Romberg
Entlassung am 16. August 1990
Werner Skowron
kommissarisch ab 16. August 1990SPD
CDUDieter Rudorf
bis 20. August 1990SPD Handel und Tourismus Sybille Reider
bis 20. August 1990
Lothar Engel
kommissarisch ab 20. August 1990SPD
parteilosJustiz Kurt Wünsche
Entlassung am 16. August 1990
Manfred Walther
kommissarisch ab 16. August 1990BFD
ab 3. Juli 1990:
parteilos
CDURolf Schwanitz
23. Juli bis 20. August 1990SPD Ernährung, Land- und Forstwirtschaft Peter Pollack
Entlassung am 16. August 1990
Peter Kauffold
kommissarisch 16. bis 20. August 1990
Gottfried Haschke
kommissarisch ab 20. August 1990parteilos
SPD
CDUPeter Kauffold
bis 20. August 1990
Gottfried Haschke
seit 20. August 1990SPD
CDUArbeit und Soziales Regine Hildebrandt
bis 20. August 1990
Jürgen Kleditzsch
kommissarisch ab 22. August 1990SPD
CDUAlwin Ziel
bis 20. August 1990SPD Abrüstung und Verteidigung Rainer Eppelmann DA Bertram Wieczorek CDU Jugend und Sport Cordula Schubert CDU Familie und Frauen Christa Schmidt CDU Hans Geisler CDU Gesundheitswesen Jürgen Kleditzsch CDU Thomas Schmidt DSU Verkehr Horst Gibtner CDU Manfred Dott DSU Umwelt, Naturschutz, Energie und Reaktorsicherheit Karl-Hermann Steinberg CDU Post- und Fernmeldewesen Emil Schnell
bis 20. August 1990
Hans-Jürgen Niehof
kommissarisch ab 20. August 1990SPD
parteilosHans-Jürgen Niehof parteilos Bauwesen, Städtebau und Wohnungswirtschaft Axel Viehweger
bis 28. September 1990BFD Forschung und Technologie Frank Terpe
bis 20. August 1990
Hans-Joachim Meyer
kommissarisch ab 22. August 1990SPD
parteilosErnst-Hinrich Weber CDU Bildung und Wissenschaft Hans-Joachim Meyer parteilos Rainer Jork CDU Kultur Herbert Schirmer CDU Medienpolitik Gottfried Müller CDU Horst Schulz CDU Wirtschaftliche Zusammenarbeit Hans-Wilhelm Ebeling DSU
ab 2. Juli 1990:
parteilosOswald Wuttke CDU Regierungssprecher: Matthias Gehler
Stellvertretende Regierungssprecherin: Angela MerkelSiehe auch:
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