- Kandel (Berg)
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Kandel Der Kandel vom Innenhof der Hochburg aus gesehen
Höhe 1.241 m ü. NN Lage Baden-Württemberg Gebirge Mittlerer Schwarzwald Geographische Lage 48° 3′ 44″ N, 8° 0′ 43″ O48.0622222222228.01194444444451241Koordinaten: 48° 3′ 44″ N, 8° 0′ 43″ O Luftaufnahme Kandel
Der Kandel ist mit 1.241 m ü. NN die höchste Erhebung im Mittleren Schwarzwald und der Hausberg der Stadt Waldkirch. Durch seine exponierte Stellung abseits vergleichbarer Berge wirkt er jedoch deutlich höher.
Inhaltsverzeichnis
Geologie und Relief
Der Kandel gehört zum zentralschwarzwälder Gneisgebiet. Das Bergmassiv ist in seiner Großform tektonisch bedingt: Die Kandel-Scholle steigt pultförmig von der Hochfläche um Sankt Peter nach Nordwesten hin an. Sie ist von Verwerfungen umgeben, die sich teilweise als deutliche Geländekanten abzeichnen; so liegen die Rheinebene mehr als 1000 Meter und die Gipfel jenseits des Elztales 500-600 Meter tiefer als der Kandel. Die andauernde Heraushebung der Kandel-Scholle gegenüber der Rheinebene (1-2 mm/a) äußert sich zuweilen in Erdbeben.
Das Kandelmassiv ist von tiefen Tälern radial in teils rundliche, teils felsige Bergrücken aufgelöst. Die Steilhänge erreichen nach Südwesten (Glottertal) 600 m, nach Nordwesten (Elztal) 650 m und nach Nordosten (Simonswälder Tal) gut 700 m. Nur südostwärts dacht sich der Berg allmählich ab, Richtung Sankt Peter um 500 m und zur Platte über den Zweribachwasserfällen hin um gut 200 m. Der ausgedehnte grünlandreiche Südhang führt zu deutlicher Thermik und beeinflusst mit den hier oft entstehenden großen Gewitterzellen das Wettergeschehen des Breisgaues.
Die auf die eiszeitlichen Vergletscherungen zurückgehenden Formen des Gebirgsstockes treten im Landschaftsbild nur wenig in Erscheinung.
Sport- und Freizeitmöglichkeiten
Das Kandelmassiv bietet ein umfangreiches Wegenetz für Wanderer und Mountainbiker, unter anderem den Südteil des Kandelhöhenwegs des Schwarzwaldvereins.
Der Große Kandelfelsen ist ein Kletterrevier mit Routen der meisten Schwierigkeitsgrade.
Für Drachen- und Gleitschirmflieger gibt es einen Startplatz in Richtung Süden mit Landeplatz im Glottertal und eine hölzerne Startrampe in Richtung Westen mit Landeplatz am Heimeck.
Im Winter stehen drei Skilifte zur Verfügung. Eine Langlaufloipe, die 5 Kilometer lange Kandelloipe, wurde im Winter 2006/2007 eingestellt.
Im Sommer wird die Hauptstraße stark von Motorradfahrern frequentiert, die hier eine kurvenreiche und anspruchsvolle Strecke vorfinden.
Der Kandel ist bei Radrennfahrern sehr beliebt. Die Nordwestanfahrt von Waldkirch erreicht einen alpinen Schwierigkeitsgrad. Auf 12 Kilometern überwindet man insgesamt 926 Höhenmeter, was einer durchschnittlichen Steigung von 7,7 % entspricht. Die Auffahrt ähnelt zum Beispiel der Bergankunft in L'Alpe d'Huez mit 13 Kilometern Länge und 7,9 % Durchschnittssteigung.
Im Jahr 2000 führte die dritte Etappe der Deutschland Tour über den Kandel, der für einige Radrennfahrer besonderes im unteren Bereich hinter dem Altersbach zu einer harten Prüfung wurde. Udo Bölts erreichte als erster den Gipfel.
