Hans-Jürgen Misselwitz

Hans-Jürgen Misselwitz

Hans-Jürgen Misselwitz (* 29. März 1950 in Altenburg) ist ein deutscher Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hans-Jürgen Misselwitz studierte Biologie und Biophysik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 1974 bis 1981 arbeitete er als Biochemiker am Zentralinstitut für Herz-Kreislaufforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Buch und an der Humboldt-Universität. Nachdem er bereits seinen Grundwehrdienst bei der Nationalen Volksarmee geleistet hatte, verweigerte er sich einer erneuten Einberufung. Deshalb musste er seine Tätigkeit an der Humboldt-Universität beenden.[1] Misselwitz begann daraufhin ein Theologie-Studium am Sprachenkonvikt Berlin und war im Herbst 1981 neben dem Grafiker Martin Hoffmann, Freya Klier, Vera Lengsfeld und anderen Gründungsmitglied des Friedenskreises Pankow, der größten Oppositionsgruppe in Ostberlin. Zusammen mit seiner Frau, der Pfarrerin Ruth Misselwitz, leitete er dessen Arbeit. Von 1987 bis 1988 war Misselwitz Stipendiat des Ökumenischen Rats der Kirchen in den USA. Im kirchlichen Dienst stand er ein halbes Jahr lang, von September 1989 bis März 1990 in Hennigsdorf.

Parallel dazu wirkte er in der SDP-Gründungsinitiative mit und engagierte sich ab Januar 1990 beim Aufbau der zentralen SDP-Arbeitsgremien. Ab März desselben Jahres saß Misselwitz für die Sozialdemokraten in der ersten frei gewählten Volkskammer, wurde Parlamentarischer Staatssekretär im Außenministerium und übernahm die Leitung der DDR-Delegation bei den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen. Bis Dezember 1990 war er Mitglied des Deutschen Bundestages.

Von 1991 bis 1999 war Misselwitz Leiter der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung in Potsdam. Seit 1999 ist er beim Parteivorstand der SPD tätig. Von 1999 bis 2005 war er Büroleiter von Wolfgang Thierse. Seit 2006 ist er Geschäftsführer des Forum Ostdeutschland der Sozialdemokratie e.V. und Sekretär der Grundwertekommission der SPD. Hans-Jürgen Misselwitz ist Vorstandsmitglied des Willy-Brandt-Kreises.

Misselwitz ist Gründungsmitglied des Instituts Solidarische Moderne.[2]

Er lebt seit 1972 in Berlin, heiratete 1974 und hat zwei erwachsene Töchter.

Werke

  • Hans-J. Misselwitz: Nicht länger mit dem Gesicht nach Westen. Das neue Selbstbewußtsein der Ostdeutschen. Dietz, Bonn 1996, ISBN 3-8012-0235-6.
  • Christoph Kleßmann, Hans Misselwitz, Günter Wichert (Hrsg.): Deutsche Vergangenheiten - eine gemeinsame Herausforderung. Der schwierige Umgang mit der doppelten Nachkriegsgeschichte. Ch. Links, Berlin 1999, ISBN 3861531801.
  • Hans Misselwitz, Richard Schröder (Hrsg.): Mandat für deutsche Einheit: Die 10. Volkskammer zwischen DDR-Verfassung und Grundgesetz. Leske und Budrich, Opladen 2000, ISBN 3-8100-2771-5.
  • Hans Misselwitz, Katrin Werlich (Hrsg.): 1989: Später Aufbruch - Frühes Ende? Eine Bilanz nach der Zeitenwende. Berliner Debatte Wiss. Verl., Berlin 2000, ISBN 3-931703-66-5.

Literatur

  • Marianne Subklew-Jeutner: Der Pankower Friedenskreis. Geschichte einer Ost-Berliner Gruppe innerhalb der Evangelischen Kirchen in der DDR 1981-1989. Der Andere Verlag, Osnabrück 2004, ISBN 3-89959-145-3.
  • Marianne Subklew (Hrsg.): Ich wurde mutiger. Der Pankower Friedenskreis - politische Selbstbehauptung und öffentlicher Widerspruch. Katalog zur Ausstellung (Texte: Marianne Subklew, Gestaltung: Martin Hoffmann), Berlin 2003 (Neubearbeitung 2009)

Einzelnachweise

  1. Meine Freiheit musste mir niemand geben! Interview von Alexander Thomas mit Hans Misselwitz, In: Verlorene Zeiten? DDR-Lebensgeschichten im Rückblick - eine Interviewsammlung, herausgegeben von Cornelia Siebeck u.a., Berlin: Vergangenheitsverlag 2010 ISBN 978-3-940621-11-5
  2. Institut Solidarische Moderne: Gründungsmitglieder

Weblinks


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