Am 13. August 2005 fand im Rahmen der Regio-Tour ein Bergzeitfahren von Waldkirch auf den Kandel statt. Bester wurde Tony Martin mit einer Zeit von 33 Minuten und 43 Sekunden.
Alljährlich findet auch der Kandel-Berglauf statt. Start ist auf dem Marktplatz der Stadt Waldkirch, von dort geht es über 980 m Höhenmeter auf der Landstraße zur Passhöhe. Sieger 2007 war Josef Beha in 50:05 Minuten, vor Markus Jenne und Ulrich Benz. Veranstaltet wird der Lauf vom Sport-Verein Waldkirch e.V.
Busverbindungen zum Gipfelgebiet (Kandel Rasthaus) bestehen mehrmals täglich von Freiburg über Waldkirch, Denzlingen oder St. Peter.
Am Kandel gibt es neben einfachen Schutzhütten für Wanderer und Waldarbeiter auch gastronomisch bewirtschaftete Hütten.
- Gustav-Beck Hütte (1.030 m)
- Gaisfelshütte
- Thomashütte (1.070 m), benannt nach Ludwig Thomas, einem ehemaligen Vizepräsidenten des Schwarzwaldvereins
- Langeckhütte (780 m)
- Gummenhütte
Ereignisse rund um den Kandel
In der frühen Neuzeit galt der Kandel als der „Blocksberg des Schwarzwaldes“. Das untere Elztal war einer der Schwerpunkte der Hexenverfolgung in Deutschland. Die Walpurgisnacht wird heute als Brauchtumspflege begangen.
Der obere Teil des Kandelfelsens, die Teufelskanzel, brach 1981, in der Walpurgisnacht vom 30. April zum 1. Mai, ab. Etwa 2.000 Kubikmeter Gestein lösten sich und liegen nun unterhalb des Felsens. Die Koninzidenz zur Walpurgisnacht und die Tatsache, dass zwischen dem Schutt ein Reisigbesen gefunden wurde, führte bei Anwohnern zu dämonologischen Erklärungen das Felssturzes. Die echte Ursache ist bis heute unklar, ein zunächst vermuteter Erdstoß konnte aufgrund von seismologischen Aufzeichnungen ausgeschlossen werden. Der Geograf Werner Bätzing vermutet, dass eine Frostwechsel-Sprengung vorlag, die besonders im Frühjahr aufgrund des Wechsels von tauendem und gefrierendem Wasser auftreten. In der Schutthalde sind dazu passend mehrere Eiszapfen gefunden worden. Der Reisigbesen stammte nachweislich von dem Felsmechaniker Peter Rambach, der in den Monaten vor dem Absturz Sicherungsarbeiten am Fels durchführte[1].
Am 5. Dezember 2004 ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,43 auf der Richterskala. Das Epizentrum lag im Bereich Waldkirch/Kandelmassiv, das eigentliche Erdbebenzentrum etwa 12 km darunter.
Weblinks
Commons: Kandel (Schwarzwald) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikinews: Erdbeben im Raum Freiburg – Nachricht- Kandel – Berg der Kräfte, Projekt zur touristischen Aufwertung des Kandelgebietes
- Silberbergwerk Suggental - eines der ältesten Bergwerke des Schwarzwaldes
- Die Geschichte des Bergbaus rund um den Kandel von Andreas Haasis-Berner, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Freiburg
- Der Breisgauer Blocksberg von Hartmut Stiller
- Fotos vom Kandel bei freiburg-schwarzwald.de
- Profil der Kandel-Auffahrt
Einzelnachweise
- ↑ "Auch lokale Bergführer und Akademiker verbreiten dämonologische Erklärungen", in: Andreas Frey: Der Sturz der Teufelskanzel. Ausgerechnet in der Walpurgisnacht stürzte vor dreißig Jahren im Schwarzwald ein Hexenfelsen in die Tiefe. Eine kausale Erklärung fehlt bis heute., in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 1. Mai 2011, Seite 61
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